Pallative Care

Palliative Care

«Das Thema Lebensende wird vernachlässigt»

Die Palliative Care begleitet Menschen, die an unheilbaren, fortgeschrittenen und lebensbedrohlichen Krankheiten leiden.

Herr Jungi, Sie sind leitender Arzt auf der Palliativstation im Kantonsspital Olten. Wann kommen die Menschen zu Ihnen?
Dr. med. Manuel Jungi: Die Patientinnen und Patienten kommen zu uns, wenn ihre zeitliche Perspektive absehbar und gleichzeitig die Betreu­ung komplex wird. Bei einigen von ihnen geht ein langer Prozess voraus, weil sie schon länger an einer unheilbaren Krankheit leiden. Sie sind an einem Punkt angekommen, an dem es für sie nicht mehr weitergeht. Andere realisieren erst an diesem Punkt, dass ihr Leben endlich ist, auch wenn sie bereits eine lange Krankheitsgeschichte haben. Wer sich nie mit dem eigenen Lebens­ ende auseinandergesetzt hat, wird davon über­rumpelt. Wenn man an der Ursache einer schwe­ren Krankheit nichts mehr ändern kann, steht am Ende des Prozesses der Tod. Das schockiert die Menschen immer wieder.

Warum scheint es vielen Menschen schwerzufallen, sich mit dem eigenen Lebensende zu befassen?
Wir leben in einer Gesellschaft, die uns glaubhaft machen will, dass alles machbar ist – mit Geld, künstlicher Intelligenz und immer mehr Digitali­sierung. Den Tod kann uns jedoch niemand abnehmen. Er ist Teil des Lebens, wie die Geburt. Es gibt andere Kulturen, in denen der Tod präsen­ter ist. In Mexiko wird jedes Jahr der «Día de los Muertos» gefeiert. Bei uns sind ähnliche Bräuche verloren gegangen. Menschen, die ihre Eltern, Lebenspartner oder andere Bezugspersonen durch eine Krankheit verlieren, setzen sich noch eher mit dem Tod auseinander. Ansonsten ist der Tod in unserer Gesellschaft eher tabuisiert. Man redet wenig darüber und ist oft überfordert, wenn man an den eigenen Tod denkt.

Müssen wir uns überhaupt damit befassen?
Ich denke schon. Geboren zu werden bedeutet auch, irgendwann sterben zu müssen.

Warum haben viele Menschen Angst vor der Palliativstation?
Viele glauben, die Palliativstation sei die Endsta­tion im Spital. Das stimmt so nicht. Zwar haben wir komplex kranke Patienten bei uns, aber viele von ihnen haben noch Monate vor sich. Wir helfen ihnen, sich bewusster zu über legen, was sie mit dieser Zeit machen möchten. Wenn man von bestimmten Therapien und Operationen absieht, hat man möglicherweise eine bessere Lebens­qualität in der verbleibenden Zeit und damit auch noch etwas Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind.

Ziel ist also nicht, möglichst lange zu leben, sondern möglichst gut?
Zeit hat verschiedene Aspekte. Sie kann die Dauer betreffen, aber Zeit hat auch immer einen Inhalt. Die Dauer können wir kaum beeinflussen. Doch den Inhalt, also das, was wir mit dieser Zeit machen, haben wir in der Hand. Man kann medizinisch noch so viel Zeit herausholen, aber wenn man dieser Zeit keinen Inhalt gibt, wirkt sie trotzdem verloren. Was für die Patienten eine gute Zeit ist, bestimmen sie selbst. Das können wir ihnen nicht abnehmen. Aber wenn wir sie kennenlernen und ihre Wünsche verstehen, können wir die Massnahmen entsprechend anpassen. Wir versuchen, ein gutes Betreuungs­netz zu etablieren.

Wie sieht so ein Betreuungsnetz aus?
Wir organisieren ein Rundtischgespräch mit allen Beteiligten – dazu gehören die Angehörigen sowie je nach individuellem Bedarf Akteure wie die Spitex, die Krebsliga oder die Sozialberatung. In diesem Gespräch wird geklärt, wie und ob die Wünsche der Patienten umsetzbar sind. Wir ent­werfen einen Betreuungs-­ und Notfallplan, falls die Symptome der Patienten plötzlich stärker werden. Es braucht idealerweise eine Hausarzt­praxis, die die Betreuung weiterführt. Das wird jedoch immer schwieriger, da es immer weniger Hausärztinnen und Hausärzte gibt, die Haus­ besuche machen.

