Eine Frau beim Stillen

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STILLEN

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Es gibt keine bessere Nahrung für das Baby als die Muttermilch. Sie enthält sämtliche nötigen Nährstoffe, Vitamine sowie Immun- und Abwehrstoffe. Aber: Stillen ist nicht immer einfach und muss gelernt werden.

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Inhaltsstoffe in Muttermilch

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Inhaltsstoffe in Mutterersatzmilch

Muttermilch enthält Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Vitamine und Eisen. Sie versorgt das Kind mit Immun- und Abwehrstoffen der Mutter und schützt es so vor Krankheiten. Stillen fördert die Beziehung zwischen Mutter und Kind und bedeutet für das Kind Nähe, Wärme und Zuneigung. Kinder, die gestillt wurden, haben ausserdem ein geringeres Risiko übergewichtig zu werden. Bei der Mutter fördern die Stillhormone die Rückbildung der Gebärmutter und vermindern das Risiko von Brustkrebs. Und nicht zuletzt: Stillen heisst, die Babynahrung stets hygienisch einwandfrei in der richtigen Temperatur bei sich zu haben.

Voneinander lernen

Deshalb empfiehlt die Weltgesundheitsorganisa­tion, Säuglingen in den ersten sechs Monaten ausschliesslich Muttermilch zu geben. Doch gibt es immer wieder Gründe, weshalb Stillen erschwert sein kann: eine schmerzhafte Brustentzündung, Milchstau, Stress am Arbeitsplatz und nicht zuletzt die fehlende breite familiäre Unterstützung.

«Stillen ist ein Prozess, der gelernt und verinnerlicht werden muss, von den Müttern wie auch von den Kindern», sagt Brigitte Studer, Stillberaterin am Bürgerspital Solothurn. Deshalb besuchen Stillberaterinnen auf den Geburtenabteilungen in Solothurn und im Kantonsspital Olten alle Mütter auf der Wochenbettstation und geben Tipps sowie fachliche Informationen. «Früher hatten ­Frauen Unterstützung von erfahrenen Müttern, heute fehlen diese Vorbilder», so Brigitte Studer. Nicht zuletzt, weil Stillen in der Öffentlichkeit zuweilen auch kontrovers diskutiert wird.

Zu rascher Wiedereinstieg

«Wir stellen fest», so die Stillberaterin Brigitte Studer, «dass die Wiederaufnahme der Arbeit ein häufiger Grund ist abzustillen», also oft bereits nach vier Monaten. Für die Stillberaterin sei deshalb eine der zentralen Aufgaben, Frauen im Stillen zu stärken und stillende Frauen bei Wiederaufnahme der Arbeit zu beraten und zu begleiten. Doch bei allem Engagement für das Stillen: Was Brigitte Studer auf keinen Fall will, ist, Müttern, die nicht stillen wollen oder nicht stillen können, Druck aufzusetzen. Stillen sollte ein natürlicher Vorgang sein und kein Zwang.

Wussten Sie, dass es in der Schweiz eine Vereinbarung gibt, dass keine Werbung für Säuglingsanfangsmilch gemacht werden darf? In einem freiwilligen Kodex verpflichteten sich Hersteller von Säuglingsmilch zudem, auf jeder Packung einen Hinweis anzubringen, dass Stillen die optimale Ernährung für den Säugling sei.

Wichtig zu wissen

Jede Mutter hat Anspruch auf drei von den Krankenkassen bezahlte Stillberatungen. Bei Fragen zum Stillen oder Problemen lohnt es sich, bereits frühzeitig mit einer Stillberaterin Kontakt aufzunehmen.

Stillberatung Bürgerspital Solothurn

Telefon 032 627 44 87
stillberatung.bss@spital.so.ch

Stillberatung Kantonsspital Olten

Telefon 062 311 44 32
stillberatung.kso@spital.so.ch

Links

Freischaffende Stillberaterinnen
www.stillen.ch

Beratung von Mutter zu Mutter
www.lalecheleague.ch

Brigitte Studer, Stillberaterin

Brigitte Studer ist Stillberaterin am Bürgerspital Solothurn.

