Erwachsenenakne

Wenn die Hautprobleme nicht enden

Viele Menschen kennen Akne als typisches Pubertätsproblem. Doch bei manchen treten Pickel und entzündete Hautstellen auch im Erwachsenenalter auf. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Hautkrankheit mit Prof. Dr. med. Rudolf A. Rupec, Dermatologe mit eigener Praxis in Solothurn.

Was ist Erwachsenenakne?

Von Erwachsenenakne spricht die Medizin in der Regel, wenn die Hautprobleme nach dem 25. Lebensjahr auftreten oder anhalten. Es gibt zwei Hauptformen: Die anhaltende Akne beginnt bereits in der Pubertät und setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort, die spät einsetzende Akne tritt erstmals nach dem 25. Lebensjahr auf und kann auch Patientinnen und Patienten treffen, die vorher keine Hautprobleme hatten. Deutlich häufiger betroffen von Erwachsenenakne sind Frauen. Im Gegensatz dazu sind während der Pubertät beide Geschlechter ähnlich häufig betroffen, wobei Jungen tendenziell schwerere Formen entwickeln können. Bei Jugendlichen zeigen sich Pickel vor allem in der T-Zone, also auf der Stirn, der Nase und dem Kinn. Bei Erwachsenen liegt der Fokus eher auf Kiefer, Hals und dem Mundbereich.

Welche möglichen Ursachen für Erwachsenenakne sind bekannt?

Während bei Jugendlichen vor allem die Pubertät schuld an Pickeln ist, steckt hinter der Erwachsenenakne meist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Ursachen. Besonders häufig sind Frauen betroffen – oft durch hormonelle Schwankungen. Manche reagieren besonders empfindlich auf männliche Hormone wie Testosteron, auch wenn ihre Hormonwerte eigentlich normal sind. Viele bemerken eine Verschlechterung rund um die Periode. Eine spezielle Hormonstörung, das sogenannte Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), betrifft bis zu einem Viertel der Frauen mit hartnäckiger Akne.

Auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Die Haut kann überempfindlich auf Reize reagieren, selbst wenn keine Bakterien im Spiel sind. Falsche Pflegeprodukte, verstopfende Make-up-Inhaltsstoffe oder eine ungünstige Ernährung – etwa viele schnell verdauliche Kohlenhydrate oder Magermilch – können die Haut zusätzlich belasten. Kein Zusammenhang gibt es laut aktuellen Studien dagegen zwischen Akne und dem Konsum von Schokolade. Auch Stress, bestimmte Medikamente und Rauchen können Akne verstärken.

Nicht zuletzt entscheidet auch die genetische Veranlagung mit – Studien zeigen, dass bis zu 80 Prozent der Akneanfälligkeit erblich ist. Im Unterschied zur Jugendakne ist die Erwachsenenakne oft chronischer Natur, stärker entzündlich und schwieriger zu behandeln. Deshalb braucht es meist eine individuell angepasste Therapie.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich nach Alter und Hauttyp, wobei sich eine Beratung in der Apotheke oder beim Hausarzt schon früh lohnt. Während Jugendliche oft gut auf bestimmte Cremes und Antibiotika ansprechen, brauchen Erwachsene manchmal eine hormonelle Therapie und mehr Geduld. Wichtig: Hält die Akne trotz Behandlung an oder verschlechtert sie sich mit der Zeit, kann eine ärztliche Abklärung in einer Praxis für Dermatologie sinnvoll sein. So wird auch verhindert, dass sich langfristig Narben bilden.

Bei der Therapie kommen äussere (topische) und innere (systemische) Behandlungen zum Einsatz. Äusserlich können Cremes mit Retinoiden oder Adapalen helfen, die Haut zu erneuern und Entzündungen zu lindern. Da die Haut Erwachsener empfindlicher ist, werden oft mildere Varianten verwendet. Benzoylperoxid wirkt gegen Bakterien und Entzündungen. Auch Azelainsäure kann helfen – sie wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und reduziert dunkle Flecken nach Abheilung. In manchen Fällen kommen Antibiotika zum Auftragen zum Einsatz. Tabletten-Antibiotika wie Doxycyclin oder Minocyclin bekämpfen Entzündungen von innen. Für Frauen spielen Hormontherapien eine wichtige Rolle: Bestimmte Antibabypillen oder das Medikament Spironolacton können hormonbedingte Akne verbessern. In schweren Fällen hilft Isotretinoin – ein starkes Medikament, das allerdings eine sorgfältige ärztliche Überwachung erfordert, vor allem bei Frauen mit Kinderwunsch. Eine passende, sanfte Pflege mit nicht-komedogenen Produkten unterstützt die äussere sowie die innere Behandlung. Wichtig: Nicht zu aggressiv reinigen – weniger ist oft mehr.

Isotretinoin gilt als starkes Medikament. Was ist zu beachten?

Isotretinoin (früher bekannt als Roaccutan) ist ein sehr wirksames Medikament gegen schwere oder hartnäckige Akne. Es kann langfristig für klare Haut sorgen, weil es mehrere Ursachen der Akne gleichzeitig bekämpft – wie übermässige Talgproduktion und Entzündungen. Wichtig zu wissen: Isotretinoin darf während oder bei einer geplanten Schwangerschaft keinesfalls eingenommen werden, da es zu schweren Fehlbildungen beim ungeborenen Kind führen kann. Deshalb gibt es strenge Regeln zur Verhütung, wenn Frauen im gebärfähigen Alter damit behandelt werden.

Früher gab es ausserdem Berichte über mögliche Auswirkungen auf die Psyche. Neuere Studien zeigen aber: Ein klarer Zusammenhang mit Depressionen oder Suizidgedanken lässt sich nicht belegen. Trotzdem gilt: Menschen mit bekannten Stimmungsschwankungen sollten während der Behandlung gut betreut werden. Andere mögliche Nebenwirkungen sind trockene Haut, spröde Lippen oder gereizte Augen – das lässt sich meist gut mit Pflegeprodukten lindern. In seltenen Fällen können auch Leberwerte oder Blutfette ansteigen, deshalb wird die Therapie regelmässig ärztlich kontrolliert.



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