Und was, wenn es irgendwann daheim nicht mehr geht?
Dann braucht es Institutionen wie Pflegeheime oder ein Hospiz. Derzeit gibt es im Kanton Solo­thurn allerdings nur ein Hospiz in Derendingen. Leider gibt es im Kanton noch keinen etablierten, flächendeckenden spezialisierten mobilen Palliative­-Care­-Dienst (MPD), der eine Betreuung auch in komplexen Situationen bis zum Schluss zu Hause oder im Heim ermöglichen könnte. Der Verein palliative.so ist bestrebt, zusammen mit etablierten Anbietern wie der Spitex sowie Gemeinden und Kanton auf einen koordinierten MPD hinzuwirken. Im Kanton Bern wurde kürz­lich ein MPD-­Projekt nach einer dreijährigen Pilotphase in die Regelstruktur übernommen. Wenn wir ein ähnliches Projekt im Kanton Solo­thurn umsetzen können, könnten wir die Men­schen zu Hause und in den Pflegeheimen besser betreuen. Das wäre für sie wertvolle Zeit, die sie dort verbringen können, wo sie sich wohlfühlen.


Die Palliative Care betreut und behandelt Menschen mit chronisch fortgeschrittenen, unheilbaren und lebensbedrohlichen Krankheiten und begleiten sie in ihrer letzten Lebensphase.


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Orthopädie

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Orthopädie

Der richtige Zeitpunkt

Wer im Alltag unter Beschwerden durch Arthrose leidet, denkt früher oder später über ein künstliches Gelenk nach. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen und Antworten mit Dr. med. Christoph Schwaller, Facharzt für orthopädische Chirurgie und Chefarzt der Klinik für Ortho­pädie und Traumatologie im Kantonsspital Olten.

Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür, über ein künstliches Gelenk nachzudenken?
«Der Hauptfaktor ist in dieser Frage der Patient oder die Patientin selbst. Nicht der Arzt, und auch nicht das Röntgenbild», betont Dr. med. Chris­toph Schwaller: «Wenn eine Person zusehends in ihren Alltagsverrich­tungen eingeschränkt wird und die Schmerzen mit konservativen Mass­nahmen nicht mehr gelindert wer­den können, dann ist der Zeitpunkt für eine nachhaltige operative Lö­sung gekommen.» Meistens, so der Facharzt, schicke der Hausarzt die Patientinnen und Patienten zu ei­nem Spezialisten, um die Ursache der Schmerzen und mögliche Mass­nahmen abzuklären. Die Quelle des Schmerzes zu finden, sei nicht im­mer leicht, erklärt er. «Jemand kann mit Knieschmerzen zu uns kommen, hat aber eigentlich ein Hüftproblem. Oder die Person leidet unter Schmer­zen in der Hüfte, die Ursache dafür liegt aber im Rücken.» Wie Mosaik­steinchen suche man als Arzt in die­sen Fällen nach Anhaltspunkten, um den wahren Grund für das Leiden der Patienten zu finden. Häufig würden Patienten dann ungläubig reagie­ren, wenn man ihnen erkläre, woher die Schmerzen eigentlich stammen. «Mit einer ungefährlichen Testsprit­ze mit einem kurzwirksamen Medi­kament in das betroffene Gelenk kann man den Patienten zeigen, dass die Ursache ihrer Schmerzen eben nicht dort liegt, wo es weh tut.»

Ist eine Operation immer notwendig?
In der Klinik für Orthopädie und Traumatologie in Olten zeige man den Patientinnen und Patienten je­weils zwei Wege auf, so Christoph Schwaller. Ein Weg sei derjenige der konservativen Therapie, die in einem ersten Schritt versuche, eine Opera­tion zu vermeiden. Der zweite Weg ist derjenige der Operation, in wel­cher ein künstliches Gelenk einge­setzt wird. Im Bereich der konservativen Therapie werden Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel ein­gesetzt sowie in Zusammenarbeit mit der Physiotherapie gezielt Mus­keln aufgebaut, um Fehlhaltungen zu korrigieren und die Hüfte oder das Knie zu stärken. Ein positiver Effekt dieser Massnahmen ist, dass Patien­tinnen und Patienten, die vor einer Operation Physiotherapie erhalten haben, in der Reha schneller Fort­schritte machen. «Wenn nichts mehr nützt», erklärt Christoph Schwal­ler, «dann gehen wir einen Schritt weiter und besprechen einen mögli­chen operativen Eingriff.»

Wie lange sind künstliche Gelenke haltbar?
Künstliche Hüft­ und Kniegelenke wurden in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt, insbesondere betreffend des Materialverschleisses. Der mechanische Abrieb des Kunst­gelenks ist vergleichbar mit dem Abnutzen des Autopneus, und in den vergangenen Jahren wurden sehr gute Lösungen in der Gleitpaarung gefunden, die eine Haltbarkeit von über 20 Jahren versprechen. «Heute gibt es eigentlich keine schlechten Prothesen mehr. Es wird das passende Implantat je nach Knochenqualität, Form und Konfi­guration des Patienten ausgewählt. Zum Beispiel muss die Verankerung bei Osteoporose anders erfolgen als bei jungen Patienten mit gesun­den Knochen», erklärt Christoph Schwaller.

