Hebamme untersucht die geborgene Plazenta.

Die ersten Minuten

Hebamme untersucht die geborgene Plazenta.

Die ersten Minuten

«Jedes Mal ein Wunder»

In den Minuten nach der Geburt herrscht im Gebärsaal besonders viel Betrieb. Hebamme Lisa Adam erklärt, was in den ersten Momenten eines neuen Lebens wichtig ist.


Der Notfall-Kaiserschnitt: Wenn alles plötzlich sehr schnell gehen muss

Treten bei einer natürlichen Geburt Komplikationen auf, kann ein Notfall-Kaiserschnitt erforderlich werden – auch dann, wenn die werdende Mutter sich ursprünglich für eine natürliche Geburt entschieden hat. Während ein geplanter Kaiserschnitt etwa eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführt wird, muss es bei einem Notfall-Kaiserschnitt schnell gehen. Treten bei einer natürlichen Geburt Komplikationen auf, kann ein Notfall-Kaiserschnitt erforderlich werden – auch dann, wenn die werdende Mutter sich ursprünglich für eine natürliche Geburt entschieden hat. Während ein geplanter Kaiserschnitt etwa eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführt wird, muss es bei einem Notfall-Kaiserschnitt schnell gehen. «Im Allgemeinen wird ein Notfall-Kaiserschnitt so schnell wie möglich durchgeführt, sobald eine dringende medizinische Notwendigkeit besteht. Der Eingriff sollte innerhalb von 30 Minuten bis maximal einer Stunde nach der Entscheidung erfolgen», erklärt Dr. med. Nebojsa Stevanovic, Chefarzt der Frauenklinik im Kantonsspital Olten.

Ein Notfall-Kaiserschnitt kommt in Frage, wenn das Leben der Mutter oder des Kindes bedroht ist. Wird beispielsweise eine Verschlechterung der kindlichen Herztöne festgestellt, weil die Nabelschnur zu kurz ist oder sich um den Hals des Kindes gewickelt hat, kann die Entscheidung für eine sekundäre Sectio, also einen Kaiserschnitt während der Geburt, fallen. «Es ist wichtig, dass die Mutter über solche Situationen informiert ist und gemeinsam mit Ärztinnen und Hebammen eine Entscheidung trifft», betont der Chefarzt. «Eine schnelle Reaktion und Durchführung des Kaiserschnitts kann lebensrettend sein und das Risiko von Komplikationen verringern.» Aus diesem Grund hat die soH bei Notfall-Kaiserschnitten ein Ampelsystem eingeführt: Rot: Höchste Dringlichkeitsstufe und unmittelbare Lebensbedrohung für die Mutter oder das Kind. Ein Notfall-Kaiserschnitt wird in diesem Fall innerhalb von maximal 20 Minuten durchgeführt. Gelb: Mittlere Dringlichkeitsstufe ohne unmittelbare Lebensbedrohung für Mutter oder Kind. Der Eingriff erfolgt in diesem Fall innerhalb von maximal 60 Minuten. Grün: Niedrigste Dringlichkeitsstufe, keine Lebensbedrohung für Mutter oder Kind. Der Kaiserschnitt wird in Absprache mit der Geburtshelferin oder dem Geburtshelfer und der Anästhesie durchgeführt.

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In der Ergotherapie ist es unser Ziel, dass die Patientinnen und Patienten möglichst viele Aktivitäten wieder ausführen können.

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Der Trend zu kürzeren Spitalaufenthalten gibt es auch bei Geburten. Immer mehr lassen sich schon ab der Schwangerschaft von denselben Hebammen betreuen.

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Im Kanton Solothurn leisten die Hausärztinnen und Hausärzte Notfalldienste im Spital – in der sogenannten vorgelagerten Notfallstation.


Kleines Team der Pflegeentwicklung soH bespricht sich.

Zeitinsel im Pflegealltag

Kleines Team der Pflegeentwicklung soH bespricht sich.

Pflege

Zeitinsel im Pflegealltag 

Dr. Marianne Frech, Leiterin Pflegeentwicklung in der soH, über Herausforderungen, Chancen und wichtige Momente im Spital.

Es ist eine Entwicklung, die in der Schweiz schon länger bekannt ist: Es gibt einen Mangel an Pflege­kräften im Land. Bis ins Jahr 2030, so eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums, könnten in der Schweiz rund 65 000 Pflegekräfte fehlen. Hauptursachen für den Pflegenotstand in der Schweiz sind einerseits die Bevölkerung, die immer älter wird und so mehr Pflegeleistungen benötigt, und andererseits die Arbeitsbedingungen in der Pflege, die die vielfach als physisch und psychisch belastend erlebt werden. So gehören Schichtarbeit, Überstunden und eine hohe Arbeitsbelastung im Spital zum Alltag. Entsprechend brauchen gerade junge Pflegekräfte eine hohe Resilienz, um sich den Anforderungen gegenüber gewachsen zu füh­len.

Zeitinseln für sozialen und emotionalen Austausch

Marianne Frech, Leiterin Pflegeentwicklung in der soH, kennt diese Herausforderungen. Der Pflege­ beruf, so erzählt sie, habe sich in der Vergangen­heit schon mehrfach an die gesellschaftlichen Ent­wicklungen anpassen müssen, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten gewährleisten zu können. «Früher war das Pflegepersonal zum Bei­ spiel auch für die Verpflegung im Spital verant­wortlich. Heute liegt der Fokus auf der Pflege, und das ist auch dringend notwendig. So schaffen wir es nach wie vor, den Patientinnen und Patienten Zeit zu schenken, wenn sie diese brauchen.»

Um im Alltag genügend Zeit für diesen wertvollen Kontakt zwischen den Pflegenden und den Patienten zu schaffen, orientiert sich das Pflegekonzept der soH am Modell der Personzentrierten Praxis. Bei diesem Ansatz werden neben der medizini­schen und pflegerischen Versorgung auch die emotionalen und sozialen Aspekte der Betreuung betont. Das Pflegepersonal geht auf die emotiona­len Bedürfnisse der Patientinnen, Patienten und Angehörigen ein, baut gezielt eine Beziehung zu ihnen auf und bietet Trost und Unterstützung.