Babyfreundliche Spitäler im Kanton Solothurn

Das Kantonsspital Olten und das Bürgerspital Solothurn wurden von der UNICEF als babyfreundliches Spital zertifiziert. Die zentralen Kriterien sind, dass in diesen Spitälern Wert darauf gelegt wird, die Mutter-Kind-Beziehung zu stärken, das Stillen zu fördern und das Gesundheitspersonal laufend aus- und weiterzubilden. Ausserdem dürfen keine Gratismuster von Säuglingsanfangsmilch abgegeben werden. Die Einhaltung der Standards wird regelmässig überprüft.

In Entwicklungsländern sterben jedes Jahr 1,5 Millionen Kinder zwischen einem Monat und fünf Jahren an Mangelernährung und ihren Folgen. In diesen Regionen kann Stillen über Leben und Tod eines Kindes entscheiden.


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Biologisch betrachtet verändern sich im Übergang vom Kind zum Erwachsenen nahezu sämtliche Organe und körperlichen Funktionen. Auch das Gehirn. Das heisst aber auch, dass in dieser Phase der Veränderung Jugendliche sehr verletzlich sind.

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Biologisch betrachtet verändern sich im Übergang vom Kind zum Erwachsenen nahezu sämtliche Organe und körperlichen Funktionen. Auch das Gehirn. Das heisst aber auch, dass in dieser Phase der Veränderung Jugendliche sehr verletzlich sind.

«Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme.» Dieses Zitat beschreibt wohl das Gefühl vieler Jugendlicher, die sich in der Phase der Veränderung befinden. Denn manchmal wissen sie selber nicht, woran sie sind. Während der Begriff «Pubertät» vor allem die körperlichen Veränderungen wie Wachstumsschub, die Reifung von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen sowie die geschlechtsabhängige Umverteilung von Muskel- und Fettgewebe bezeichnet, wird unter Adoleszenz die psychosoziale Pubertät verstanden.

Dr. med. Beat Nick, Leitender Arzt im Behandlungszentrum für ­Psychosen der Psychiatrischen Dienste soH, beschreibt sie als Phase des Suchens nach Antworten: «Die Adoleszenz ist eine Zeit vieler Veränderungen und Entscheidungen: Suchen eines eigenen Weges mit der Frage, wer bin ich, abnabeln vom Elternhaus sowie das Suchen und Finden eines Lebenssinns im beruflichen und privaten Bereich.» Das sind grosse Themen. Viele dieser Fragen bergen Unsicherheiten. Unsicherheiten, die durch hohe Anforderungen von aussen und innen verstärkt werden können. Die Bedeutung der Eltern geht zurück, Jugendliche beginnen sich in der Adoleszenz stärker an Gleichaltrigen zu orientieren, der sogenannten peer group. «Hinzu kommen unzählige und zu jeder Zeit verfügbare Quellen wie Internet und Social Media. Diese regelrechte Informationsflut kann die Orientierung in dieser entscheidenden Lebensphase erschweren», so Beat Nick.

Verletzliche Momente

Das Hirn baut sich in der Adoleszenz regelrecht um. In dieser Umbauphase kann es dazu kommen, dass sich die verschiedenen Strukturen des Gehirns unterschiedlich rasch entwickeln und dadurch emotionale Reaktionen anders gesteuert werden als bei Erwachsenen. Diese Theorie würde erklären, weshalb Jugendliche oft ein ausgeprägteres Risikoverhalten haben oder in dieser Phase eben auch sehr anfällig für psychische Störungen sind. «Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen beginnt im Alter von 14 Jahren», sagt Psychiater Beat Nick, «viele dieser Erkrankungen bleiben aber unentdeckt und können zu schwerwiegenden Folgen wie soziale und persönliche Destabilisierung oder Suizid führen». Die Selbstmordrate unter Jugendlichen ist in der Schweiz sehr hoch und sogar die zweithäufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen. Der Früherkennung psychischer Störungen bei Jugendlichen kommt deshalb eine grosse Bedeutung zu.

