DIE SUPPORTDIENSTE DER NOTFALLABTEILUNGEN

Helfer im Hintergrund

Während eine Patientin oder ein Patient in der Koje liegt und wartet, wird in anderen Bereichen des Spitals jeweils mit Hochdruck am Fall gearbeitet. Ohne Supportdienste wie Radiologie, Apotheke oder Labor könnte die medizinische Notfallversorgung nicht gewährleistet werden.

Prof. Dr. med. Carlos Buitrago Tellez ist ein Mann, der zügig und überlegt spricht: «Eine Notfallstation kann ohne Radiologie ihren Leistungsauftrag nicht vollumfänglich erfüllen.» Genauso wie die Notfallzentren ist auch die Radiologie rund um die Uhr in Betrieb. Patientinnen und Patienten, bei denen zum Beispiel der Verdacht auf einen Knochenbruch oder innere Blutungen besteht, oder bei denen ein Hirnschlag oder eine Lungenentzündung vermutet wird, erhalten eine radiologische Bildgebung. Also ein Röntgen, ein Ultraschall, eine Computer- oder Magnetresonanztomografie oder eine Gefässdarstellung zum Sichtbarmachen der möglichen Ursache der Beschwerden des Patienten. Und das möglichst rasch. «In einer Notfallsituation ist neben der Diagnosestellung Zeit ein wichtiges und lebensrettendes Kriterium», so Carlos Buitrago Tellez.

Da die radiologische Bildgebung stets präziser wird, entdecken Radiologinnen und Radiologen immer häufiger auch Zufallsbefunde, die später abgeklärt werden müssen. Im Notfalldienst besteht die grosse Herausforderung darin, schnell und klar Behandlungsprioritäten festzulegen. «Dazu braucht es eine möglichst stringente Diagnose und eine klare Kommunikation.» Damit die Zusammenarbeit zwischen Radiologie und Notfall asch und reibungslos funktioniert, sind die wichtigsten Abläufe interdisziplinär klar festgelegt und die radiologischen Geräte in der Nähe der Notfallstation positioniert.

Der Notfallbetrieb wäre ohne Apotheke genauso wenig möglich wie ohne Labor oder Radiologie. Am häufigsten gebraucht werden Schmerzmittel, Medikamente mit Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System sowie Beruhigungsmittel. Es kann aber auch sein, dass ein Patient den Notfall aufsuchen muss und ein seltenes Medikament braucht. Dieses wird von der Pflege ausserhalb der Öffnungszeiten in der Apotheke selbst geholt oder, falls nicht vorhanden, bei einem Universitätsspital über einen 24-Stunden-Service bestellt. Im Regelfall sind die Stationsapotheken aber so bestückt, dass der Betrieb über Nacht oder am Wochenende ohne Nachschub möglich ist.

«Wir sind eine Dienstleistungsabteilung. Unsere Kundinnen und Kunden, in diesem Fall Mitarbeitende der Notfallzentren, sollen zufrieden sein mit unseren Leistungen», sagt. Dr. pharm. Marco Greusing, Chefapotheker der Solothurner Spitäler. Im Neubau des Bürgerspitals Solothurn rüstet in der Apotheke seit Kurzem ein Roboter die Medikamente, die Bestellung funktioniert nur noch online. Marco Greusing ist begeistert vom neuen Helfer, der präzise und mit hoher Geschwindigkeit arbeitet. «Und trotzdem bleibt die Kommunikation zwischen Notfall und Apotheke der wichtigste Faktor für eine gute Zusammenarbeit.» Deshalb ist auch regelmässig eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Spitalapotheke auf der Notfallstation, füllt die Schränke auf und tauscht sich aus. Nur so erfahre man, wo möglicherweise ein Prozess optimiert werden müsse.

Tschsch klack. Und wieder plumpst ein Rohrpostzylinder ins Labor, wird automatisch geöffnet, raus fallen ein Laborblatt mit Analyseaufträgen und Blutröhrchen, die es zu testen gilt. Mit routinierten Handbewegungen nimmt die Biomedizinische Analytikerin das Formular, scannt es ein, registriert die Blutröhrchen und startet umgehend deren weitere Verarbeitung. «Notfallanalytik ist vor allem hochautomatisierte maschinelle Analytik, und der Datenaustausch mit den Geräten funktioniert komplett digital», erklärt Dr. phil. II Philipp Walter, Leiter des Labors der Solothurner Spitäler.

57 Mitarbeitende sorgen dafür, dass jährlich rund 1,8 Millionen Analysen an den drei Laborstandorten in Olten, Solothurn und Dornach ausgeführt werden können. Rund 350 verschiedene Analyseverfahren sind am Institut für Labormedizin verfügbar. Manche Analysen dauern etwas länger, standardisierte Auftragsprofile aus den Notfallzentren jedoch nicht. Dort liegen die Resultate stets innerhalb einer Stunde vor. «Notfälle sind immer zeitkritisch und unsere Arbeit hilft, die richtige Diagnose zu bestimmen und weitere Behandlungsschritte festzulegen», so Philipp Walter. Deshalb arbeitet auch das Labor 24 Stunden am Tag.
Sehen tun sich Mitarbeitende des Notfalls und des Labors fast nie, dafür gibt es die Rohrpost. Alle Laborsysteme, auch die Analysegeräte, sind übrigens stets doppelt vorhanden. Sollte eine Maschine aussteigen, so kann man sofort aufs zweite Gerät umsteigen. Denn auf rasche Laborresultate kann der Notfall auf keinen Fall verzichten.


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