Marianne Frech ist überzeugt, dass dieses Mo­dell viel Positives in den Alltag bringt. Sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Pflegenden. «An diese Minuten, die man bewusst gestaltet und verbringt und die für das Gegenüber eine Bedeutung haben, erinnert man sich später zurück. Wir schaffen Momente der Nähe, auch in stressigen Situationen. Wenn man sich für einen Pflegeberuf entscheidet, dann tut man das, weil man Freude an der Begegnung mit Menschen hat. Man nimmt sich die Zeit für die Gespräche. Solche Momente sind für alle Beteiligten von Wichtigkeit. Vor allem, wenn es dabei gelingt, Unsicherheiten zu klären oder in Momenten von Angst oder Trauer hinzuhören und sorgend präsent zu sein, sollte das Gespräch nicht als Luxus, sondern als Notwendig­keit wahrgenommen werden. Im Spital geht es häu­fig um Ausnahmesituationen, um Menschen, die in einer Krise sind. Da braucht es Zeit für diese Nähe.» Diese Zeitinseln, respektive kostbaren Momen­te mit den Patientinnen und Patienten, könnten ein entscheidendes Element sein, um das Pflege­ personal im Beruf zu halten. Ausserdem müssen sich laut Marianne Frech auch die Rahmenbedin­gungen in Zukunft so gestalten, dass die Pflegen­ den gerne in ihrem Beruf bleiben. Das sei wichtig, damit sich in Zukunft nicht immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt. «Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die jun­gen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sehen und spüren, dass ihr Beruf wichtig ist», fasst die Leiterin Pflegeentwicklung zusammen. «Ich hoffe, dass sie ihr Privatleben und ihren Beruf un­ter einen Hut bringen und dass sie weiterhin den Menschen in den Mittelpunkt stellen können. So werden sie ihren Beruf, der nun mal kein Nine-­to­-five-Job ist, gerne machen.»


Vivenne Kocher ist diplomierte Pflegefachfrau und arbeiten am Bürgerspital Solothurn. Im Video gibt Sie einen Einblick in Ihre Arbeit.

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Neue Medizinstrategie soH

Die Solothurner Spitäler haben eine neue Medizinstrategie. Eines der Ziele ist, das Gesundheitsnetzwerk der Solothurner Spitäler auszubauen. Was heisst das genau?


Porträt von Mirjam Wittwer.

Berufsbildung

Porträt von Mirjam Wittwer.

Berufsbildung Pflege soH

Werte, die bleiben und unsere engagierten Auszubildenden stärken

Mirjam Wittwer ist Leiterin der Berufsbildung an den Solothurner Spitälern. Sie erklärt weshalb gerade dieser Bereich so wichtig ist.

«Die Werte, die wir unseren Lernenden und Studierenden mitgeben, haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Respekt, Empathie, Sorgfalt, Ethik und Integrität sind im Arbeitsalltag nach wie vor von grosser Bedeutung.

Das Spital ist ein anspruchsvolles Arbeitsumfeld.
Die angehenden Pflegefachpersonen lernen nicht nur, die Pa­tientinnen und Patienten zu versorgen, sondern auch, wie sie in einem diversen Team zusammenarbeiten. Das funk­tioniert nur, wenn sie klar kommunizieren und auf die Be­dürfnisse der anderen Mitarbeitenden eingehen können. Aus meiner Sicht ist es besonders wichtig, dass sich die ausgebildeten Teammitglieder Zeit für die Lernenden und Studierenden nehmen können. Die Zeit, welche in die Aus­bildung der Lernenden und Studierenden investiert wird, sehen wir als wertvollen Beitrag für die Zukunft der Solo­thurner Spitäler AG. Je mehr Zeit wir in die Ausbildung der angehenden Pflegefachpersonen investieren, desto mehr können diese von der Ausbildung profitieren und einen wertvollen Beitrag im Alltag leisten.

Ich erlebe unsere Lernenden und Studierenden als motiviert, neugierig und engagiert.
Besonders spannend finde ich, dass die jüngeren Generationen kritisch denkend sind und gerne diskutieren. Das empfinde ich als berei­chernd. Denn nicht nur die erfahrenen Mitarbeitenden können den jungen Menschen etwas beibringen, im Gegen teil: Die Lernenden und Studierenden bringen das aktuellste Fachwissen und innovative Ideen ein und können so Veränderungen anstossen.

Um sich in einem Pflegeberuf wohlzufühlen, sind die jungen Pflegefachpersonen gefordert, um mit Herausforderungen souverän umgehen zu können.
Es ist entscheidend, dass sie in anspruchsvollen und emotionalen Situationen sicher handeln können – hier ist Resilienz unabdingbar. Auch in diesem Bereich begleiten wir unsere Lernenden und Studierenden eng, um ihnen trotz der Belastungen die Freude an ihrem Beruf zu vermitteln.»


Thomas Fritsche ist diplomierter Experte Intensivpflege und arbeitet auf der Intensivstation im Kantonsspital Olten. Hier berichtet der zielstrebige, gebürtige Berliner über Durchhaltewillen und Teamspirit.

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Patientenporträt Claudia Ruther

Claudia Ruther, 52, hatte Glück im Unglück, da ihr Brustkrebs keine Metastasen bildete. Heute ist sie krebsfrei und denkt sogar gerne an die Zeit im Onkologiezentrum zurück.


Musterzimmer im Neubau des Bürgerspitals Solothurn

Gut fürs Wohlbefinden

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Besuchszeit

Gut fürs Wohlbefinden

Wer länger im Spital bleiben muss, ist froh um Besuch von Personen, die einem nahestehen. Spitalseelsorgerin Susanne Cappus weiss, wieso Anteilnahme wichtig ist und wie eine gute Besuchszeit aussehen könnte.