Widerstandsfähigkeit fördern

«Aber es ist auch sehr wichtig, dass Jugendliche in der psychischen Gesundheit gefördert und geschützt werden», so Beat Nick. Er spricht damit die sogenannte Resilienz an, also die Widerstandsfähigkeit, die bereits von früher Kindheit an aufgebaut und gefördert werden sollte. «Der Grundstein, eine hohe Resilienz zu entwickeln, sind tragende Beziehungen in der Familie, in der sich ein Jugendlicher aufgehoben fühlen kann, aber auch in der Schule und Ausbildung.»

Die Adoleszenz ist eine bedeutende und zuweilen auch heftige Phase auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Und wichtig bleibt auch zu wissen, dass die allermeisten Jugendlichen keine psychische Störung entwickeln und ihren Weg ins Erwachsensein vielleicht nicht ganz hindernisfrei aber ohne Erkrankung hinter sich bringen können.

Was bedeutet Adoleszenz?

Unter Adoleszenz wird der Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden verstanden. Sie umfasst das Altersspektrum von 11 bis 25 Jahren. Bei manchen dauert sie länger und fängt früh an, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Jugendliche in dieser Phase…

… entwickeln eine Geschlechtsrolle

… lernen, Veränderungen ihres Körpers zu akzeptieren

… lösen sich von den Eltern ab

… bauen einen eigenen Freundeskreis auf

… entwickeln eine eigene Weltanschauung

… bauen ihre Zukunft auf und müssen sich für einen Weg in der Berufsbildung oder im Studium entscheiden.


Mögliche psychische Störungen in der Adoleszenz

  • Depressive Störungen
  • Angststörungen
  • Psychosen (gestörter Realitätsbezug)
  • Stoffgebundene Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen)
  • Nicht stoffgebundene Suchterkrankungen (Computerspiele, Internet, u. a.)
  • Aufmerksamkeitsdefizit- und, oder Hyperaktivitätsstörungen ADHS
  • Verhaltensstörungen wie zum Beispiel die Schwierigkeit, Emotionen zu kontrollieren

Jugendlicher sitzt in einem Sessel und schaut in sein Smartphone

Wussten Sie, dass bei Teenagern das Gehirn manchmal nicht Schritt halten kann mit den schnell wachsenden Gliedmassen. Deshalb können Teenager temporär Schwierigkeiten mit der Koordination bekommen.


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Suzanne Zakher, Kathrin Bütikofer, weshalb sind Sie Frauenärztinnen geworden?

Suzanne Zakher   Das Fach Gynäkologie und Geburtshilfe faszinierte mich bereits im Studium. Die Betreuung der Frau von der Teenagerzeit bis ins hohe Alter ist äusserst vielseitig. Wie in vielen anderen Bereichen hat aber auch in unserem Fachgebiet eine Spezialisierung stattgefunden. Mein Schwerpunkt liegt in der Geburtshilfe.
Kathrin Bütikofer   Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe bei unseren Tieren schon als Kind Geburten miterlebt. Auch mein erster Kaiserschnitt fand in einem Stall statt, als eine Kuh Probleme beim Kalbern hatte. Im Medizinstudium musste ich mich anschliessend zwischen Pädiatrie, also Kindermedizin, und Gynäkologie entscheiden. Am Ende war es die Frauenheilkunde, wegen eben diesem breiten Spektrum.

Bei wie vielen Geburten waren Sie schon dabei?

Zakher   Für die Facharztausbildung musste ich über die Anzahl Geburten noch exakt Buch führen. Aber danach zählt man irgendwann nicht mehr.
Bütikofer   Ich weiss es auch nicht. Kommt hinzu, dass wir selten von Beginn bis zum Schluss einer Geburt dabei sind, sondern häufig in ausserordentlichen Situationen hinzugezogen werden.

