Arzt spricht mit einer Patientin während einer Untersuchung.

Nierenleiden

Urin: Der Botschafter der Nieren

Urin schwemmt Stoffe aus dem Körper, welche die Nieren herausgefiltert haben. Wird er regelmässig kontrolliert, können Nierenleiden frühzeitig erkannt werden.

Rund 1,5 Liter Urin scheidet eine Person pro Tag aus. Bis es soweit ist, passiert aber im Körper einiges. Vor allem in den Nieren, welche Gift- und Abbaustoffe aus dem Blut filtern. Rund 1700 Liter Blut reinigen die Nieren täglich. Die unerwünschten Stoffe werden anschliessend über den Urin ausgeschieden, der ebenfalls in den Nieren produziert wird. Ausserdem regulieren die Nieren mit dem Urin den Flüssigkeitshaushalt des Körpers, steuern mithilfe der Steuerung des Wasser- und Salzhaushaltes sowie Hormonen den Blutdruck und sorgen dafür, dass der Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht ist. Dieses ist wichtig, weil es die Voraussetzung für viele Stoffwechselprozesse im Körper ist.

«Das System», erklärt Christian Forster, «ist extrem clever. Es funktioniert so gut, dass man Nierenprobleme häufig erst dann bemerkt, wenn es schon zu spät ist.» Zum einen gebe es in den Nieren keine Nerven, und damit auch kein Schmerzsignal, das auf ein Problem hinweise. Schmerzen, wie man sie von einer Nierenentzündung her kenne, würden im Nierenbecken entstehen. Ausserdem, so Forster, hätten die Nieren eine hohe Funktionsreserve. «Man kann bis zu 80 Prozent der Nierenfunktion einbüssen, ohne etwas zu bemerken. Danach sind die Auswirkungen aber dramatisch. Ich vergleiche das oft mit dem Arbeitsmarkt: Eine Firma kann 70 Prozent der Angestellten entlassen. Die übrigen 30 Prozent werden den Arbeitsalltag eine Zeit lang mit enormem Kraftaufwand stemmen können, dann erleiden sie aber ein Burnout.» Die Niere, so Forster, gerate in eine Abwärtsspirale, die kaum noch aufzuhalten sei. Denn: Eine chronische Niereninsuffizienz, also die Störung der Nierenfunktion, kann nicht geheilt, einmal geschädigtes Nierengewebe nicht wieder hergestellt werden.

Regelmässige Screenings als Hilfsmittel um Nierenleiden zu erkennen

Die ersten Symptome, die auf ein Nierenleiden hinweisen, sind unspezifisch. Betroffene leiden in einer ersten Phase an Bluthochdruck, Wassereinlagerungen und Müdigkeit. Auch eine geringere Urinausscheidung zeigt an, dass mit den Nieren etwas nicht stimmt. Da die Menge allerdings vor allem zu Beginn gering ist, fällt das kaum auf. Wird die chronische Niereninsuffizienz nicht zufällig früh genug entdeckt, drohen langfristig Folgeschäden wie Knochen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um ein Nierenleiden frühzeitig zu entdecken, empfiehlt Forster eine regelmässige Kontrolle in der Hausarztpraxis. Unter anderem des Urins, der anzeigen kann, wie gut die Nieren ihrer Filterfunktion nachkommen können. Ist der Eiweissgehalt im Urin zu hoch, kann das ein Zeichen dafür sein, dass in den Nieren etwas nicht mehr stimmt. Eigentlich sind die Eisweissstrukturen im Blut nämlich zu gross, um durch das Nierensieb in den Urin zu gelangen. Sind zu viele Proteine im Urin sichtbar, deutet das auf Löcher im Sieb und damit auf eine Nierenerkrankung hin.

Zu viel Protein im Urin sei teilweise sogar von blossem Auge erkennbar, erklärt Forster. Deshalb lohne es sich, den Urin ab und an zu beobachten: «Wenn der Urin stark schäumt, könnte zu viel Protein enthalten sein. Auch Blut im Urin ist ein Zeichen dafür, dass etwas im Körper nicht stimmt.» Wird ein Nierenleiden früh genug entdeckt, ist es möglich, drastische Behandlungsmassnahmen wie die Dialyse oder eine Transplantation hinauszuzögern. Zwar gebe es kein Wundermittel, um das komplexe Organ Niere zu ersetzen. Aber ein gesunder Lebensstil und die richtigen Medikamente können helfen, ein Fortschreiten der Krankheit zu reduzieren.


Patientengeschichte

Judith Rafael Rosa, 63, besitzt keine Nieren mehr. Mit dem Pflegepersonal und anderen Patientinnen und Patienten auf der Dialysestation hält sie gerne einen Schwatz. Trotz ihres Schicksals hat sie ihre  Lebensfreude und ihren Humor beibehalten. Mehr dazu im Video.

Welche Patienten und Patientinnen brauchen eine Dialyse, wie geht eine Dialyse vonstatten und wie viele Personen sind davon betroffen? Dies sind einige der Fragen, die Dr. med. Christian ForsterLeitender Arzt der Nephrologie und Hämodialyse des Kantonsspitals Olten, im Video beantwortet.


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