Den ersten Tipp für einen Besuch im Spital gibt Susanne Cappus mit einem Augenzwinkern: «Wer keine Lust hat, jemanden im Spital zu besuchen, der sollte daheimbleiben. Ein schlecht gelaunter Pflichtbesuch hilft niemandem», so die Seelsor­gerin. Die Zeit im Spital sei für viele Menschen eine anstrengende Zeit, manchmal verbunden mit Ängsten und einem Gefühl der Isolation. Da könne aufrichtiger, fürsorglicher und liebevoller Besuch Ablenkung bieten, Trost und Sicherheit spenden und so das Wohlbefinden steigern. Diese Aussage wird übrigens auch durch die Wis­senschaft gestützt: Studien zeigen, dass der Kon­takt mit geliebten Menschen und positive Interak­tionen mit ihnen das Immunsystem stärken und den Heilungsprozess beschleunigen können.

Unterstützung, Hoffnung und Motivation

Besucherinnen und Besucher im Spital überneh­men aber nicht nur eine wichtige Rolle bei der emotionalen Unterstützung, so Cappus. «Besuch kann auch praktische Hilfe leisten, zum Beispiel persönliche Dinge von daheim mitbringen, oder bei der Kommunikation mit den Ärztinnen und Ärzten oder dem Pflegepersonal unterstützend wirken.» Auch die Spitalseelsorgerinnen und Spitalseelsor­ger würden auf Wunsch Angehörige unterstützen, die ihre Liebsten in einer schwierigen Lage beglei­ten und unterstützen wollen. «Wir können etwa Hilfe bieten bei schwierigen Gesprächen oder sind eine Anlaufstelle für Menschen, die bei der Unter­stützung einer geliebten Person selber emotiona­len Support benötigen», erklärt sie. Hier dränge sich die Spitalseelsorge aber nie auf, sondern sig­nalisiere lediglich die Bereitschaft, auf Wunsch zu begleiten.


Tipps für eine gelungene Besuchszeit im Spital

  1. Unternehmen Sie etwas: Falls möglich, sollte die Besuchszeit aktiv gestaltet werden. Machen Sie einen gemeinsamen Spazier­gang, oder gehen Sie in der Cafeteria etwas trinken. Das bietet einen anderen Rahmen und Raum für positive Gefühle.
  2. Wechseln Sie das Thema: Reden Sie auch über andere Dinge als nur über den Spitalalltag. Gespräche über Alltägli­ches, das Leben ausserhalb des Kranken­hauses oder Pläne für die Zukunft können den Patientinnen und Patienten sowie den Angehörigen ein Gefühl von Normali­tät geben und den Fokus von der Krankheit weglenken.
  3. Zeigen Sie, dass Sie da sind: Es braucht nicht viel, und manchmal auch nicht viele Worte, um Unterstützung zu signalisieren. Nur schon, präsent zu sein, kann ein Gefühl der Zuversicht verbreiten.
  4. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie welche benötigen: Das gilt für Angehörige sowie Patientinnen und Patienten. Wenn Sie Mühe haben, mit einer emotional belas­tenden Situation umzugehen, dürfen Sie sich Hilfe holen. Sei es von der Spitalseelsorge oder anderen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern.


Seelsorge an unseren Standorten

Unsere Seelsorge ist für Patientinnen und Patienten, ihre Angehörigen und die Mitarbeitenden da. Wir sind Theologen und Theologinnen der Landeskirchen mit Zusatzausbildungen für die Begleitung von Menschen in herausfordernden Situationen. Wir sind offen für Ihre persönliche Weltanschauung. Alle Seelsorger und Seelsorgerinnen sind erfahren und respektvoll im Umgang mit verschiedenen Glaubensrichtungen. Und, wir haben Zeit für Sie!

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Pflege: Bei uns laufen Informationen zusammen

Die Planung des Austritts fängt bei uns bereits beim Eintritt an. Natürlich ist es ein grosser Unterschied, ob es sich um eine betagte Person handelt, die mit einer Lungenentzündung notfallmässig eingeliefert wird, oder um einen geplanten orthopädischen Eingriff eines jungen Menschen.

Dr. Zimmerli steht vor einem Bild und erklärt etwas.

Spitalaustritt bringt Änderungen mit

Es ist ein sehr verständlicher Wunsch, dass Patientinnen und Patienten nach einem Spitalaufenthalt am liebsten wieder nach Hause möchten. Leider ist das nicht immer der Fall.


Gespräch und Übergabe eines Dokuments im Büro.

Eng getaktet

Gespräch und Übergabe eines Dokuments im Büro.

Schnittzeit im OP

Eng getaktet

Wenn der Zeitpunkt für eine Operation gekommen ist, betreut Daniel Hochuli, Leiter Zentrale Operationssäle und Aufwachraum, die Patientinnen und Patienten im Kantonsspital Olten. Im Interview erzählt er, warum es trotz guter Planung der Anästhesie zu Verspätungen kommen kann.

Herr Hochuli, wie funktioniert die Planung einer Operation?
Daniel Hochuli: Der Prozess beginnt meist damit, dass der Patient vom Hausarzt an eine operative Spezialdisziplin überwiesen wird. Der Facharzt prüft, ob eine Operation notwendig ist. Bei gegebener OP-Indikation meldet er den Patien­ten zur Operation der Bettendisposition an. Die Bettendisposition plant den OP-­Termin und im Rahmen dessen wird auch das Narkose­gespräch angesetzt. Dabei werden Nebenerkran­kungen berücksichtigt und dementsprechend die passende Anästhesie geplant. Notoperationen hingegen laufen über die Notfall­station. In solchen Fällen wird die Anästhesie durch den diensthabenden Operateur zeitnahe aufgeboten. Der Anästhesist untersucht den Patienten vor Ort und plant zusammen mit dem Operateur die OP je nach Dringlichkeit.

Sind die Zeitabläufe für häufige Eingriffe klar?
Ja, die Abläufe sind standardisiert und fast komplett digitalisiert. Es gibt vorgegebene Standards, an die sich alle Teilbereiche halten müssen.

Wird bei der Planung eine Reserve für Komplikationen eingeplant?
Natürlich wünscht man sich, dass Komplikatio­nen ausbleiben. Die Operationszeit ist stark vom Operateur abhängig, der vorgibt, wie lange er für den Eingriff braucht. Diese Zeit wird im OP­-Plan berücksichtigt. Allzu viel Reserve wird dabei nicht einberechnet. Es wäre sehr teuer, wenn der nächste Patient noch nicht bereitstünde und das OP­-Team einen Leerlauf hätte. Normalerweise passen die geplanten Zeiten, auch wenn es gelegentlich zu Abweichungen kommt. Tritt seltenerweise eine perioperative Komplikation auf, so sind wir so organisiert, dass wir diesen Mehraufwand auffangen können.