Wie hat sich der Bereich der Orthopädie in den vergangenen Jahren verändert?
Verändert haben sich einerseits die Implantate, andererseits aber auch die Art, wie Operationen heute durch­ geführt werden, so Christoph Schwal­ler. So würden bei Operationen im­mer häufiger auch KI­unterstützte Navigationssysteme und Robotiksys­teme zum Einsatz kommen, welche die Chirurginnen und Chirurgen bei der präzisen Arbeit unterstützen. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch weiter fortsetzen wird, vermutet der Chefarzt. Die Arbeit im Bereich der Orthopä­die fasziniere ihn nach wie vor, be­tont er. «Das Beste an meiner Ar­beit ist vermutlich, dass wir die Patienten sehr schnell von Schmer­zen befreien können. Das ist wohl in keinem anderen Fachgebiet so extrem», erklärt er. Ausserdem gebe er sein Wissen gerne an jüngere Kol­leginnen und Kollegen weiter. Und: «Auch nach der tausendsten Hüft­operation finde ich es immer noch spannend, wie unterschiedlich die Voraussetzungen bei den Patientin­nen und Patienten sind.»

Wie lange braucht man, um sich nach einer Operation zu erholen?
Bei Hüftprothesen verlaufe die Hei­lung oft relativ rasch: «Meistens verläuft das reibungslos. Die Patien­tinnen und Patienten gehen rund vier bis sechs Wochen an Krücken, und nach drei Monaten mit Physio­therapie sind die allermeisten wieder schmerzfrei und sicher im Alltag un­terwegs», erklärt Schwaller. die Reha­bilitation nach Eingriffen am Knie­gelenk ist zwar nicht komplizierter als bei Eingriffen am Hüftgelenk, aber hingegen viel langwieriger. «Die volle Erholung und Verbesserung der Lebensqualität kann bis zu einem Jahr dauern. Schwellungen des gan­zen Beines und gestörter Lymph­abfluss sind häufig, so wie auch die vollständige Schmerzfreiheit erst nach Monaten erreicht wird», sagt der Chefarzt. Deshalb sei ein inten­sives Vorgespräch wichtig, um Pati­entinnen und Patienten früh darauf hinweisen zu können, dass sie in der Heilungsphase Geduld benötigen.


Unser Qualitätsprogramm für eine rasche Genesung nach Operationen

Mit Recovery PLUS sorgen wir für eine zügige Erholung nach operativen Eingriffen, weniger Komplikationen und eine rasche Rückkehr nach Hause. Das erreichen wir durch eine interprofessionelle, interdisziplinäre Behandlung nach modernen Patientenpfaden. Patientinnen und Patienten übernehmen in diesem Programm eine aktive Rolle.

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Alzheimer

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Alzheimer

Ein gutes Leben im Hier und Jetzt

Wer an Demenz erkrankt, verliert mit der Zeit die Orientierung – örtlich, zeitlich, aber auch zur eigenen Person. Prof. Dr. med. Martin Hatzinger ist Chefarzt der Psychiatrischen Klinik in Langendorf. Im Interview erklärt er, warum das Leben auch mit Demenz lebenswert sein kann.

Herr Hatzinger, was bedeutet es, die Diagnose Demenz zu erhalten?
Martin Hatzinger: Zu Beginn der Erkrankung sind oft noch keine starken Einschränkungen spürbar. Eine fortgeschrittene Demenz jedoch bringt viele kognitive Einschränkungen mit sich. Die Auffassungsgabe und die Handlungsabläufe sind beeinträchtigt; es kommt zu Wortfindungs- oder Sprachstörungen. Teil der Demenz sind auch Orientierungsstörungen. Die Betroffenen verlieren sich örtlich, aber auch zeitlich oder situativ. Das bedeutet, sie können sich nicht mehr daran erinnern, in welchem Jahr sie sich befinden, oder sie können Alltagssituationen nicht mehr richtig einordnen. Auch Informationen zur eigenen Person können verloren gehen, etwa das Geburtsjahr oder der Familienstand oder sogar die eigene Lebensgeschichte.

Die Krankheit entwickelt sich schrittweise. Wie wichtig ist es, sie früh zu erkennen?
Sehr wichtig. Wird die Krankheit früh erkannt, kann die Medizin unterstützend eingreifen und den Betroffenen helfen, länger selbstständig zu leben. Die Früherkennung ist auch für die Angehörigen von Bedeutung, da sie Verhaltensveränderungen besser einordnen können. Eine frühzeitige Diagnose ist auch in Bezug auf die Urteilsfähigkeit der betroffenen Person entscheidend. Wichtige Entscheidungen, wie das Verfassen eines Testaments, können nur getroffen werden, solange die Betroffenen noch im Hinblick auf dieses Beispiel als urteilsfähig gelten. Das ist beim genannten Beispiel in fortgeschritteneren Stadien in der Regel nicht mehr der Fall.

