Schlaganfall

Jede Minute zählt

Je rascher ein «Schlaganfall» beziehungsweise ein Hirnschlag behandelt werden kann, desto grösser sind die Chancen, dass der Betroffene keine schweren Langzeitschäden davonträgt.

«Wenn ein Hirnschlagpatient vor 20 Jahren ins Spital gekommen ist, legte man ihn ins Bett und gab lediglich etwas Aspirin als Blutverdünner, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern», sagt Dr. med. ­Michael Schärer, Leitender Arzt Neurologie und Co-Leiter der Stroke Unit am ­Bürgerspital Solothurn. «Heute aber», so Michael Schärer weiter, «ist der Hirnschlag eine Erkrankung, bei der rasches und nahtlos ineinandergreifenes Handeln zahlreicher Fachgebiete gefordert ist.» «Time is brain» lautet ein Sprichwort im Zusammenhang mit dem Hirnschlag, «Zeit kostet Hirn».

Der Hirnschlag wird bei rund 85% der Patienten durch einen plötzlichen Verschluss eines hirnversorgenden Gefässes verursacht. Dadurch kommt es zu einer Minderdurchblutung einer Hirnregion. Je länger diese ohne Versorgung bleibt, desto mehr Hirnzellen sterben ab. Je rascher also bei einem Schlaganfall eine Behandlung erfolgt, desto höher ist die Chance, möglichst viel Hirngewebe und Hirnfunktion retten zu können. Deshalb gibt es an immer mehr Spitälern spezialisierte Teams, die als sogenannte Stroke Units oder Stroke Centers organisiert sind (siehe Kasten). «Untersuchungen zeigen, dass es in solchen Spitälern zu weniger Todesfällen und weniger Folgeschäden kommt», so Michael Schärer. Aber das Allerwichtigste bei einem Schlaganfall bleibt das rasche Erkennen.


Was ist ein Schlaganfall?

Es gibt viele Bezeichnungen für einen Schlaganfall: Streifung, Schlägli, Hirnschlag, Hirninfarkt oder Stroke. Ein Schlaganfall definiert sich dadurch, dass eine Hirnregion durch eine verstopfte Hirnarterie oder eine Hirnblutung plötzlich zu wenig Sauerstoff bekommt.

  • Der Ischämische Schlaganfall macht rund 85 Prozent aller Schlaganfälle aus. Dabei verstopft ein Blutgerinnsel eine Hirnarterie.
  • Eine Hirnblutung oder ein Hämorrhagischer Schlaganfall betrifft rund 15 Prozent. Dabei reisst entweder ein Blutgefäss im Gehirn und das austretende Blut drückt auf das Hirngewebe, oder es reisst ein Blutgefäss im Bereich der -Hirnhäute, wobei sich das Blut  zwischen Hirnhäuten und Gehirn verteilt.

Behandlungsschritte bei einem Hirnschlag

1 Schlaganfall erkennen

Plötzliche Schwäche, Lähmung oder Gefühlsstörung auf einer Körper- oder Gesichtsseite.

Plötzliche Erblindung (meist auf einem Auge) oder Doppelbilder.

Plötzliche Sprechstörungen.

Plötzlicher, heftiger Schwindel oder Gleich-gewichtsstörung mit Gehunfähigkeit.

Plötzlicher und ungewöhnlich heftiger Kopfschmerz (Achtung – in der Regel macht der Hirnschlag keine Kopfschmerzen,
nur Hirnblutungen führen oft zu solchen).


2  Notfallbehandlung

  • Sofortige Diagnose durch eine klinische Untersuchung, ein Computertomogramm (CT) der eine Magnetresonanztomographie (MRT) sowie engmaschige Überwachung.
  • Bei der Thrombolyse-Therapie werden Medikamente mit einer Infusion über die Vene verabreicht oder über einen dünnen Katheter direkt am Ort des Blutgerinnsels. Dadurch wird das Blutgerinnsel aufgelöst. Eine Operation wird dann durchgeführt, wenn etwa bei einer Hirnblutung der Druck im Schädel reduziert werden muss, damit sich Hirnareale erholen und ihre Funktionen wiederhergestellt werden können.

3  Rehabilitation und Sekundärprävention

  • Nach einem Schlaganfall ist das Risiko eines zweiten Anfalls hoch. Deshalb müssen je nach Ursache des Hirnschlags eine individuelle Einstellung der Medikamente vorgenommen und Verhaltensänderungen (wie etwa Rauchstopp) diskutiert werden mit dem Ziel, weitere Hirnschläge zu verhindern.
  • Ebenso wichtig ist auch, dass die Patientin oder der Patient mit funktionellen Einschränkungen als Folge des Hirnschlags  eine frühe Rehabilitation erhält.

Stroke Unit Bürgerspital Solothurn

Die Stroke Unit am Bürgerspital Solothurn ist spezialisiert auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Schlaganfällen. In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Notfallstation, der Intensiv- und Überwachungsstation sowie den Spezialisten von Radiologie, Gefässchirurgie und Kardiologie werden Patienten mit einem Schlaganfall je nachdem konservativ mit Medikamenten oder mit intravenöser Thrombolyse behandelt. In schwerwiegenden Fällen, wenn etwa mit einem Katheter direkt eine grosse verstopfte Arterie wiedereröffnet werden muss, werden Patienten an die Universitätsklinik Inselspital Bern verlegt. Nach und während der Behandlung von Schlaganfällen wird eine Ursachenabklärung durchgeführt, um weitere Schlaganfälle zu verhindern. Parallel dazu wird, sofern erforderlich, eine rasche Rehabilitation durch Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie eingeleitet. Die Stroke Unit in Solothurn gehört zu einem Netzwerk von 23 spezialisierten Kliniken in der Schweiz.


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