Gibt es Eingriffe, bei denen die Dauer nie ganz klar ist?
In der Regel kann sich der Operateur gut einschät­zen. Sind die Eingriffe lang und komplex, kann es aber schon mal zu einer längeren OP­-Zeit kommen. Dies muss auch in der täglichen Organi­sation und Planung Platz haben, denn es können sich während einer Operation auch unvorher­gesehene Situationen ergeben. Geplante komplexe Eingriffe werden deshalb bevorzugt am Tag und nicht nachts oder in den Randzeiten durchgeführt. So ist genügend Personal vor Ort und wir können uns gegenseitig helfen. Falls ein Eingriff mal länger dauert als geplant, wird von der OP­-Koordination geprüft, ob die nachfolgenden Operationen in einem anderen ­Saal stattfinden können, um eine optimale Aus­lastung zu gewährleisten und möglichst wenig Überzeit für die Mitarbeitenden zu generie­ren. Dass eine nachfolgend geplante Operation abgesagt werden muss, kommt extrem selten vor.

Wie eng getaktet ist der Operationsplan im Krankenhaus?
Der Operationsplan ist eng getaktet, da eine OP-­Minute teuer ist. Wir planen die OP-­Tage deutlich im Voraus und schauen, dass keine Lücken zwischen den Operationen entstehen, um eine möglichst gute Auslastung zu erreichen. Ziel ist es, den elektiven, also planbaren OP-­Tag von 08.00–16.00 möglichst genau zu planen, damit es zu keinen Verzögerungen für die Patien­ten und Mitarbeitenden kommt. Ziel muss es sein, so effektiv wie möglich zu arbeiten, aber natürlich lässt sich nicht alles genau vorhersehen.

Wie erleben Patienten eine Operation ohne Vollnarkose?
Es gibt viele Eingriffe, die ohne Vollnarkose – sprich in Teilnarkose oder Dämmerschlaf – durch­geführt werden können, etwa an den Extremi­täten wie Händen oder Füssen. Je nachdem, wie nervös der Patient ist, kann dieser auch leicht sediert werden, sodass er dösen kann, während er selbstständig atmet. Bei Bedarf werden Kopfhörer mit Musik bereitgestellt, und das Anästhesie­Team steht stets zur Beruhigung bereit. Einen direkten Einblick auf das OP­-Gebiet hat der Patient nicht. Bei gewissen Eingriffen wie der Kniespiegelung kann er aber auf Wunsch die Operation auf einem Monitor mitverfolgen. Die heutigen Vollnarkose­-Techniken sind sehr fortschrittlich. Durch neue Medikamente, welche für die Narkose eingesetzt werden, ist auch das Aufwachen und die Zeit nach der OP viel angeneh­mer geworden.

Gibt es etwas, das Ihnen in Ihrem Beruf auch nach Jahren noch sehr viel Freude macht?
Mir gefällt noch immer der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten. Der Umgang mit ihnen steht für mich im Mittelpunkt. Bei der Vorbereitung und danach im Aufwachraum bin ich eine wichtige Kontaktperson. Mein Ziel ist es, zu beruhigen und Sicherheit zu vermitteln. So, dass die Patientinnen und Patienten ruhig und angstfrei in die Narkose respektive Operation gehen können.


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Vom Spital bis zur Spitex

Die beste Versorgung im Spital nützt wenig, wenn die notwendige  Nachsorge nach dem Spitalaustritt schlecht oder gar nicht organisiert wurde. Fünf Sichtweisen, wie eine gute Übergabe geplant sein soll.

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Bild einer Angehörigen die in die Ferne schaut.

Angehörigenporträt

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«Ich habe lange nicht realisiert, was los war.»

Gudrun Hochberger und ihre Geschwister pflegten ihre an Demenz erkrankten Eltern bis zum Ende daheim.

«Der Beginn der Erkrankung war bei meinen Eltern so schleichend, dass ich, selbst als Pflegefachfrau, lange nicht realisiert habe, was eigentlich los ist. Ich habe sehr oft falsch reagiert. Irgendwie gewöhnt man sich auch an die Veränderungen im Haushalt der Eltern. Eine Demenz ist ja keine akute Erkrankung, und mei­ne Eltern konnten sich lange ‹zusammenreissen›. Begonnen hat es bei meinem hochbetagten Stief­vater. Eine Erinnerung an das Brotkörbchen im Kühl­schrank ist mir geblieben. Sehr typisch, dieses Symp­tom, aber ich habe nicht darüber nachgedacht und mich aufgeregt. Zudem las er monatelang im gleichen Buch, meistens auf derselben Seite. Erst als er einmal das Buch verkehrt herum hielt, wurde ich richtig auf­merksam.

Bei meiner Mutter begannen die Veränderungen später, aber schritten sehr schnell voran, da sie durch eine schwere Harnwegsinfektion auch noch ein Delir hatte, das leider niemand erkannte.
Eines Tages fragte sie mich, wie mir die Hochzeit gefallen hat, auf der wir gar nicht waren. Ein anderes Mal war sie traurig wegen einer Beerdigung, die gar nicht stattgefunden hatte.
Die Wesensveränderungen schritten schnell vor­an. Meine Mutter, früher eher eine ernste Frau, lachte viel, oft dann, wenn es gar nichts zu lachen gab. Später liessen ihre Tischmanieren nach, dann ihre persön­liche Hygiene und zuletzt ihre Kraft. Sie verschluck­te sich oft sehr stark, eine logopädische Behandlung lehnte sie aber ab.

