3 FRAGEN AN DIE UROLOGIN UND SEXUALTHERAPEUTIN
«Ohne Scham über alles sprechen können»
Anne Timmermann, wie reagieren Ihre Patienten, wenn sie von einer Sexualtherapeutin behandelt werden?
Zuerst einmal sind die meisten etwas zurückhaltend, fassen aber rasch Vertrauen. Sobald sie merken, dass ich ohne Scham über alles spreche, was mit dem Genitalbereich zu tun hat, öffnen sich selbst ältere Patienten. Vielleicht manchmal sogar mehr als bei einem Urologen, da ich als Ärztin für sie keine Konkurrenz darstelle. Schwieriger war es eher am Anfang meiner Ausbildung, als der Altersunterschied zu meinen Patienten grösser war.
Was sind die häufigsten Fragen, die Männer mit Prostatakrebs nach einem Eingriff haben?
Am wichtigsten ist für sie natürlich die Frage, ob der Tumor weg ist. Die weiteren Fragen bezüglich Kontinenz und Erektionsstörungen kommen erst im Verlaufe der Genesung. Über Sexualität zu sprechen ist für viele Männer nach wie vor ein grosses Tabuthema. Wenn sie aber realisieren, dass sie mit mir über alles reden dürfen, kann ich sie auch umfassend beraten. Das ist sehr wichtig. Oft muss ich den Impuls geben. Gemäss einer Studie wünschen sich 80 Prozent der Patienten, dass das Thema der Sexualität von der Ärztin oder dem Arzt angesprochen wird.
Urologie-Patienten haben meistens ein gewisses Alter. Ist Sex dann noch ein Thema?
Dazu kann man keine allgemeingültige Aussage machen. Genauso wenig wie zur Frage, welche Methode am erfolgversprechendsten ist, die Erektionsfähigkeit wieder zu erlangen. Ich spreche nie von Impotenz – denn potent sein kann jeder. Sexualität ist nämlich viel mehr als nur die Frage, ob man Geschlechtsverkehr hat. Ich denke, Sexualität in einer Partnerschaft im Sinne von Nähe und Zärtlichkeit sollte und kann bis ins hohe Alter gelebt werden.
Dr. med. Anne Timmermann
ist Fachärztin für Urologie und verfügt über eine Zusatzausbildung als Sexualmedizinerin / Sexualtherapeutin.
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