3 FRAGEN AN DIE RETTUNGSSANITÄTERIN

«Auch Männer sollten nicht zu schwer tragen»

Corinne Zemp, warum sind Sie Rettungssanitäterin geworden?

Ich wusste bereits bei meiner Ausbildung zur Pflegefachfrau, dass ich in den Rettungsdienst wollte. Mich reizt das Unbekannte, das Draussensein, dass man nie weiss, was einen erwartet, dass die Tage nicht planbar sind. Als Rettungssanitäterin treffe ich regelmässig auf Menschen in ausserordentlichen Situationen, die unter Stress stehen. Wenn es mir gelingt, ihnen ein wenig von der Angst zu nehmen und sie zu unterstützen, so erfüllt mich das mit einer grossen Befriedigung.

Frauen im Rettungsdienst sind keine Minderheit mehr. Was sagen die Patienten oder Angehörigen, wenn Sie als reines Frauenteam unterwegs sind?

Wir haben zumeist sehr positive Reaktionen. Hin und wieder werden wir gefragt, ob wir überhaupt in der Lage seien, einen schweren Patienten auf der Bahre zu tragen. Das ist für uns aber keine Frage der Kraft, sondern der Organisation. Erstens haben wir heute zahlreiche Hilfsmittel, wie etwa den Treppenstuhl. Und wenn es wirklich darum geht, eine schwere Person über eine längere Strecke tragen zu müssen, bieten wir eine zweite Equipe auf oder wir holen uns Hilfe. Bei einem Unfall etwa sind immer auch Polizistinnen und Polizisten oder Feuerwehrleute vor Ort. Und übrigens: Schwach sind wir also auch nicht. Übrigens sollten auch Männer nie zu schwer tragen – denn ohne gesunden Rücken kann man diesen Beruf nicht mehr ausüben.

Können Rettungssanitäterinnen etwas besser als Männer?

Schwer zu sagen. Vielleicht sind wir ein wenig feinfühliger? Grundsätzlich aber bin ich gerne als gemischtes Team unterwegs. Beide Geschlechter bringen ihre Eigenschaften mit. Bei manchen Patientinnen oder Patienten kann ich als Frau eher Vertrauen aufbauen und umgekehrt genauso. Wir erleben immer wieder bei aggressiven Patienten, dass sie sich durch ein gemischtes Team meistens rascher beruhigen lassen als bei einem gleichgeschlechtlichen Team. Wir ergänzen uns also.


Die diplomierte Rettungssanitäterin Corinne Zemp ist gelernte Pflegefachfrau und arbeitet seit etwas mehr als zwei Jahren im Rettungsdienst der Solothurner Spitäler. Sie ist auch in der freiwilligen Feuerwehr tätig.


Weitere Beiträge

Neue Medizinstrategie soH

Die Solothurner Spitäler haben eine neue Medizinstrategie. Eines der Ziele ist, das Gesundheitsnetzwerk der Solothurner Spitäler auszubauen. Was heisst das genau?

Vom Spital bis zur Spitex

Die beste Versorgung im Spital nützt wenig, wenn die notwendige  Nachsorge nach dem Spitalaustritt schlecht oder gar nicht organisiert wurde. Fünf Sichtweisen, wie eine gute Übergabe geplant sein soll.

Dr. Zimmerli steht vor einem Bild und erklärt etwas.

Spitalaustritt bringt Änderungen mit

Es ist ein sehr verständlicher Wunsch, dass Patientinnen und Patienten nach einem Spitalaufenthalt am liebsten wieder nach Hause möchten. Leider ist das nicht immer der Fall.