Meine Geschwister und ich holten uns für die Betreuung Unterstützung einer Betreuerin aus Ost­europa, die fortan auch bei meinen Eltern wohnte. Ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, unsere Eltern daheim zu pflegen. Ich holte mir ausserdem Hilfe im Alzheimer Café in Solothurn, weil ich zu we­nig wusste, wie mit der Situation umzugehen ist. Später konnte ich dank diesem Wissen auch meine Geschwister coachen. Statt meinem Vater zu wider­sprechen, wenn er etwa die Ochsen im Stall füttern wollte, die schon seit Jahren nicht mehr da waren, lenkten wir ihn ab, statt ihm zu widersprechen. Minu­ten später hatte er vergessen, was er unbedingt ma­chen wollte. Meine Eltern starben innerhalb von 10 Monaten friedlich zu Hause. Dies war nur möglich, weil wir vier Geschwister alle zusammenhielten und zusammen mit der Spitex und der Betreuerin Enormes leisteten. Wir haben das gerne gemacht, ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben.»


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Pallative Care

Palliative Care

«Das Thema Lebensende wird vernachlässigt»

Die Palliative Care begleitet Menschen, die an unheilbaren, fortgeschrittenen und lebensbedrohlichen Krankheiten leiden.

Herr Jungi, Sie sind leitender Arzt auf der Palliativstation im Kantonsspital Olten. Wann kommen die Menschen zu Ihnen?
Dr. med. Manuel Jungi: Die Patientinnen und Patienten kommen zu uns, wenn ihre zeitliche Perspektive absehbar und gleichzeitig die Betreu­ung komplex wird. Bei einigen von ihnen geht ein langer Prozess voraus, weil sie schon länger an einer unheilbaren Krankheit leiden. Sie sind an einem Punkt angekommen, an dem es für sie nicht mehr weitergeht. Andere realisieren erst an diesem Punkt, dass ihr Leben endlich ist, auch wenn sie bereits eine lange Krankheitsgeschichte haben. Wer sich nie mit dem eigenen Lebens­ ende auseinandergesetzt hat, wird davon über­rumpelt. Wenn man an der Ursache einer schwe­ren Krankheit nichts mehr ändern kann, steht am Ende des Prozesses der Tod. Das schockiert die Menschen immer wieder.

Warum scheint es vielen Menschen schwerzufallen, sich mit dem eigenen Lebensende zu befassen?
Wir leben in einer Gesellschaft, die uns glaubhaft machen will, dass alles machbar ist – mit Geld, künstlicher Intelligenz und immer mehr Digitali­sierung. Den Tod kann uns jedoch niemand abnehmen. Er ist Teil des Lebens, wie die Geburt. Es gibt andere Kulturen, in denen der Tod präsen­ter ist. In Mexiko wird jedes Jahr der «Día de los Muertos» gefeiert. Bei uns sind ähnliche Bräuche verloren gegangen. Menschen, die ihre Eltern, Lebenspartner oder andere Bezugspersonen durch eine Krankheit verlieren, setzen sich noch eher mit dem Tod auseinander. Ansonsten ist der Tod in unserer Gesellschaft eher tabuisiert. Man redet wenig darüber und ist oft überfordert, wenn man an den eigenen Tod denkt.

Müssen wir uns überhaupt damit befassen?
Ich denke schon. Geboren zu werden bedeutet auch, irgendwann sterben zu müssen.

Warum haben viele Menschen Angst vor der Palliativstation?
Viele glauben, die Palliativstation sei die Endsta­tion im Spital. Das stimmt so nicht. Zwar haben wir komplex kranke Patienten bei uns, aber viele von ihnen haben noch Monate vor sich. Wir helfen ihnen, sich bewusster zu über legen, was sie mit dieser Zeit machen möchten. Wenn man von bestimmten Therapien und Operationen absieht, hat man möglicherweise eine bessere Lebens­qualität in der verbleibenden Zeit und damit auch noch etwas Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind.

Ziel ist also nicht, möglichst lange zu leben, sondern möglichst gut?
Zeit hat verschiedene Aspekte. Sie kann die Dauer betreffen, aber Zeit hat auch immer einen Inhalt. Die Dauer können wir kaum beeinflussen. Doch den Inhalt, also das, was wir mit dieser Zeit machen, haben wir in der Hand. Man kann medizinisch noch so viel Zeit herausholen, aber wenn man dieser Zeit keinen Inhalt gibt, wirkt sie trotzdem verloren. Was für die Patienten eine gute Zeit ist, bestimmen sie selbst. Das können wir ihnen nicht abnehmen. Aber wenn wir sie kennenlernen und ihre Wünsche verstehen, können wir die Massnahmen entsprechend anpassen. Wir versuchen, ein gutes Betreuungs­netz zu etablieren.

Wie sieht so ein Betreuungsnetz aus?
Wir organisieren ein Rundtischgespräch mit allen Beteiligten – dazu gehören die Angehörigen sowie je nach individuellem Bedarf Akteure wie die Spitex, die Krebsliga oder die Sozialberatung. In diesem Gespräch wird geklärt, wie und ob die Wünsche der Patienten umsetzbar sind. Wir ent­werfen einen Betreuungs-­ und Notfallplan, falls die Symptome der Patienten plötzlich stärker werden. Es braucht idealerweise eine Hausarzt­praxis, die die Betreuung weiterführt. Das wird jedoch immer schwieriger, da es immer weniger Hausärztinnen und Hausärzte gibt, die Haus­ besuche machen.

Und was, wenn es irgendwann daheim nicht mehr geht?
Dann braucht es Institutionen wie Pflegeheime oder ein Hospiz. Derzeit gibt es im Kanton Solo­thurn allerdings nur ein Hospiz in Derendingen. Leider gibt es im Kanton noch keinen etablierten, flächendeckenden spezialisierten mobilen Palliative­-Care­-Dienst (MPD), der eine Betreuung auch in komplexen Situationen bis zum Schluss zu Hause oder im Heim ermöglichen könnte. Der Verein palliative.so ist bestrebt, zusammen mit etablierten Anbietern wie der Spitex sowie Gemeinden und Kanton auf einen koordinierten MPD hinzuwirken. Im Kanton Bern wurde kürz­lich ein MPD-­Projekt nach einer dreijährigen Pilotphase in die Regelstruktur übernommen. Wenn wir ein ähnliches Projekt im Kanton Solo­thurn umsetzen können, könnten wir die Men­schen zu Hause und in den Pflegeheimen besser betreuen. Das wäre für sie wertvolle Zeit, die sie dort verbringen können, wo sie sich wohlfühlen.