Wie kann die Krankheit früh erkannt werden?
Wenn man im Alltag bemerkt, dass man häufig Dinge vergisst und das Gefühl hat, dass etwas nicht mehr stimmt, sollte man dies nicht ignorieren. Eine frühzeitige Abklärung ist wichtig, um die richtigen Massnahmen ergreifen zu können. Von aussen ist eine Diagnose, besonders im Frühstadium, oft schwer erkennbar. Die Krankheit beginnt häufig mit depressiven Symptomen, die Betroffenen fühlen sich antriebslos. Angehörigen fällt diese Apathie oft auf. Die Diagnose ist deshalb nicht einfach, weil auch eine klinische Depression zu Antriebslosigkeit führen und das Gedächtnis vorübergehend beeinträchtigen kann. Eine schnelle Differentialdiagnose ist daher wichtig. Ich sage meinen Studierenden immer: Wenn eine ältere Person, die zuvor nie depressive Symptome gezeigt hat, plötzlich darunter leidet, sollte eine Demenz in Erwägung gezogen und entsprechend abgeklärt werden.

Wie können Betroffene und ihre Angehörigen mit der Diagnose umgehen?
Wichtig ist es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass man auch mit einer Demenz noch Lebensqualität haben kann. Die Diagnose bedeutet nicht, dass alles zusammenbricht. Jeder Mensch hat sein Schicksal, aber bei einer Demenz hat man noch eine längere Lebensphase vor sich, in der es viele schöne Momente geben kann.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?
Die Aufgabe der Therapie ist es, die noch vorhandenen Fähigkeiten zu fördern und zu stärken. In unseren alterspsychiatrischen Tageskliniken in Olten und Solothurn machen wir
auch Gedächtnistraining, zum Beispiel mit Memory-Spielen. Wer das Gehirn trainiert, kann es länger aktiv halten. Auch wissen wir, dass regelmässige soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten Krankheitsverläufe verbessern können. Demenzkranke profitieren zudem von einer geregelten Tagesstruktur, wie sie in unseren Tagekliniken, aber auch in Alters- und Pflegeheimen oder Tagesstätten angeboten wird. Es ist auch sehr wichtig, die Angehörigen zu unterstützen. Beispielsweise bietet die Alzheimervereinigung Beratungsstellen an. Eine grosse Herausforderung für die Angehörigen ist es, dass sich die Betroffenen nicht mehr an ihre Umgebung anpassen können. Die Umgebung muss sich an die Betroffenen anpassen. Wenn diese den Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigen können, fordert es die Angehörigen deshalb oft auch sehr stark emotional. Gerade in diesen Situationen ist manchmal professionelle Hilfe gefragt.


Hören Sie unseren Podcast „SO gesund“

Demenz als Begriff ist bekannt. Sie wirklich zu erkennen, ist hingegen anspruchsvoll. Denn es kommt auf die Persönlichkeit und auch auf überlagerte Stimmungen bei der Patientin oder dem Patienten an.
«Wenn ich mal etwas verlegt habe, heisst es nicht, dass ich gleich dement bin», weiss Dr. med. Julijana Vukasinovic. In diesem Podcast mit Dominik Lüdi erzählt sie vom Umgang mit den über 100 Formen von Demenzerkrankungen.

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Rettungsdienst in Oensigen mit dem Notfallfahrzeug.

Schnelle Hilfe im Notfall

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FIRST RESPONDER

Schnelle Hilfe im Notfall

Wenn das Herz stoppt, zählt jede Minute. Um die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungsdienste zu überbrücken und lebensrettende Massnahmen schnellstmöglich einzuleiten, sind im Kanton Solothurn sogenannte «First Responder» im Einsatz.

Wer bei einem Herz­-Kreislauf­-Stillstand erste Hilfe leisten will, hat nur wenig Zeit. Die Reanimations­massnahmen müssen so bald wie möglich ein­geleitet werden, erklären Dr. med. Oliver Reisten, Chefarzt Rettungsdienst der soH, und Beat Walser, betrieblicher Leiter des Rettungsdienstes. «Bei ei­ner Reanimation muss zwar das Herz unterstützt werden, weil es ausgefallen ist. Kritisch ist jedoch vor allem das Gehirn. Wenn das Gehirn zehn Mi­nuten lang nicht mit Sauerstoff versorgt wird, ist es unwiederbringlich geschädigt.» Aus diesem Grund, so sind sich die beiden einig, müssen die Betroffenen bereits versorgt werden, bevor die Rettungsdienste eintreffen und die Reanimation übernehmen können.

