PATIENTENPORTRAIT

Spitzname: 50 Minuten

Silvan Baschung kennt man besser unter dem Namen DJ Bonsai. Ein Grenchner, der in seinem Leben nicht viel ausgelassen hat. Wer mit diesem redseligen, freundlichen Mann spricht, würde keinen Moment daran denken, dass er schon mal tot war.

Silvan Baschung,
Grenchen,
57 Jahre alt,
Diagnose Herzstillstand

«2015 hatte ich in Wengen eine Saisonstelle als DJ. Ich bin gegen Mittag aufgewacht, es war mir unwohl. Sehr unwohl. Duschen half nichts, also ging ich runter in die Bar. Ich weiss noch, wie ich mir die Zigarette anzündete, als Marion, die Chefin der Bar, zu mir sagte: «Du Bonsai, gsehsch im Fall schlächt us.» An den Rest erinnere ich mich nur bruchstückhaft: Arztbesuch, Probleme, meinen Namen zu sagen, Nitroglycerin, zweiter Arzt, Helikopter, aufgewacht im Inselspital Bern. Drei Tage später wurde ich nach Solothurn ins Bürgerspital verlegt.

50 Minuten lang, so wurde mir erzählt, musste ich in der Arztpraxis in Wengen reanimiert werden, neunmal haben sie mich mit Elektroschocks defibrilliert. In der Rehabilitation in Solothurn gaben sie mir daraufhin den Spitznamen «50-Minuten».

Ich hatte Glück im Unglück und kaum Folgeschäden davongetragen. Nur kurz nach dem Herzstillstand hatte ich Sprachschwierigkeiten, verwechselte Wörter und konnte nur langsam sprechen. Drei Monate war ich in der ambulanten Rehabilita­tion im Bürgerspital Solothurn. Das war eine tolle Zeit! In unserer Gruppe machte ich den Gruppenlöli, wir haben viel gelacht. Turnen, Schwimmen, Fitness, Velofahren und Wandern standen zweimal die Woche auf dem Programm.

Naja, ein Sportler bin ich deswegen nicht gerade geworden. Aber immerhin rauche ich nicht mehr. Vorher waren es locker mal zwei bis drei Päckli Zigaretten am Tag. Und ich nehme sogar hin und wieder die Treppe oder gehe kurze Strecken zu Fuss. Aber nicht übertreiben, fürs zehnte Stockwerk steige ich nach wie vor in den Lift.

Meine Kardiologin am Bürgerspital Solothurn sagte mir deutlich, dass ich einen weiteren Herzinfarkt nicht mehr überleben werde, da die Stents im vorderen Drittel gesetzt wurden. Als ich nach dem Vorfall einmal den Speaker an einem Firmenfussballturnier machte, war mir nicht gut. Ich sah den Defibrillator an der Wand und sagte meinen Kumpels: ‹Giele, wenn ich was habe, dann schnappt ihr euch das Grätli da, lest die Bedienungsanleitung und macht was.› Glücklicherweise war es dann aber kein Herzinfarkt.»


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