Die Palliative Care betreut und behandelt Menschen mit chronisch fortgeschrittenen, unheilbaren und lebensbedrohlichen Krankheiten und begleiten sie in ihrer letzten Lebensphase.


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Arzt sitzt am Tisch darauf ist ein Kniegelenk zu sehen.

Orthopädie

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Der richtige Zeitpunkt

Wer im Alltag unter Beschwerden durch Arthrose leidet, denkt früher oder später über ein künstliches Gelenk nach. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen und Antworten mit Dr. med. Christoph Schwaller, Facharzt für orthopädische Chirurgie und Chefarzt der Klinik für Ortho­pädie und Traumatologie im Kantonsspital Olten.

Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür, über ein künstliches Gelenk nachzudenken?
«Der Hauptfaktor ist in dieser Frage der Patient oder die Patientin selbst. Nicht der Arzt, und auch nicht das Röntgenbild», betont Dr. med. Chris­toph Schwaller: «Wenn eine Person zusehends in ihren Alltagsverrich­tungen eingeschränkt wird und die Schmerzen mit konservativen Mass­nahmen nicht mehr gelindert wer­den können, dann ist der Zeitpunkt für eine nachhaltige operative Lö­sung gekommen.» Meistens, so der Facharzt, schicke der Hausarzt die Patientinnen und Patienten zu ei­nem Spezialisten, um die Ursache der Schmerzen und mögliche Mass­nahmen abzuklären. Die Quelle des Schmerzes zu finden, sei nicht im­mer leicht, erklärt er. «Jemand kann mit Knieschmerzen zu uns kommen, hat aber eigentlich ein Hüftproblem. Oder die Person leidet unter Schmer­zen in der Hüfte, die Ursache dafür liegt aber im Rücken.» Wie Mosaik­steinchen suche man als Arzt in die­sen Fällen nach Anhaltspunkten, um den wahren Grund für das Leiden der Patienten zu finden. Häufig würden Patienten dann ungläubig reagie­ren, wenn man ihnen erkläre, woher die Schmerzen eigentlich stammen. «Mit einer ungefährlichen Testsprit­ze mit einem kurzwirksamen Medi­kament in das betroffene Gelenk kann man den Patienten zeigen, dass die Ursache ihrer Schmerzen eben nicht dort liegt, wo es weh tut.»

Ist eine Operation immer notwendig?
In der Klinik für Orthopädie und Traumatologie in Olten zeige man den Patientinnen und Patienten je­weils zwei Wege auf, so Christoph Schwaller. Ein Weg sei derjenige der konservativen Therapie, die in einem ersten Schritt versuche, eine Opera­tion zu vermeiden. Der zweite Weg ist derjenige der Operation, in wel­cher ein künstliches Gelenk einge­setzt wird. Im Bereich der konservativen Therapie werden Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel ein­gesetzt sowie in Zusammenarbeit mit der Physiotherapie gezielt Mus­keln aufgebaut, um Fehlhaltungen zu korrigieren und die Hüfte oder das Knie zu stärken. Ein positiver Effekt dieser Massnahmen ist, dass Patien­tinnen und Patienten, die vor einer Operation Physiotherapie erhalten haben, in der Reha schneller Fort­schritte machen. «Wenn nichts mehr nützt», erklärt Christoph Schwal­ler, «dann gehen wir einen Schritt weiter und besprechen einen mögli­chen operativen Eingriff.»

Wie lange sind künstliche Gelenke haltbar?
Künstliche Hüft­ und Kniegelenke wurden in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt, insbesondere betreffend des Materialverschleisses. Der mechanische Abrieb des Kunst­gelenks ist vergleichbar mit dem Abnutzen des Autopneus, und in den vergangenen Jahren wurden sehr gute Lösungen in der Gleitpaarung gefunden, die eine Haltbarkeit von über 20 Jahren versprechen. «Heute gibt es eigentlich keine schlechten Prothesen mehr. Es wird das passende Implantat je nach Knochenqualität, Form und Konfi­guration des Patienten ausgewählt. Zum Beispiel muss die Verankerung bei Osteoporose anders erfolgen als bei jungen Patienten mit gesun­den Knochen», erklärt Christoph Schwaller.

Wie hat sich der Bereich der Orthopädie in den vergangenen Jahren verändert?
Verändert haben sich einerseits die Implantate, andererseits aber auch die Art, wie Operationen heute durch­ geführt werden, so Christoph Schwal­ler. So würden bei Operationen im­mer häufiger auch KI­unterstützte Navigationssysteme und Robotiksys­teme zum Einsatz kommen, welche die Chirurginnen und Chirurgen bei der präzisen Arbeit unterstützen. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch weiter fortsetzen wird, vermutet der Chefarzt. Die Arbeit im Bereich der Orthopä­die fasziniere ihn nach wie vor, be­tont er. «Das Beste an meiner Ar­beit ist vermutlich, dass wir die Patienten sehr schnell von Schmer­zen befreien können. Das ist wohl in keinem anderen Fachgebiet so extrem», erklärt er. Ausserdem gebe er sein Wissen gerne an jüngere Kol­leginnen und Kollegen weiter. Und: «Auch nach der tausendsten Hüft­operation finde ich es immer noch spannend, wie unterschiedlich die Voraussetzungen bei den Patientin­nen und Patienten sind.»

Wie lange braucht man, um sich nach einer Operation zu erholen?
Bei Hüftprothesen verlaufe die Hei­lung oft relativ rasch: «Meistens verläuft das reibungslos. Die Patien­tinnen und Patienten gehen rund vier bis sechs Wochen an Krücken, und nach drei Monaten mit Physio­therapie sind die allermeisten wieder schmerzfrei und sicher im Alltag un­terwegs», erklärt Schwaller. die Reha­bilitation nach Eingriffen am Knie­gelenk ist zwar nicht komplizierter als bei Eingriffen am Hüftgelenk, aber hingegen viel langwieriger. «Die volle Erholung und Verbesserung der Lebensqualität kann bis zu einem Jahr dauern. Schwellungen des gan­zen Beines und gestörter Lymph­abfluss sind häufig, so wie auch die vollständige Schmerzfreiheit erst nach Monaten erreicht wird», sagt der Chefarzt. Deshalb sei ein inten­sives Vorgespräch wichtig, um Pati­entinnen und Patienten früh darauf hinweisen zu können, dass sie in der Heilungsphase Geduld benötigen.