Das erste Glied einer komplexen Kette

In die zeitliche Lücke zwischen dem Herz­-Kreis­lauf-­Stillstand und der Ankunft des Rettungswa­gens springen im Kanton Solothurn seit bald zehn Jahren First Responderinnen und First Responder. Sie arbeiten eng mit den kantonalen Notrufzen­tralen und Rettungsdiensten zusammen. Sobald ein entsprechender Notruf über eine solche Notfallsituation eingeht, werden die nächstgelegenen First Responder per App alarmiert. Dank der de­zentralen Verteilung können diese oft innerhalb weniger Minuten am Einsatzort sein. Mittlerweile gibt es im Kanton mehrere Hundert solcher Erst­helfer. Sie sind das erste Glied in einer organisier­ten Rettungskette, die, wenn alles ideal funktio­niert, etwa der Hälfte der Patienten nach einem Herznotfall das Überleben sichern kann.

«Die Aufgabe der First Responder ist sehr wich­tig», betont Reisten, der auch Vorstandsmitglied des Vereins First Responder Kanton Solothurn ist. «Für die Patienten hängt viel davon ab, wie schnell die ersten Massnahmen eingeleitet und wie gut sie durchgeführt wurden. Das ist ein Gewinn für den Patienten – und auch für die soH, weil wir dann das Bestmögliche für die Betroffenen herausholen können.»

First Responder haben eine spezielle Ausbildung absolviert. Diese dauert rund 3,5 Stunden und ver­mittelt das Wissen, wie und in welchen Fällen eine Herz-­Kreislauf­-Reanimation durchgeführt werden muss. Die Teilnehmenden lernen zudem, wie sie im Notfall einen Defibrillator bedienen. Viele willige im Kanton sind bei der Polizei oder der Feuerwehr tätig, aber auch in Schulen oder Ge­meinden. Für Beat Walser und Oliver Reisten ist klar: First Responder kann grundsätzlich jede und jeder wer­den, sofern die physischen Voraussetzungen gege­ben sind. Dazu gehört unter anderem genügend Kraft, um eine Reanimation durchzuführen, oder die Fähigkeit, auf dem Boden zu knien.

Keine Angst vor Erster Hilfe

«Man kann eigentlich nichts falsch machen», be­tont Beat Walser. «Wir stellen fest, dass die Leute  oft Angst haben, einen Fehler zu machen oder die Situation zu verschlimmern. Aber wenn man ge­lernt hat, wie es geht, ist eine Reanimation tech­nisch gesehen simpel», erklärt er. Reisten ergänzt: «Mit einer Reanimation kann man die Situation so­gar nur verbessern. Denn wenn man nichts macht, nimmt das Schicksal seinen Lauf – und dann kön­nen auch wir am Ende nicht mehr helfen.» Auch die Sorge, jemanden bei der Reanimation zu verletzen, sei unbegründet, so Walser. «Es gibt Frei oft die Angst, dass man dabei einer Person die Rip­pen brechen könnte. Das kann natürlich passieren, besonders bei älteren Menschen. Aber es ist eine normale Komplikation, die vorkommen kann. Und wenn der Patient dadurch überlebt, sind gebroche­ne Rippen kein grosses Problem.»

Grundsätzlich haben die Kenntnisse und die Bereitschaft, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten, in den vergangenen Jahren zugenommen. Walser und Reisten hoffen, das Netzwerk der First Responder im Kanton in den kommenden Jahren wei­ter auszubauen – vor allem in den Bezirken Thal und Bucheggberg, wo das Netz der Freiwilligen derzeit noch etwas weniger dicht ist und der Ret­tungsdienst aufgrund der grossen Distanz länger braucht, um im Notfall vor Ort zu sein.


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Im Notfallzentrum in Solothurn

Im Notfallzentrum in Solothurn werden die Patientinnen und Patienten zu jeder Tages- und Nachtzeit behandelt. Chefarzt Dr. med. Cyrill Morger erzählt aus dem spannenden und manchmal stressigen Alltag und erklärt, warum die Patientinnen und Patienten auch mal Geduld brauchen.

Eine Sportverletzung nach dem Grümpelturnier, Atembeschwerden oder plötzliche Bauchschmer­zen: Es gibt viele Gründe, warum Patientinnen und Patienten das Notfallzentrum des Bürgerspitals in Solothurn aufsuchen. Seit vielen Jahren ist Chefarzt Dr. med. Cyrill Morger in diesem Bereich tätig und leitet seit gut einem Jahr die Klinik für Notfall­medizin in Solothurn. Noch heute gefällt ihm die Abwechslung in sei­nem Alltag besonders gut, erzählt er: «Keiner von uns weiss zu Beginn seines Dienstes, was der Tag bringen wird. Das medizinische Spektrum, mit dem wir zu tun haben, ist sehr breit – von weniger akuten bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen. Das macht die Arbeit sehr spannend.»

