ENTFERNUNG VON TUMOREN
Minimalinvasive Eingriffe mit dem Operationsroboter
Wenn es um die operative Entfernung von Tumoren geht, wird häufig mit einem offenen Bauchschnitt operiert. Immer mehr aber gelingt es Chirurginnen und Chirurgen, bei Krebsoperationen minimalinvasive Eingriffe durchzuführen. Dabei werden über kleine Schnitte Instrumente in den Bauchraum eingeführt. Das da Vinci-Operationssystem schafft dabei entscheidende Vorteile.
Der Vorteil der Schlüssellochchirurgie oder minimalinvasiven Chirurgie liegt für Patientinnen und Patienten auf der Hand: geringerer Blutverlust, weniger Schmerzen, weniger Narben, präzisere Schnitte und eine raschere Erholung. Zudem können so kleinere Blutgefässe oder Nerven geschont werden und das Immunsystem wird weniger belastet.
Dennoch wurden bislang minimalinvasive Verfahren bei Krebsoperationen erst zurückhaltend eingesetzt. Aus der Befürchtung heraus, kleine Tumorableger oder Lymphknoten zu übersehen. Für den Leiter des da Vinci-Programms steht man heute aber an einem ganz anderen Punkt: «In Olten führen wir mit dem da Vinci-System bei Magen- und Darmkrebs Eingriffe in einer so hohen Qualität durch, dass wir mindestens gleich gut, wenn nicht gar präziser operieren können als bei einem offenen Schnitt. Dank einem Kontrastmittel erkenne ich mit dem Infrarotlaser etwa sehr exakt Lymphknoten und kann diese so gezielt entfernen», so Dietz. Die Entfernung der Lymphknoten ist deshalb so wichtig, weil diese Ableger von Tumorzellen beherbergen. Durch die Entfernung der Lymphknoten ist das Wiederkommen des Tumors weniger wahrscheinlich.
Raschere Genesung
Wenn Prof. Dr. med. Ulrich Dietz mit einer Operation beginnt, so steht er nicht in steriler Kleidung am Patienten, sondern sitzt im selben Raum neben dem Operationstisch an einer Konsole, bedient mit Socken Pedale, hat seine Finger in ringähnlichen Joysticks und schaut sich ein dreidimensionales Bild des Bauchinnenraums an. Über diese Steuerkonsole bedient der Chirurgie-Chefarzt des Kantonsspitals Olten die mechanischen Arme des Operationssystems da Vinci. Die Konsole überträgt seine Bewegungen exakt auf die Instrumente im Bauchinneren. Dank der dreidimensionalen Kamera hat er ein optimales Sichtfeld und kann Kamera wie Operationsinstrumente rund um das Organ herumbewegen. Das Operationssystem da Vinci – oft auch als Operationsroboter bezeichnet, obwohl er eigentlich keine Bewegungen selbständig ausführt – ermöglicht ein Operieren mit grosser Ruhe, die Instrumente lassen sich mit hervorragender Genauigkeit bewegen. «Dank einer aussergewöhnlichen Sicht und der Bewegungsmöglichkeit der Präzisionsinstrumente kann ich genau gleich, wenn nicht sogar besser arbeiten, so als hätte ich die Bauchhöhle durch einen grossen Schnitt eröffnet» so Ulrich Dietz.
Checklisten wie im Cockpit
Vor jedem Eingriff finden im Operationssaal sogenannte Team-Time-Outs statt. Anhand einer Checkliste wird unter anderem die Identität des Patienten überprüft, die Besonderheiten des Eingriffs besprochen und der Eingriffsort nochmals wiederholt und bestätigt. In der roboterassistierten Chirurgie geht man noch einen Schritt weiter und hat zusätzlich eigene Checklisten erarbeitet, die auf Papier ausgedruckt und im Operationssaal Schritt für Schritt durchgegangen werden. «Ähnlich wie ein Pilot im Cockpit arbeiten auch wir mit ausgedruckten Checklisten auf Papier – es geht einfach um mehr Sicherheit für den Patienten», so Ulrich Dietz. Es gibt immer wieder Parallelen zwischen der Aviatik und der Medizin. So gleichen sich etwa Sicherheitskonzepte des Operationssaals und des Cockpits. Es herrscht in der Medizin wie Aviatik das Vieraugenprinzip und aufgrund der Komplexität gewisser Prozesse braucht es auch ein teamorientiertes Ressourcenmanagement.
Die Instrumente des DaVinci sind auf das Innere des Beckens gerichtet.
Dank des ICG-Kontrastmittels kann der Operateur auf Wunsch mit speziellem Laserlicht gewisse Strukturen erkennen.
Die Entwicklung geht weiter
Mittlerweile wurden mit dem da Vinci-System im Kantonsspital Olten über 30 Eingriffe bei Magentumoren und über 140 Eingriffe bei Dickdarmkrebs durchgeführt. Insgesamt sind seit Einführung des Operationsroboters bereits über 1’800 Eingriffe erfolgt, darunter auch Bruchoperationen (wie Leisten- oder Narbenbrüche) und Gallenblasenentfernungen. Ein grosser Vorteil der minimalinvasiven Eingriffe sei auch die rasche Genesung. «Wenn sich ein Patient nach dem operativen Eingriff rasch wieder erholen kann, kann dadurch auch die Nachbehandlung wie etwa eine Chemotherapie wie geplant nach der Operation durchgeführt werden» so Ulrich Dietz. Der Faktor Zeit ist in der onkologischen Behandlung ein entscheidender Faktor. Der vermeintliche Nachteil einiger DaVinci-Operationen, die etwas längere Operationszeit, hängt auch damit zusammen, dass der Operateur durch die exzellenten Arbeitsbedingungen und die ruhige Sicht mehr auf Einzelheiten eingeht. Der Chefarzt der Chirurgie ist überzeugt, dass sich wegen der raschen Genesung der Patienten und der Präzision des Eingriffs auch Mehrkosten solcher Eingriffe direkt dem Patienten zugutekommen. Die soH ist mit diesen onkochirurgischen Verfahren mit dem Operationsroboter im Bereich der Spitzenchirurgie platziert.
Weitere Eindrücke des Operationsroboters DaVinci
- Zwei Operateur*innen arbeiten mit DaVinci
- Nahaufnahme der Bedieninstrumente
- Display des DaVinci
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