Stoffwechsel

Stoffwechselzentrum – ganzheitliches Vorgehen

Stoffwechselerkrankungen werden an allen Standorten der Solothurner Spitäler behandelt. Am Kantonsspital Olten aber entschied man sich vor knapp zwei Jahren zur Gründung eines Stoffwechselzentrums und holte damit alle Fachpersonen unter ein Dach. Warum?

Es ist nicht nur im Kanton Solothurn feststellbar, dass Übergewicht und Adipositas (die krankhafte Form von Übergewicht), sich zu einer Volkskrankheit entwickeln. Rund 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind übergewichtig, 10 Prozent davon adipös. Besonders hellhörig macht die hohe Anzahl von Kindern und Jugendlichen, bei denen 19 Prozent bereits als übergewichtig gelten. Damit nimmt auch die Zahl der Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Arthrose oder Schlafapnoe-Syndrom zu.
«Wir spüren eine deutliche Zunahme von Diabetes Typ 2 und Adipositas. Nicht zuletzt sind gerade diese beiden Erkrankungen auf unsere Wohlstandsgesellschaft zurückzuführen, in der wir uns immer weniger bewegen», sagt Professor Dr. med. Gottfried Rudofsky, Chefarzt des Stoffwechselzentrums am Kantonsspital Olten. Und präzisiert, dass aber im internationalen Vergleich die Schweiz glücklicherweise noch zu den «schlänksten Ländern» gehöre. Der Trend zu mehr Gewicht sei aber auch hier deutlich zu spüren.

Ein Spital ist grundsätzlich immer ein Ort, wo sich verschiedene medizinische Disziplinen vernetzen, wo berufsübergreifend gearbeitet wird. In einem Stoffwechselzentrum wird diese Arbeit dann aber zur engen Teamarbeit. «Als Chefarzt», so Stoffwechselzentrum – ganzheitliches Vorgehen Rudofsky, «bin ich niemals alleine verantwortlich für einen Behandlungserfolg. Jeder Aufgabenbereich in unserem Zentrum ist wichtig. Das beginnt bei der Reinigungsfachfrau, die uns die Durchführung der Arbeit erst ermöglicht, und geht über die paramedizinischen Bereiche wie die der Ernährungs- und Diabetesberatung, bis zu uns Ärzten unterschiedlicher Disziplinen, die wiederum ohne die medizinischen Praxisangestellten aufgeschmissen wären.» Dieses Teamwork ergibt eine ganzheitliche Sicht auf den Patienten, erhöht die Patientensicherheit und gewährleistet den laufenden Austausch zwischen den behandelnden Fachspezialisten. Und nicht zuletzt: Patienten werden so rundum betreut.

Gottfried Rudofsky, sind Ihre Fälle weniger gravierend als etwa die der Herzmedizin? Mit Diabetes zum Beispiel kann man ja weiterleben.

Es macht keinen Sinn, Krankheiten gegeneinander ausspielen zu wollen. Gerade aber Diabetes ist im Vergleich zu vielen anderen Erkrankungen eine Krankheit, der man sich bis zu 100-mal am Tag widmen muss. Beim Aufstehen, während des Tages, vor der Mahlzeit, nach der Mahlzeit und sogar in der Nacht. Das dauernde Planen, wie viel und was man essen darf und was nicht, kann mit­unter auch zu Essstörungen führen. Diabetes ist zwar keine unmittelbar tödliche Erkrankung, durch die möglichen Komplikationen kann mittelfristig aber das Leben der Betroffenen bedroht sein. Damit muss man einen Umgang finden.

Gibt es Fälle, die Sie belasten?

Wenn man etwa junge Patienten hat mit Diabetes Typ 1, die sich einfach nicht richtig um ihre Diabetes kümmern wollen. Das ist nicht einfach mitanzusehen. Was kann man da tun? Ich bin kein Arzt, der Moralpredigten hält oder schimpft. Ich versuche immer mit dem Patienten zusammen eine Methode zu finden, die ihm gerecht wird und die er oder sie auch umsetzen kann.

Was sind Ihre Erfolgserlebnisse?

Wenn meine Patientin oder mein Patient sein Ziel erreicht, welches wir uns gemeinsam vorgenommen haben. Sehr wertvoll für mich ist auch, wenn ich durch die vielleicht langjährige Behandlung eine Beziehung zum Patienten aufbauen und ihn so ein Stück weit auf seinem Weg begleiten kann. Denn gerade bei Stoffwechselerkrankungen spielt es eine grosse Rolle, dass man den Patienten gut kennt und sein Umfeld in die Behandlung einbeziehen kann.


Prof. Dr. med. Gottfried Rudofsky

Als Chefarzt für Endokrinologie und metabolische Erkrankungen des neu gegründeten Stoffwechselzentrums am Kantonsspital Olten, ist er ein Spezialist für hormonelle Erkrankungen. Eine Behandlung im Stoffwechselzentrum erfolgt immer interdisziplinär – das heisst, mehrere Fachpersonen tauschen sich aus und legen gemeinsam Behandlungsschritte fest.



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