Ist eine Geburt für Sie immer noch etwas Besonderes?

Beide   Ja! Was ist das Besondere?
Bütikofer   Was in der Patientin und ihrem Mann vorgeht im Moment der Geburt: Sie werden von einem Augenblick auf den anderen Mutter und Vater.
Zakher   Dieser Moment ist absolut faszinierend.

Ein grosses Thema in der Geburtshilfe ist die Zunahme von Kaiserschnitten. Was raten Sie einer Frau, die mit diesem Wunsch zu Ihnen kommt?

Bütikofer   Es gibt medizinische Indikationen, bei denen ein Kaiserschnitt die einzig sinnvolle und vor allem sichere Methode ist. Alles andere sind individuelle Entscheide, die man zusammen treffen muss. Je nachdem auch während der Geburt.
Zakher   Das Gespräch im Vorfeld ist enorm wichtig. Ich versuche jeweils zu ergründen, weshalb eine Frau einen Kaiserschnitt wünscht. Ich versuche auch herauszuspüren, ob vielleicht ein Informationsmangel zum Wunsch nach einem Kaiserschnitt führt oder ob meine Klientin von anderen Frauen negative Geburtserlebnisse erzählt bekommen hat. Solche Dinge können wir oft relativieren.
Bütikofer   Wichtig ist, dass man herausfindet, warum eine Frau nicht natürlich gebären möchte. Oft sind es tatsächlich Ängste, die man nehmen kann. Aber am Ende überreden wir niemanden, die Selbstbestimmung der Frau hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert.

Die beiden Ärztinnen gehen den Gang entlang

Egal welches Alter: Die Grundfragen bei einer Geburt bleiben dieselben. Suzanne Zakher-Spichtig (links) und Kathrin Bütikofer (rechts).

Stichwort vorgeburtliche Untersuchungen, Pränataldiagnostik. Man hört immer wieder, es gebe zu viele Untersuchungen während der Schwangerschaft.

Zakher   Vorgeburtliche Untersuchungen werden häufig damit gleichgesetzt, dass man schaue, ob ein Kind eine Behinderung haben könnte oder nicht. Pränataldiagnostik ist aber viel mehr. Es geht zum Beispiel auch darum, einen Schwangerschaftszucker zu erfassen und zu behandeln. Damit können wir in vielen Fällen verhindern, dass das Kind später selber einen Diabetes oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickelt. Eine Herzfehlbildung zu erkennen oder hoffentlich auszuschliessen ist wichtig, um die Geburt am richtigen Ort zu planen. Vielleicht braucht das Kind nach der Geburt eine Operation und muss deshalb in einer Universitätsklinik zur Welt kommen…
Bütikofer   Es ist ein komplexes Thema und schwierig zu vermitteln. Wir sind jedoch dazu verpflichtet, Paare über die möglichen vorgeburtlichen Tests zu informieren.

Aber man kann auch Nein sagen.

Bütikofer   Genau. Wenn wir informiert haben und das Paar sich entscheidet, keine vorgeburtlichen Tests zu machen, dann ist das auch ein guter Weg. Ich finde, jede und jeder hat das Recht auf Nicht-Wissen.

Gibt es Eltern, die sich bei Verdacht auf eine Behinderung gegen die Geburt entscheiden?

Zakher   Nein. Nicht bei Verdacht. Nur, wenn eine Behinderung bestätigt wurde. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass niemand dazu verpflichtet ist, einen solchen Test durchzuführen und ebenso wenig eine Konsequenz daraus zu ziehen. Aber der Druck, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen, ist in unserer Gesellschaft da.
Bütikofer   Ich kenne Eltern, die ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt gebracht hatten und deren Umfeld mit Unverständnis reagiert hat.