Unser Qualitätsprogramm für eine rasche Genesung nach Operationen

Mit Recovery PLUS sorgen wir für eine zügige Erholung nach operativen Eingriffen, weniger Komplikationen und eine rasche Rückkehr nach Hause. Das erreichen wir durch eine interprofessionelle, interdisziplinäre Behandlung nach modernen Patientenpfaden. Patientinnen und Patienten übernehmen in diesem Programm eine aktive Rolle.

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Bild vor dem Spital Dornach beim Notfall

Direkt nach Hause

Immer mehr Patientinnen und Patienten gehen direkt in die Notfallstationen der Spitäler statt zur Hausärztin oder zum Hausarzt. Rund drei Viertel der Fälle können entsprechend ambulant behandelt werden.

Vom Spital bis zur Spitex

Die beste Versorgung im Spital nützt wenig, wenn die notwendige  Nachsorge nach dem Spitalaustritt schlecht oder gar nicht organisiert wurde. Fünf Sichtweisen, wie eine gute Übergabe geplant sein soll.

Junge versteckt sich hinter einen Türe.

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Es spricht vieles dafür, manche Kinder oder Jugendliche zu Hause und nicht in einem Besprechungszimmer oder in der Tagesklinik zu behandeln. Auf Hausbesuch im Wasseramt.


Herr Hatzinger schaut nach oben in den Himmel.

Alzheimer

Herr Hatzinger schaut nach oben in den Himmel.

Alzheimer

Ein gutes Leben im Hier und Jetzt

Wer an Demenz erkrankt, verliert mit der Zeit die Orientierung – örtlich, zeitlich, aber auch zur eigenen Person. Prof. Dr. med. Martin Hatzinger ist Chefarzt der Psychiatrischen Klinik in Langendorf. Im Interview erklärt er, warum das Leben auch mit Demenz lebenswert sein kann.

Herr Hatzinger, was bedeutet es, die Diagnose Demenz zu erhalten?
Martin Hatzinger: Zu Beginn der Erkrankung sind oft noch keine starken Einschränkungen spürbar. Eine fortgeschrittene Demenz jedoch bringt viele kognitive Einschränkungen mit sich. Die Auffassungsgabe und die Handlungsabläufe sind beeinträchtigt; es kommt zu Wortfindungs- oder Sprachstörungen. Teil der Demenz sind auch Orientierungsstörungen. Die Betroffenen verlieren sich örtlich, aber auch zeitlich oder situativ. Das bedeutet, sie können sich nicht mehr daran erinnern, in welchem Jahr sie sich befinden, oder sie können Alltagssituationen nicht mehr richtig einordnen. Auch Informationen zur eigenen Person können verloren gehen, etwa das Geburtsjahr oder der Familienstand oder sogar die eigene Lebensgeschichte.

Die Krankheit entwickelt sich schrittweise. Wie wichtig ist es, sie früh zu erkennen?
Sehr wichtig. Wird die Krankheit früh erkannt, kann die Medizin unterstützend eingreifen und den Betroffenen helfen, länger selbstständig zu leben. Die Früherkennung ist auch für die Angehörigen von Bedeutung, da sie Verhaltensveränderungen besser einordnen können. Eine frühzeitige Diagnose ist auch in Bezug auf die Urteilsfähigkeit der betroffenen Person entscheidend. Wichtige Entscheidungen, wie das Verfassen eines Testaments, können nur getroffen werden, solange die Betroffenen noch im Hinblick auf dieses Beispiel als urteilsfähig gelten. Das ist beim genannten Beispiel in fortgeschritteneren Stadien in der Regel nicht mehr der Fall.

Wie kann die Krankheit früh erkannt werden?
Wenn man im Alltag bemerkt, dass man häufig Dinge vergisst und das Gefühl hat, dass etwas nicht mehr stimmt, sollte man dies nicht ignorieren. Eine frühzeitige Abklärung ist wichtig, um die richtigen Massnahmen ergreifen zu können. Von aussen ist eine Diagnose, besonders im Frühstadium, oft schwer erkennbar. Die Krankheit beginnt häufig mit depressiven Symptomen, die Betroffenen fühlen sich antriebslos. Angehörigen fällt diese Apathie oft auf. Die Diagnose ist deshalb nicht einfach, weil auch eine klinische Depression zu Antriebslosigkeit führen und das Gedächtnis vorübergehend beeinträchtigen kann. Eine schnelle Differentialdiagnose ist daher wichtig. Ich sage meinen Studierenden immer: Wenn eine ältere Person, die zuvor nie depressive Symptome gezeigt hat, plötzlich darunter leidet, sollte eine Demenz in Erwägung gezogen und entsprechend abgeklärt werden.

Wie können Betroffene und ihre Angehörigen mit der Diagnose umgehen?
Wichtig ist es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass man auch mit einer Demenz noch Lebensqualität haben kann. Die Diagnose bedeutet nicht, dass alles zusammenbricht. Jeder Mensch hat sein Schicksal, aber bei einer Demenz hat man noch eine längere Lebensphase vor sich, in der es viele schöne Momente geben kann.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?
Die Aufgabe der Therapie ist es, die noch vorhandenen Fähigkeiten zu fördern und zu stärken. In unseren alterspsychiatrischen Tageskliniken in Olten und Solothurn machen wir
auch Gedächtnistraining, zum Beispiel mit Memory-Spielen. Wer das Gehirn trainiert, kann es länger aktiv halten. Auch wissen wir, dass regelmässige soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten Krankheitsverläufe verbessern können. Demenzkranke profitieren zudem von einer geregelten Tagesstruktur, wie sie in unseren Tagekliniken, aber auch in Alters- und Pflegeheimen oder Tagesstätten angeboten wird. Es ist auch sehr wichtig, die Angehörigen zu unterstützen. Beispielsweise bietet die Alzheimervereinigung Beratungsstellen an. Eine grosse Herausforderung für die Angehörigen ist es, dass sich die Betroffenen nicht mehr an ihre Umgebung anpassen können. Die Umgebung muss sich an die Betroffenen anpassen. Wenn diese den Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigen können, fordert es die Angehörigen deshalb oft auch sehr stark emotional. Gerade in diesen Situationen ist manchmal professionelle Hilfe gefragt.


