
3 Fragen an die Neurologin
Die Rolle der Neurologie bei der Demenzbehandlung
Die Neurologie klärt ab, ob die Beschwerden der Patienten auf eine neurologische Grunderkrankung zurückzuführen sind, um gezielte medikamentöse und nicht medikamentöse Therapien zu ermöglichen.
Susanna Frigerio, was ist die Aufgabe der Neurologie bei einer Demenzbehandlung?
In der Demenzdiagnostik und -behandlung klären wir ab, ob die von den Patientinnen und Patienten geäusserten Beschwerden Ausdruck einer neurologischen Grunderkrankung sein können, die neben einer möglichen Demenz auch andere Symptome zeigen kann. Je genauer man die Demenzerkrankung im engeren Sinn erfassen und mögliche behandelbare Ursachen eingrenzen kann, desto gezielter kann eine medikamentöse und nicht medikamentöse Therapie erfolgen.
Demenz lässt sich nicht heilen, aber behandeln. Kommen Patienten denn auch früh genug?
Manchmal erfolgt die Abklärung in der Memory Clinic tatsächlich eher spät, nämlich erst dann, wenn die Symptome bereits stark ausgeprägt sind. Dank der Vernetzung verschiedener Fachgebiete in der Memory Clinic haben wir die Möglichkeit, die fortschreitende Krankheit in mehrerlei Hinsicht zu erfassen, zu stabilisieren und auch die Angehörigen zu unterstützen. Belastende Symptome wie beispielsweise starke Stimmungsschwankungen, Angst oder Orientierungslosigkeit werden zum Beispiel Gegenstand der Therapie. Für diese therapeutischen Massnahmen ist es enorm wichtig, dass man interdisziplinär denkt und alle Instanzen, Fachgebiete und externe Beteiligte in den therapeutischen Prozess miteinbezieht.
Im Kantonsspital Olten werden demente Patienten in einer sogenannten Memory Clinic abgeklärt und therapiert. Was steht hinter diesem Konzept?
In der Memory Clinic findet eine interdisziplinäre Zusammenarbeit statt. Vertreten sind die drei medizinischen Fachgebiete Neurologie, Altersmedizin (Geriatrie) und Psychiatrie, die in enger Zusammenarbeit mit der Neuropsychologie die Sprechstunde der Memory Clinic anbieten. Ein wichtiges Therapieziel ist, dass wir ganzheitlich behandeln und das gesamte Umfeld der dementen Patientinnen und Patienten miteinbeziehen – also auch deren Angehörige. Oft verweise ich bei hilflosen Angehörigen auf ein Zitat von Arno Geiger, der in seinem Buch über seinen dementen Vater eine Möglichkeit darlegt, dementen Menschen zu begegnen.

Dr. med. Susanna Frigerio ist Leitende Ärztin Neurologie am Kantonsspital Olten
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