Das Dilemma können Sie als Ärztinnen nicht lösen.

Zakher   Wir werden immer wieder gefragt, wie wir uns entscheiden würden, wenn es unser Kind wäre. Das können und wollen wir nicht. Unsere Aufgabe ist es aber, die Eltern bei ihrer Entscheidung so gut wie möglich zu begleiten und zu unterstützen.

An den Geburtenabteilungen des Kantonsspitals Olten und des Bürgerspitals Solothurn kamen im Jahr 2018 1636 Kinder zur Welt. Das sind im Durchschnitt vier bis fünf Kinder pro Tag.
Alles zum Thema Geburt unter www.solothurnerspitaeler.ch

Wie hoch ist das Durchschnittsalter der Mütter?

Zakher   Momentan ist ein Drittel der Frauen in der Schweiz unter 30, ein Drittel zwischen 30 und 34 und ein Drittel über 34 Jahre alt. Gesamtschweizerisch liegt das Durchschnittsalter bei 32,1 Jahren.

Schafft ein höheres Alter mehr Komplikationen bei Geburten?

Zakher   Das muss nicht sein. Aber mit dem Alter nehmen gewisse Krankheiten zu wie etwa Bluthochdruck oder Diabetes, was bei Frauen Mitte Zwanzig eher selten der Fall ist.
Bütikofer   Und daraus können Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt entstehen. Auch die Möglichkeit von Mehrlingsgeburten steigt mit dem Alter.

Der Gebärsaal, so hört man, ist in den Händen der Hebammen. Arbeiten Sie gut zusammen?

Zakher (lacht)   Ich glaube, das hängt immer stark von den Personen ab – auf beiden Seiten. In meiner Ausbildung erlebte ich noch Chefärzte, die alleine entschieden haben, was bei einer Geburt gemacht werden soll und was nicht. Das ist natürlich passé. Ich schätze die Zusammenarbeit mit den Hebammen sehr.
Bütikofer   Hebammen haben Erfahrung in Bereichen, die wir vielleicht etwas weniger haben, da wir in der Regel nicht während des gesamten Geburtsverlaufs dabei sind. Ich denke, was früher zu Problemen führen konnte, war das starke hierarchische Gefälle in der Medizin. Das gibt es heute aber so kaum mehr. Heute werden Entscheidungen gemeinsam getroffen.

Auffallend ist auch, dass gerade in der Gynäkologie der Frauenanteil sehr hoch ist.

Bütikofer   Es gibt immer weniger Frauenärzte, das ist so.

Ist das gut oder schlecht?

(beide schmunzeln)
Zakher   
Ein gemischtes Team ist immer besser. Bei Diskussionen oder Fragestellungen sind Aspekte der anderen Seite immer sehr wertvoll.


Dr. med. Suzanne Zakher-Spichtig, Gynäkologin und Leiterin Geburtenabteilung am Bürgerspital Solothurn

Dr. med. Suzanne Zakher-Spichtig ist Leitende Ärztin Gynäkologie und ärztliche Leiterin der
Geburtenabteilung am Bürgerspital Solothurn.

Dr. med. Kathrin Bütikofer, Gynäkologin und Leiterin Geburtenabteilung Kantonsspital Olten

Dr. med. Kathrin Bütikofer ist Leitende Ärztin Gynäkologie und ärztliche Leiterin der Geburtenabteilung am Kantonsspital Olten.


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Bei einer Geburt entsteht eine Beziehung. Rebecca Weitnauer, Hebamme (links), und Yvonne Fürst mit dem kleinen Robin.