Triage für die beste Versorgung

Wenn Patientinnen und Patienten ins Notfallzentrum kommen, werden sie von einer speziell ausgebildeten Pflegefachperson in einem ersten Schritt untersucht und befragt. Danach wird ent­schieden, wie dringend eine Patientin oder ein Pa­tient behandelt werden muss. Im Bürgerspital in Solothurn liegt die durchschnittliche Aufenthalts­dauer im Notfallzentrum (Notfallstation und Notfallpraxis) bei drei Stunden – vom ersten Kontakt bei der Anmeldung bis zum Abschluss der Behand­lung gerechnet. Behandelt werden alle, die unsere Hilfe benöti­gen, betont Cyrill Morger. «Die meisten Leute, die zu uns kommen, befinden sich in einer Notlage – ob krank, verunfallt oder manchmal auch aus organisatorischen Gründen. Für sie sind wir da», erklärt er. Wie schnell jemand an die Reihe kommt, hängt vom internen Triagesystem und vom Pati­entenanfall ab. Dieser Ablauf bestimmt, wie dringend eine Person behandelt werden muss. «Es ist wichtig, dass die Patientinnen und Patienten wissen, dass alle unsere Mitar­beitenden ihr Bestes geben, um die Wartezeiten so kurz wie möglich zu halten. Geduld und Verständ­nis sind aber trotzdem nötig», so der Chefarzt.

Mehr Patientinnen und Patienten auf dem Notfall

Die Auslastung der Notfallstationen nimmt ste­tig zu, berichtet Cyrill Morger. Zum einen würden mehr Patientinnen und Patienten direkt auf den Notfall kommen, die sich eigentlich auch in einer Hausarztpraxis behandeln lassen könnten. «Durch Informationsquellen wie das Internet er­fahren die Menschen zudem viel über gesundheit­liche Probleme und möchten von uns dann durch sofortige Abklärungen die Gewissheit, dass sie nicht an etwas Schlimmem leiden. Dieser Effekt hat sich seit der Pandemie noch verstärkt», so Cy­rill Morger weiter.

Ein weiterer Grund für die steigende Auslastung der Notfallstation ist die alternde Bevölkerung. «Die Menschen leben länger, mit zunehmendem Alter haben sie mehr gesundheitliche Probleme. Viele ältere Menschen leben lange selbstständig alleine zu Hause und wenn dann etwas passiert – zum Beispiel ein simpler Sturz in der Wohnung – müssen sie im Spital behandelt werden, weil das bisher funktionierende häusliche System nicht mehr trägt.» Ältere Menschen, so Morger, leiden häufig an mehreren Krankheiten und ihre Behandlung und Betreuung sei entsprechend anspruchsvoll. Hilf­reich sei es, wenn die Patientinnen und Patienten jeweils ihre Krankengeschichte mitbringen, in der vermerkt sei, unter welchen Krankheiten sie leiden und welche Medikamente sie einnehmen. Im Kontakt mit den Menschen, die die Not­fallstation aufsuchen, sei auch ein zunehmender Trend zur Ungeduld spürbar. «Es gibt immer wie­der Situationen, in denen wir den Respekt und den Anstand gegenüber unseren Mitarbeitenden vermissen. Manche sind verbal aggressiv, weil sie als Erste behandelt werden wollen, auch wenn aus medizinischer Sicht kein dringender Notfall vorliegt», berichtet er.

Lange Tage für das Personal

Täglich sind auf der Notfallstation in Solothurn während 24 Stunden fünf Kaderärztinnen und -ärzte im Einsatz plus mehr als ein Dutzend Assis­tenzärztinnen und Assistenzärzte. Dazu kommt eine grosse Anzahl an Mitarbeitenden der Notfall­pflege und der Administration in diversen Schich­ten. Die interprofessionelle und interdisziplinäre Teamarbeit ist dabei entscheidend, Solothurn ist das grösste Notfallzentrum der drei soH-Standorte im Kanton. «Wenn der Betrieb normal läuft, sind wir personell gut aufgestellt. Wenn es lebhaft ist und viele Patienten gleichzeitig kommen – einige davon mit lebensbedrohlichen Situationen -dann können wir an unsere Grenzen stossen.»

Stress lasse sich auf dem Notfall nie ganz vermei­den, trotz guter Organisation. «Der Alltag ist un­berechenbar. Wenn innerhalb kurzer Zeit mehrere Personen zu uns kommen, die akut schwer er­krankt oder lebensbedrohlich verletzt sind, benö­tigen wir viele Ressourcen. Aggressive Patienten, intensive Wiederbelebungsmassnahmen oder unerwartete Todesfälle sind Situationen, die uns besonders fordern und auch emotional belastend sein können. Auch nach vielen Jahren Berufser­fahrung gehen solche Fälle nicht spurlos an einem vorbei. Es bewährt sich, das Team wenn möglich zeitnah zusammenzunehmen, um im Rahmen eines kurzen Debriefings über das Erlebte zu spre­chen und sicherzustellen, dass die nötige Unter­stützung erhält, wer diese benötigt.» Umso mehr freut es den Chefarzt, dass sich im­mer mehr angehende Ärztinnen und Ärzte für die Arbeit in der Notfallmedizin interessieren. Denn nur mit einer guten Ausbildung und langfristigem Engagement sammle man die Erfahrung, die es benötige, um auf dem Notfall innert kurzer Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen.


