Brustkrebs
Mehr als nur Kosmetik: Rekonstruktion der Brust nach einer Erkrankung
Eine Brustkrebsdiagnose verändert das Leben von Frauen grundlegend. Zusätzlich belastend kann es sein, wenn die Brust entfernt werden muss. Dr. med. Laura Knabben erklärt, warum die Brustrekonstruktion auch die psychische Heilung fördern kann.
Die gute Nachricht vorweg: In den meisten Fällen muss die Brust nach einer Brustkrebserkrankung nicht entfernt werden. Das erklärt Dr. med. Laura Knabben, die Leiterin des Brustzentrums im Bürgerspital Solothurn. «Grosse Studien zeigen, dass Frauen nach einer brusterhaltenden Operation mit anschliessender Bestrahlung genauso lange überleben wie nach einer kompletten Brustentfernung», beruhigt sie. Der kleinere Eingriff sei ausserdem weniger belastend und hinterlasse nur kleine Narben.
Eine vollständige Entfernung der Brust wird laut der Expertin heute dann empfohlen, wenn der Krebs sehr ausgedehnt ist oder bereits an verschiedenen Stellen in der Brust wächst. Oder dann, wenn keine Nachbestrahlung möglich ist oder die Haut ebenfalls vom Krebs befallen wurde. «Dann sind wir natürlich sehr froh, dass wir diesen Frauen einen Wiederaufbau der Brust anbieten können.»
Gemeinsam die passende Lösung finden
Die rekonstruktive Brustchirurgie hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, erzählt Laura Knabben. «Ein Meilenstein waren die mikrochirurgischen Techniken: Dabei wird körpereigenes Gewebe – oft aus dem Unterbauch – entnommen und im Brustbereich mit winzigen Gefässen neu verbunden. So entstehen weniger Probleme an der Entnahmestelle, und das Ergebnis fühlt sich natürlicher an.»
Parallel dazu hätten sich auch Silikonimplantate stetig verbessert, und fühlen sich heute natürlicher an als noch vor einigen Jahren. Minimalinvasive Verfahren während der Operation und sogar Roboterchirurgie ermöglichen heute ausserdem kleinere Narben und eine schnellere Erholung nach dem Eingriff. Grundsätzlich gibt es drei Techniken, die im Falle einer Brustrekonstruktion angewendet werden: Das Einsetzen von Silikonimplantaten, die Rekonstruktion mit Eigengewebe oder Injektionen mit Eigenfett.
Für welche Option eine Frau sich entscheidet, ist sehr individuell. Im Prozess wird sie eng von den Fachleuten der soH begleitet. Im Brustzentrum arbeiten Brust- und plastische Chirurgen Hand in Hand. In interdisziplinären Sprechstunden werden onkologische und rekonstruktive Aspekte gemeinsam besprochen. «Da es sich um komplexe Eingriffe handelt, sind mehrere ausführliche Gespräche nötig, damit Patientinnen eine informierte Entscheidung treffen können», erklärt Laura Knabben.
Entscheidend seien der Wunsch der Patientin, ihre körperliche Verfassung und die geplante weitere Krebsbehandlung. Wenn nach der Operation noch eine Bestrahlung nötig ist, komme es beispielsweise bei Implantaten häufiger zu Komplikationen – dann sei Eigengewebe oft die bessere Wahl. Heute lassen sich laut Laura Knabben sehr gute kosmetische Ergebnisse erzielen. Patientinnen sollten aber wissen: Oft sind mehrere Eingriffe nötig, um das optimale Resultat zu erreichen. Das finale Ergebnis zeigt sich meist erst nach einigen Monaten. Übrigens: Auch Jahre nach einer Brustentfernung ist ein Wiederaufbau noch möglich und kann sogar Vernarbungsschmerzen lindern.
Mehr als nur das äussere Erscheinungsbild
Die psychischen Auswirkungen einer Brustrekonstruktion sind laut der Leiterin des Brustzentrums nicht zu unterschätzen: «Ein Wiederaufbau verbessert die Lebensqualität erheblich, besonders wenn er sofort nach der Tumorentfernung erfolgt. Die Wiederherstellung der körperlichen Integrität stärkt das Selbstbewusstsein und unterstützt den gesamten Heilungsprozess», erklärt sie. Auch körperliche Folgen könnten mit einer sorgfältig durchgeführten Brustrekonstruktion gemildert werden. «Besonders ältere Frauen denken oft, eine Brustrekonstruktion sei nur Kosmetik und daher für sie nicht mehr relevant. Das ist ein Irrtum: Eine einseitige Brustentfernung kann zu körperlichen Problemen führen – etwa Rückenschmerzen durch das Ungleichgewicht. Eine Rekonstruktion ist daher weit mehr als ein kosmetischer Eingriff», betont Laura Knabben.

Brustzentrum Bürgerspitals Solothurn
Bei uns verschwinden Sie nicht hinter einer Diagnose. Unsere Stärke ist unser Team, das Ihnen jederzeit zur Seite steht.
Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit und das Team unter: Frauenklinik soH
Hören Sie unseren Podcast „SO gesund“
Brustkrebs bleibt ein emotionales Thema. Der Faktor Mensch steht weiterhin im Zentrum; auch wenn sich die Behandlung in den letzten Jahren stark verändert hat: weg von radikalen Eingriffen hin zu personalisierten Therapien. Im Podcast spricht Host Dominik Lüdi mit Dr. med. Laura Knabben, der Leiterin des Brustkrebszentrums am Bürgerspital Solothurn. Sie berichtet über die differenzierte Früherkennung und darüber, wie wirksam gewordene Therapien die Prognosen deutlich verbessern.
Weitere Beiträge
Diagnose Brustkrebs
Claudia Ruther, 52, hatte Glück im Unglück, da ihr Brustkrebs keine Metastasen bildete. Heute ist sie krebsfrei und denkt sogar gerne an die Zeit im Onkologiezentrum zurück.
Die Hebamme mit nach Hause nehmen
Der Trend zu kürzeren Spitalaufenthalten gibt es auch bei Geburten. Immer mehr lassen sich schon ab der Schwangerschaft von denselben Hebammen betreuen.
Spitalaustritt bringt Änderungen mit
Es ist ein sehr verständlicher Wunsch, dass Patientinnen und Patienten nach einem Spitalaufenthalt am liebsten wieder nach Hause möchten. Leider ist das nicht immer der Fall.






