KÜNSTLICHES KNIEGELENK

Wenn jeder Schritt schmerzt

Wer sein Knie nicht mehr ohne Schmerzen bewegen kann und alle konservativen Therapien ausgeschöpft hat, braucht in aller Regel eine Knieprothese. Danach ist man noch nicht schmerzfrei. Man kann es aber werden.

Rund 10 bis 15 Prozent der über 60-Jährigen haben so starke Schmerzen im Knie, dass sie kaum mehr gehen können. In der Regel ist der Grund eine Kniearthrose, wenn Knochen auf Knochen reibt, weil die Knorpelmasse zwischen den Knochen über die Jahre zu stark abgenutzt wurde oder sich nicht mehr regenerierte. Bei einer Arthrose kann jede kleine Bewegung des Beins Schmerzen verursachen. Menschen mit Kniebeschwerden sind dadurch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt.

Den richtigen Zeitpunkt abwarten

Prof. Dr. med. Näder Helmy, Chefarzt Orthopädie am Bürgerspital Solothurn, ist spezialisiert auf Knie- und Hüftbeschwerden und setzt pro Jahr mehr als 200 künstliche Gelenke ein. Für einen Eingriff gebe es klare Kriterien: «Wir ziehen eine Operation erst dann in Betracht, wenn die Patientinnen und Patienten zuvor alternative Therapien versucht haben.» Näder Helmy spricht dabei das erfolgreiche Programm GLA:D an, welches in den Solothurner Spitälern durchgeführt wird. Mit einfachen Übungen lernen Arthrose-Patienten, spezifische Bewegungen in ihren Alltag einzubauen und gewinnen so wieder an Mobilität. Bei fortgeschrittener Arthrose wird ein Eingriff oft unumgänglich. Zwischen dem Entscheid, die Knieschmerzen therapieren zu wollen und der Operation, muss ein Prozess stattfinden: «Der Patient sollte bereit sein für den Eingriff, er und nicht das Röntgenbild bestimmt den Zeitplan», so Helmy.

Das Knie ist das grösste Gelenk des Körpers und muss beim Rennen bis zum 11-fachen unseres Körpergewichts aushalten.

Realistische Ziele setzen

Der Eingriff selbst ist kurz, die Rehabilita­tionszeit lang. Viel länger etwa als bei einer ­Hüftprothese. «Bei einer Knietotalprothese rechnen wir mit neun bis zwölf Monaten, bis jemand mit dem Resultat zufrieden ist. Bei einer Teilprothese ist die Rehabi­litation mit vier bis sechs Monaten deutlich kürzer», so der Chefarzt. Wichtig sei, dass sich Patienten im Klaren sind, dass ein künstliches Kniegelenk das richtige nie ganz ersetzen kann. Marathonläufe können daher nicht das Ziel sein, «aber schmerzfrei gehen können, wandern etwa – und vor allem wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen».
Nach der Operation fängt die Rehabilitation mit regelmässiger Physiotherapie an. Was Näder Helmy nach der Therapie am meistens hört, ist: «Donnerwetter, ich habe wirklich ein Jahr gebraucht, bis ich wieder richtig gehen konnte.»

Wann ist ein Kniegelenkersatz angebracht?

  • Der Schmerz besteht seit mindestens sechs Monaten dauerhaft oder tritt mehrmals wöchentlich stark auf.
  • Die Knieschäden sind auf dem Röntgenbild deutlich erkennbar.
  • Es wurden bereits erfolglos eine Physio­therapie oder andere Therapien durchgeführt.

Vor einem Eingriff werden die Patienten sorgfältig über die Operation, die anschliessende Therapie und auch die Risiken informiert. Bis zu 25 Prozent der Patienten haben auch nach einem Eingriff Restbeschwerden, die manchmal nicht erklärbar sind.

Hier können Sie sich ein weiteres Patientenportrait zum Thema Kniegelenkersatz anschauen.


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