Was bedeutet Triage?

Das Triagesystem in den Notfallstationen der Spitäler in Solothurn, Olten und Dornach dient dazu, Patientinnen und Patienten je nach Schweregrad ihrer Erkrankung oder Verletzung zu priorisieren, um sicherzu- stellen, dass die dringendsten Fälle sofort behandelt werden. Bei der Ankunft auf dem Notfall schildern die Patientinnen und Patienten den speziell dafür aus- gebildeten Pflegefachkräften ihre Beschwerden. Nach diesem Aufnahmegespräch und der ersten Untersuchung teilt das Personal die Person in eine von 5 Kategorien ein. Je nach Kategorie werden die Patientinnen und Patienten schneller oder weniger schnell behandelt.

Stufe 1
Sofortige Behandlung erforderlich Lebensbedrohliche Zustände, die eine sofortige Behandlung erfordern, zum Beispiel ein Herz- stillstand, ein Schock oder eine sehr schwere Verletzung nach einem Unfall.

Stufe 2
Dringende Behandlung erforderlich Schwere, aber nicht lebensbedrohliche Zustände, die schnell behandelt werden, zum Beispiel starke Atemnot, Brustschmerzen, oder eine schwere allergische Reaktion.

Stufe 3 Mittlere Priorität
Zustände, die nicht lebensbedrohlich sind, aber ärztliche Hilfe benötigen, zum Beispiel akute Bauchschmerzen oder ein gebrochener Arm.

Stufe 4 und 5 Niedrige Priorität
Leichte Erkrankungen oder Verletzungen, die zwar unangenehm, aber nicht gefährlich sind und oft länger warten können, zum Beispiel eine Grippe, kleine Wunden oder Kopfschmerzen.


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Schneller nach Hause

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Recovery Plus

Schneller nach Hause

Das Programm «Recovery PLUS» soll Patientinnen und Patienten künftig helfen, sich nach Operationen im Bauchraum besser erholen zu können.

Operationen im Bauchraum sind verschieden­artig. Das bestätigt PD Dr. med. Samuel A. Käser, Chirurg und Chefarzt am Bürgerspital Solothurn. «In der Chirurgie gibt es viele Eingriffe, die ambu­lant durchgeführt werden können. Aber sobald es in den Bauchraum geht, kann es heikel werden», erklärt er. «Gerade wenn im Bauchraum neue Verbindungen mit dem Darm geschaffen werden, welche heilen müssen, braucht es eine gewisse Überwachung, auch wenn mit grösster Sorgfalt operiert wird.»

Mit standardisierten Prozessen schneller wieder daheim

Trotz der Komplexität der Eingriffe im Bauchraum soll die Aufenthaltsdauer im Spital nicht länger als notwendig sein. Käser betont: «Es ist bekannt, dass sich Patientinnen und Patienten zu Hause wohl fühlen und sich dort besser erholen.» Um den Spitalaufenthalt zu verkürzen, wird nun in der Klinik für Chirurgie des Bürgerspitals Solothurn das Programm «Recovery PLUS» einge­führt. «Das Programm standardisiert die Abläufe nach gewissen Operationen», erläutert Käser. Das bedeutet: Vor und nach einer Operation läuft alles nach einem Protokoll. Ob Pflegepersonal, Physio­therapie oder Ernährungsberatung: Alle arbeiten nach demselben Plan. Durch diese abgestimmten Abläufe versprechen wir uns eine Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit», er­klärt der Chefarzt. Das Programm wird seit 2023 bereits in anderen Abteilungen der soH eingesetzt. Nun wird das Programm am Bürgerspital Solo­thurn im Bereich der geplanten Mast­ und Dick­darmoperationen angewendet.

Wichtig ist für Käser, die Patientinnen und Pati­enten bereits im Vorfeld der Operation umfassend zu informieren. «Sie müssen wissen, was an wel­chem Tag vor und nach der Operation auf sie zu­kommt. Die Erwartungen sind oft unterschiedlich, auch kulturell. Viele Menschen gehen beispiels­weise davon aus, dass sie im Spital im Bett liegen müssen. Dabei ist es wichtig, sich möglichst früh wieder zu bewegen.» In einem oder mehreren Vor­gesprächen nimmt sich Käser daher die Zeit, die Patientinnen und Patienten detailliert aufzuklä­ren. Zusätzlich erhalten sie eine Broschüre, die ih­nen erklärt, was an den jeweiligen Tagen nach der Operation auf sie zukommt und wie sie sich auf die Operation vorbereiten können.

