AUS DEM BETT
Warum Patienten im Spital nicht nur liegen sollten
Hospitalisierte Patienten verbringen 17 bis 20 Stunden liegend im Bett. Täglich! Dies unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung oder Verletzung, die zum Spitaleintritt führten. Fachpersonen sprechen darum von einer «Epidemie des Bewegungsmangels». Diesem Phänomen wirkt die soH aktiv entgegen.
Studien zeigen auf, dass Patienten täglich drei bis fünf Stunden sitzen. Für aktive Bewegung wie Positionswechsel und Gehen bleibt gerade mal eine Stunde. Bis zu 20 Stunden verbringen sie liegend im Bett. Bewegungsmangel hat bereits nach wenigen Tagen Auswirkungen auf den gesamten Organismus: Er führt zu Muskel- und Kreislaufschwäche sowie zu einem erhöhten Risiko für ein Delir, eine Pneumonie oder einen Sturz. Zudem droht älteren Patienten auch ein Verlust an Selbstständigkeit im Alltag, der teilweise gar Monate nach dem Spitalaufenthalt noch vorhanden und oft nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Diese eigentliche «Epidemie des Bewegungsmangels» im Spital hat mehrere Gründe. Der Schweregrad der Erkrankung respektive der Verletzung spielt interessanterweise nur eine untergeordnete Rolle. Es sind vielmehr andere Gründe, sogenannte Barrieren, ausschlaggebend: Die Patienten sind oftmals durch «Schläuche» behindert und fühlen sich in der fremden Spitalumgebung vielleicht unsicher. Häufig fehlt es an Alternativen, und das Bett ist der einzige Ort mit einer gewissen Privatsphäre. Aber auch wegen Personalengpässen oder Unsicherheit bei den Fachkräften werden Patienten viel zu selten mobilisiert.
Dabei sind die Vorteile der Mobilität ausserhalb des Patientenbettes wissenschaftlich belegt. In verschiedenen Patientengruppen reduziert sie das Risiko für medizinische und pflegerische Komplikationen. Körperliche Aktivität senkt zudem Depressivität, Angst und Stress und kann einen positiven Effekt auf das globale Selbstwertgefühl, die Selbstwirksamkeit und das physische Selbstkonzept haben.
Das Motto für Patienten und Patientinnen im Spital muss also weiterhin lauten: «Aufstehen – Aufsein – Aufbleiben». Und die Pflegenden/FaGe bieten proaktiv ihre Unterstützung an.
Empfehlungen für unsere Patientinnen und Patienten im Spital
- Sitzen Sie nach Möglichkeit für jede Mahlzeit auf einem Stuhl und nicht nur am Bettrand.
- Empfangen Sie Besuch sitzend im Stuhl.
- Spazieren Sie viel umher – selbstständig, wenn erlaubt, oder mit Hilfe.
- Beginnen Sie schon heute mit dem Training – versuchen Sie Varianten in Ihren Bewegungsmöglichkeiten zu finden und im Rahmen des Erlaubten auszuprobieren.
- Steigern Sie Ihr Aufstehen, Aufsein und Aufbleiben täglich um ein paar Minuten.
- Ihre Angehörigen und Besucher unterstützen und motivieren Sie in Ihrer Mobilität – fragen Sie nach Begleitung für ein Gehtraining.
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