Hören Sie unseren Podcast „SO gesund“

Demenz als Begriff ist bekannt. Sie wirklich zu erkennen, ist hingegen anspruchsvoll. Denn es kommt auf die Persönlichkeit und auch auf überlagerte Stimmungen bei der Patientin oder dem Patienten an.
«Wenn ich mal etwas verlegt habe, heisst es nicht, dass ich gleich dement bin», weiss Dr. med. Julijana Vukasinovic. In diesem Podcast mit Dominik Lüdi erzählt sie vom Umgang mit den über 100 Formen von Demenzerkrankungen.

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Rettungsdienst in Oensigen mit dem Notfallfahrzeug.

Schnelle Hilfe im Notfall

Rettungsdienst in Oensigen mit dem Notfallfahrzeug.

FIRST RESPONDER

Schnelle Hilfe im Notfall

Wenn das Herz stoppt, zählt jede Minute. Um die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungsdienste zu überbrücken und lebensrettende Massnahmen schnellstmöglich einzuleiten, sind im Kanton Solothurn sogenannte «First Responder» im Einsatz.

Wer bei einem Herz­-Kreislauf­-Stillstand erste Hilfe leisten will, hat nur wenig Zeit. Die Reanimations­massnahmen müssen so bald wie möglich ein­geleitet werden, erklären Dr. med. Oliver Reisten, Chefarzt Rettungsdienst der soH, und Beat Walser, betrieblicher Leiter des Rettungsdienstes. «Bei ei­ner Reanimation muss zwar das Herz unterstützt werden, weil es ausgefallen ist. Kritisch ist jedoch vor allem das Gehirn. Wenn das Gehirn zehn Mi­nuten lang nicht mit Sauerstoff versorgt wird, ist es unwiederbringlich geschädigt.» Aus diesem Grund, so sind sich die beiden einig, müssen die Betroffenen bereits versorgt werden, bevor die Rettungsdienste eintreffen und die Reanimation übernehmen können.

Das erste Glied einer komplexen Kette

In die zeitliche Lücke zwischen dem Herz­-Kreis­lauf-­Stillstand und der Ankunft des Rettungswa­gens springen im Kanton Solothurn seit bald zehn Jahren First Responderinnen und First Responder. Sie arbeiten eng mit den kantonalen Notrufzen­tralen und Rettungsdiensten zusammen. Sobald ein entsprechender Notruf über eine solche Notfallsituation eingeht, werden die nächstgelegenen First Responder per App alarmiert. Dank der de­zentralen Verteilung können diese oft innerhalb weniger Minuten am Einsatzort sein. Mittlerweile gibt es im Kanton mehrere Hundert solcher Erst­helfer. Sie sind das erste Glied in einer organisier­ten Rettungskette, die, wenn alles ideal funktio­niert, etwa der Hälfte der Patienten nach einem Herznotfall das Überleben sichern kann.

«Die Aufgabe der First Responder ist sehr wich­tig», betont Reisten, der auch Vorstandsmitglied des Vereins First Responder Kanton Solothurn ist. «Für die Patienten hängt viel davon ab, wie schnell die ersten Massnahmen eingeleitet und wie gut sie durchgeführt wurden. Das ist ein Gewinn für den Patienten – und auch für die soH, weil wir dann das Bestmögliche für die Betroffenen herausholen können.»

First Responder haben eine spezielle Ausbildung absolviert. Diese dauert rund 3,5 Stunden und ver­mittelt das Wissen, wie und in welchen Fällen eine Herz-­Kreislauf­-Reanimation durchgeführt werden muss. Die Teilnehmenden lernen zudem, wie sie im Notfall einen Defibrillator bedienen. Viele willige im Kanton sind bei der Polizei oder der Feuerwehr tätig, aber auch in Schulen oder Ge­meinden. Für Beat Walser und Oliver Reisten ist klar: First Responder kann grundsätzlich jede und jeder wer­den, sofern die physischen Voraussetzungen gege­ben sind. Dazu gehört unter anderem genügend Kraft, um eine Reanimation durchzuführen, oder die Fähigkeit, auf dem Boden zu knien.

Keine Angst vor Erster Hilfe

«Man kann eigentlich nichts falsch machen», be­tont Beat Walser. «Wir stellen fest, dass die Leute  oft Angst haben, einen Fehler zu machen oder die Situation zu verschlimmern. Aber wenn man ge­lernt hat, wie es geht, ist eine Reanimation tech­nisch gesehen simpel», erklärt er. Reisten ergänzt: «Mit einer Reanimation kann man die Situation so­gar nur verbessern. Denn wenn man nichts macht, nimmt das Schicksal seinen Lauf – und dann kön­nen auch wir am Ende nicht mehr helfen.» Auch die Sorge, jemanden bei der Reanimation zu verletzen, sei unbegründet, so Walser. «Es gibt Frei oft die Angst, dass man dabei einer Person die Rip­pen brechen könnte. Das kann natürlich passieren, besonders bei älteren Menschen. Aber es ist eine normale Komplikation, die vorkommen kann. Und wenn der Patient dadurch überlebt, sind gebroche­ne Rippen kein grosses Problem.»

Grundsätzlich haben die Kenntnisse und die Bereitschaft, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten, in den vergangenen Jahren zugenommen. Walser und Reisten hoffen, das Netzwerk der First Responder im Kanton in den kommenden Jahren wei­ter auszubauen – vor allem in den Bezirken Thal und Bucheggberg, wo das Netz der Freiwilligen derzeit noch etwas weniger dicht ist und der Ret­tungsdienst aufgrund der grossen Distanz länger braucht, um im Notfall vor Ort zu sein.


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