Positive Rückmeldungen

Dem Chefarzt ist es wichtig, Ängste abzubauen. «Wir entlassen niemand zu früh», betont er. Die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten waren bisher durchwegs positiv, so Käser: «Viele freuen sich, dass sie so früh nach Hause gehen dür­fen, und berichten in der Verlaufskontrolle nach sechs Wochen, dass sie sich in ihrer gewohnten Umgebung gut erholt haben.»


Weitere Informationen rund um das Angebot von Recovery PLUS an unseren Standorten finden Sie auf unserer Webseite.


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Lange im Bett liegen war gestern. Heute gilt der Grundsatz, dass während des Spitalaufenthalts bereits möglichst viel Bewegung in den Alltag eingebaut werden soll. Dabei helfen Anita Hartmeier, Leitende Physiotherapeutin im Bürgerspital Solothurn, und ihr Team.

Ob gebrochenes Bein, ein neues Hüftgelenk oder ein Eingriff am Bauch: Tagelang im Bett liegen müssen – ja, dürfen – Patientinnen und Patienten nach diesen Eingriffen nicht mehr. Je früher sie wieder in Bewegung kommen, desto besser, erklärt Physiotherapeutin Anita Hartmeier. «Im Spital sind viele Patienten über 70 Jahre alt. Für diese Al­tersgruppe ist es besonders wichtig, nicht zu lange im Bett zu liegen, da sie schnell an Mobilität und Muskelkraft verlieren», erklärt sie. Besonders anfällig für raschen Funktionsver­lust sei der Körper in dieser Phase, weil er durch chirurgische Eingriffe oder akute Erkrankungen bereits geschwächt sei. Komme dann noch Appetit­verlust hinzu, schreite der Verlust an Muskelkraft schnell voran.

Einfache Bewegungen aus dem Alltag

Wer jetzt denkt, kurz nach dem Eingriff bereits ein Krafttraining absolvieren zu müssen, liegt aber falsch. In einem ersten Schritt hilft die Physiothe­rapie im Spital dabei, einfache Alltagsbewegungen wie das Aufstehen, das Gehen und das Treppen­steigen wieder zu lernen. Die Bedeutung dieser All­tagsbewegungen werde oft unterschätzt, so Anita Hartmeier. «In der täglichen Praxis versuchen wir, die Pa­tienten zu motivieren, möglichst früh nach der Operation wieder aktiv zu werden. Selbst einfache Massnahmen, wie das Frühstücken am Tisch statt im Bett, können dazu beitragen, den Heilungspro­zess zu beschleunigen.» Auch, täglich die eigenen Kleider anzuziehen und einen Spaziergang auf der Station zu unternehmen, ist hilfreich: Studien zei­gen, dass Patienten, die mindestens 500 Meter pro Tag gehen – was etwa drei grossen Runden auf ei­ner Station entspricht – ihre Mobilität besser auf­rechterhalten können. Bei den Besuchen der Physiotherapie auf den Sta­tionen geht es laut Anita Hartmeier auch darum, zu motivieren, Ängste abzubauen und erfahren zu lassen, dass mehr möglich ist. Denn sich zu bewe­gen, obwohl Angst vor Schmerzen oder tatsächli­che Schmerzen da sind, brauche auch Mut und Zu­versicht. «Viele müssen sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass körperliche Aktivität guttut, ob­wohl sie manchmal etwas Schmerzen verursacht.» Auch Schwindel, Angst vor Stürzen oder die vielen Schläuche nach einer Operation würden viele von mehr Bewegung abhalten.

Aktivität hilft schon vor der Spitalzeit

Wer schon vor dem Spitalaufenthalt darauf geach­tet hat, im Alltag regelmässig aktiv zu sein, kommt ausserdem nach einer Operation leichter wieder in Bewegung. «Die Bewegungsfähigkeit vor dem Spi­talaufenthalt beeinflusst massgeblich, wie schnell sich Patienten danach erholen», weiss Anita Hart­meier. Auch für jüngere Menschen gelte: Je fitter sie vor dem Aufenthalt sind, desto schneller kön­nen sie sich erholen. Um sicher zu sein, im Alltag genügend Bewe­gung zu erhalten, empfiehlt Anita Hartmeier, die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsor­ganisation (WHO) zu beachten. Diese empfiehlt er­wachsenen Personen 150 Minuten Bewegung mit moderater Intensität pro Woche, was beispielswei­se schnelles Gehen oder Gartenarbeit einschliesst. Auch ein einfach durchführbares Krafttraining so­wie länger andauerndes Sitzen zu unterbrechen gehören zu den Empfehlungen. Ältere Erwachsene können ausserdem profitieren, wenn sie zusätzlich regelmässig ihr Gleichgewicht trainieren.

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