Rebecca Weitnauer

Hebamme, Kantonsspital Olten

«Es sah ganz danach aus, als würde ich meine Nachtschicht pünktlich um 7 Uhr beenden können. Ich überlegte mir bereits, welche Informationen der Frühdienst brauchen würde und begann zu schreiben. Da kam um 6.30 Uhr Yvonne Fürst bereits mit starken Wehen auf die Geburten­abteilung. Als ich sie sah, wusste ich, dass sie bereits in der zweiten Phase ist. Gerade beim zweiten Kind kann es durchaus sehr schnell gehen. Yvonne Fürst war anfänglich überzeugt, sie könne nochmals nach Hause gehen, bis es so weit sei. Als um 7 Uhr die ersten Presswehen einsetzten, war die Sache klar. Sie blieb. Und ich auch. Als Hebamme gibt man eine Klientin in einem solchen Moment nicht ­gerne ab.

Nach dem anfänglich rasanten Start dauerte es trotzdem noch eine Dreiviertelstunde bis zur Geburt. Ich glaube, das lag auch daran, dass Yvonne Fürst aufgrund ihrer Vorgeschichte mit dem ersten Kind nicht richtig daran glauben konnte, dass die zweite Geburt so rasch gehen könnte. Ich mag mich daran erinnern, dass sie um 7 Uhr mit ihrem Mann darüber diskutierte, ob die Zeit noch reiche, dass er das Auto umparkiere. Frau Fürst meinte, er solle unbedingt bleiben, die Zeit reiche nicht mehr.

Als Robin um Viertel vor Acht zur Welt kam, wurde es für uns plötzlich ein wenig hektisch – Yvonne Fürst blutete zu stark und Robins Haut­farbe war nicht optimal, weshalb wir ihm gleich etwas Sauerstoff gaben. Ich liess meine Kolleginnen in den Gebärsaal kommen, wir hatten alle Hände voll zu tun. Nicht zuletzt auch deshalb, da Frau Fürst versehentlich den Venenkatheter rausriss und wir bei einer nicht ganz einfachen Venensituation einen neuen legen mussten, damit wir ihr rasch ein Mittel zur Ablösung der Plazenta geben konnten. Die Situation beruhigte sich rasch wieder, meine Kolleginnen übernahmen, ich füllte den Rapport aus und fuhr um 9.30 Uhr mit dem Zug nach Hause.

Das Schönste an meinem Beruf? Diesen Moment erleben zu dürfen, wenn wir das Kind der Mutter in die Arme geben und ich spüre, dass das Kind willkommen geheissen wird auf dieser Welt.»


Die drei Phasen einer Geburt

1 Eröffnungsphase.

Sie beginnt mit den ersten, schwachen Wehen. Das Baby wird durch die Wehen im Geburtskanal nach unten geschoben und der Muttermund öffnet sich. Diese Phase ist meistens die langwierigste.

Eine gebärende Frau hält sich am Arm ihres Mannes fest

Der kleine Robin von oben

2 Austreibungsphase.

Jetzt kommt das Kind zur Welt. Diese Phase beginnt, sobald sich der Muttermund vollständig geöffnet hat und endet, wenn das Kind geboren ist. Zeitlich ist fast alles möglich – von zehn bis zwanzig Minuten (vor allem beim zweiten oder dritten Kind) bis zu mehreren Stunden.


3 Nachgeburtsphase.

Sie dauert von der Geburt des Kindes bis zur Ausstossung der Plazenta. Sie ist die kürzeste der drei Geburtsphasen und meistens relativ schmerzfrei.

Die Hebamme hält Robin in den Armen

Yvonne Fürst

Mutter von Linus und Robin, Gunzgen

«Die Geburten meiner beiden Kinder waren wie Tag und Nacht. Bei Linus, dem Erstgeborenen, ging es zwar sehr rasch los, aber am Ende musste er mit der Saugglocke herausgeholt werden. Das war eine Erfahrung, die mich prägte und die mir auch etwas Angst machte.

Bei Robin besuchte ich im Voraus einen Geburtsvorbereitungskurs und setzte mich mit Hypno-Birthing auseinander. Ich lernte dabei, mit Hypnose loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Natur alles richtig macht. Dass eine Geburt etwas Natürliches ist und nichts mit Krankheit zu tun hat.

