Der Patient in seinem Alltag
PROSTATAKREBS – EIN TABUTHEMA UNTER MÄNNERN

«Ich war selber überrascht»

Christian Darasz war 60 Jahre alt, als bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert wurde. Anders als die meisten Männer versteckte er die Erkrankung nicht, sondern sprach offen darüber.

«Beschwerden hatte ich keine. Aber einen erhöhten PSA-Wert, welcher einen Prostatakrebs anzeigen kann. Der erhöhte Wert wurde bei einer Routineuntersuchung beim Hausarzt festgestellt, aber man wollte noch zuwarten. Eine weitere Untersuchung hatte ich aber verschoben, da mein Aarerestaurant «Chrigus Aarebeizli» in Bannwil kurz vor der Saisoneröffnung stand. Da konnte ich unmöglich fehlen. Nach der Sommersaison dann der weitere Test und eine Biopsie mit der klaren Diagnose: Prostatakarzinom.

Ich dachte immer, wenn ich einmal eine solche Diagnose erhalte, dann sei das mein Todesurteil. Ende, Schluss. Es überraschte mich selbst, dass dem aber gar nicht so war. Es gibt ja viele Menschen, die Krebs haben und ihn auch besiegen können. Ich dachte, da bist du nicht der Einzige und auch du schaffst einen Weg hinaus. Dann redete ich. Mit meiner Frau, meinem Sohn, mit dem Spezialisten, dem Hausarzt, Angehörigen, Freunden. Ich setzte mich intensiv mit dem Thema auseinander.

Ich ging ohne Angst ins Spital. Zu Doktor Mundhenk, dem Spezialisten, der mich operierte, konnte ich ein enges Vertrauensverhältnis aufbauen. Er klärte mich transparent, ehrlich und umfassend über den Eingriff auf. Der Spitalaufenthalt selbst war sogar unterhaltsam. Als Beizer kenne ich natürlich so einige Menschen, viele von ihnen habe ich im Spital wieder angetroffen. Ich schob also Rollstühle, war in der Caféteria, auf einen Schwatz im Gang, draussen im Park – kurz, ich war permanent unterwegs. Genau das, was mir gut tat. Ich bin nicht der Typ, der den ganzen Tag im Bett liegen kann.

Eine Folge der Operation war die Inkontinenz. Als Beizer kannst du dir sowas natürlich nicht leisten. Vier Wochen nach dem Eingriff begann ich mit dem Beckenbodentraining. Bereits nach dem vierten Termin riet mir die Physiotherapeutin, ich solle meine Binden nun mal weglassen. Psychologisch sei es wichtig, das Vertrauen in den Körper wiederaufzubauen. Und siehe da: Es ging. Das war eine grosse Erleichterung. Ein grösseres Tabuthema für die meisten Männer ist natürlich die Impotenz, die nach einem solchen Eingriff auftreten kann. Heute gibt es aber viele Hilfsmittel und auch Therapien dagegen.

Wenns mich heute irgendwo zwickt oder mich etwas schmerzt, ist der Krebs plötzlich wieder da. In Gedanken. Ansonsten denke ich nicht mehr daran. Ich will mir mein Leben nicht kaputt machen. Das Reden half mir sehr. Und manchem anderen vielleicht auch. Ich staunte, wie viele Männer auch schon einen solchen Eingriff hinter sich haben und bislang kaum je mit anderen darüber reden konnten.»


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