Um 5 Uhr morgens kamen die ersten Wehen. Nicht heftig. Wir brachten Linus zu den Schwiegereltern und fuhren ins Spital. Eigentlich wollte ich unbedingt noch Frühstück essen, da ich mich innerlich darauf einstellte, dass es auch so lange gehen würde wie bei meinem ersten Sohn. Und ich hatte etwas Angst. Nein, als ich im Spital ankam, hatte ich sogar sehr grosse Angst, ganz plötzlich, ich weiss nicht wieso. Die beiden Hebammen nahmen meine Ängste sehr ernst und konnten mich rasch beruhigen. Danach fühlte ich mich sicher.

Was die Hebammen wohl über mich sagen? Vielleicht, dass ich ein verrücktes Huhn sei, weil ich so viel rede? Ich glaube, ich brachte denen auch den Schichtwechsel etwas durcheinander.

Die Geburt von Robin dauerte am Ende eineinviertel Stunden. Ich war erstaunt, dass alles schon vorüber war. Ich hätte noch Kraft gehabt, länger durchzustehen. Rückblickend war die zweite Geburt wie ein bereits vertrauter Vorgang – und trotzdem war alles ganz neu.

An Details während der Geburt kann ich mich kaum erinnern. Ich weiss zum Beispiel nicht mehr, wer alles im Zimmer war. Aber daran, wie ich Robin auf die Brust gelegt bekam, daran erinnere ich mich. Das war ein ruhiger, sehr intensiver und schöner Moment. Ah ja, und daran, dass mein Mann das Auto umparkieren wollte und ich ihm sagte, dass die Zeit dazu nicht mehr reiche. Eine Busse hatten wir keine. Aber diese hätten wir sogar gerne bezahlt. Hauptsache ist doch, dass alles gut gegangen ist.»


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Brigitte Niederer sitzt

3 FRAGEN AN DIE KINDERÄRZTIN

«Kinder sind keine kleinen Erwachsenen»

Brigitte Niederer, weshalb gibt es Erwachsenenärzte und Kinderärztinnen?

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und brauchen eine auf ihre Bedürfnisse speziell ausgerichtete Medizin. Da bei Kindern alles noch in der Entwicklung ist, muss dies in der Beurteilung und Therapie berücksichtigt werden. Es gibt Auffälligkeiten, die ausschliesslich im Kindesalter vorkommen. Andererseits gibt es auch Krank-heiten, welche kaum je in jungen Jahren auftreten. Deshalb braucht es eine Ausbildung, welche diesen Bedürfnissen gerecht wird.

Schweizweit gibt es zu wenig Kinderärzte. Können Sie sich erklären weshalb?

Dies hängt sicher damit zusammen, dass die Verdienstmöglichkeiten gegenüber anderen Spezialisten geringer sind und auch das Ansehen innerhalb der Ärzteschaft weniger gross ist. Ganz anders aber etwa bei Eltern, da hat der Kinderarzt einen hohen Stellenwert.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

Oft ähnelt die Tätigkeit des Kinderarztes derjenigen eines Detektives, weil die kleinen Patienten nicht immer sagen können, wo genau der Schuh drückt. Hinzu kommt, dass es ja meistens nicht die Kinder sind, die etwas vom Kinderarzt wollen, sondern die Eltern. Da spüre ich auch, dass Eltern durch die zahlreichen Informationen in den Medien oft verunsichert sind. Auch das Wissen der älteren Generation im Umgang mit Krankheiten ist nicht mehr so präsent wie früher. Das macht aber meine Tätigkeit enorm spannend, herausfordernd und anspruchsvoll. Zudem sieht man als Kinderärztin das gesamte Spektrum der Medizin, was sehr abwechslungsreich ist.


Kinderärztin Brigitte Niederer mit Spielzeug

Dr. med. Brigitte Niederer Blatter ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und führt eine Kinderarztpraxis am Kantonsspital Olten


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