Drei Fragen an den Co-Chefarzt
«Operieren hat mit Leidenschaft zu tun»
Philippe Glauser erinnert sich nicht mehr an seinen ersten Schnitt, aber an seine erste eigene Operation sehr wohl. Vor jeder Operation empfindet er eine gesunde Grundspannung, die notwendig ist, um den Eingriff ernst zu nehmen und fokussiert zu bleiben. Die Leidenschaft für die Chirurgie entsteht durch das Glücksgefühl nach einem gelungenen Eingriff und die sofort sichtbaren Behandlungserfolge.
Philippe Glauser, wie hat sich Ihr erster Schnitt an einem Menschen angefühlt?
Ich weiss, es wird erwartet, dass ich nun so Dinge sage, wie, ich sei sehr demütig gewesen und habe es als unglaubliches Privileg betrachtet. Wenn ich aber ehrlich bin, dann mag ich mich gar nicht mehr an meinen ersten Schnitt erinnern. Der erste Schnitt, den hat man als angehender Chirurg meistens auch schon sehr früh gemacht, nämlich dann, wenn man lernen muss, in eine Hautschicht zu schneiden. Danach übergibt man wieder an den lehrenden Chirurgen und assistiert weiter. Das löst nicht viel aus. Wie beim Fahren eines Sportwagens: Das Aufschliessen des Autos schafft noch kein Glücksgefühl, aber das Losfahren sehr wohl. An meine erste eigene Operation mag ich mich aber sehr wohl erinnern.
Sind Sie nervös vor einer Operation?
Sagen wir es so: Ich habe immer eine gewisse Grundspannung. Und das ist auch gut so. Operieren geht nicht mit einer Nonchalance. Man muss es ernst nehmen. Eine Überspannung wäre nicht gut, eine Unterspannung noch weniger. Die Grundspannung sind wir dem Patienten gegenüber schuldig – auch wenn ein Eingriff schon sehr häufig durchgeführt wurde.
Wenn ich zum Schnitt ansetze, dann ist das für mich nur ein weiterer Schritt einer langen Vorbereitung und keineswegs der Beginn der Operation. In dem Moment, in dem ich mit der Operation beginne, bin ich äusserst fokussiert und nehme rund um mich herum nicht mehr alles wahr. Meine Aufmerksamkeit gilt ganz dem Hier und Jetzt. Emotionen haben da nicht mehr viel Platz. Die Amerikaner drücken es jeweils so aus: The job has to be done.
Chirurgen üben ihren Beruf fast immer mit einer grossen Leidenschaft aus. Warum?
Nach einem gelungenen Eingriff ergreift mich jeweils ein Glücksgefühl, das ich immer wieder haben will. Das ist bestimmt ein Teil der Leidenschaft. Ein weiterer Punkt ist auch, dass in der Chirurgie der Effekt der Behandlung oft sofort sichtbar ist. Auch das schafft Glücksgefühle. Und nicht zuletzt muss man sehen, dass sich die meisten angehenden Ärztinnen und Ärzte sehr früh entscheiden, in die Chirurgie zu gehen und sehr viel in diesen Berufswunsch investieren müssen. Dies schafft bestimmt eine gewisse Selektion. Aber wissen Sie, eigentlich braucht jeder Leidenschaft, um gut zu sein in seinem Beruf. Stellen Sie sich zum Beispiel einen Koch ohne Leidenschaft vor, das kommt meistens auch nicht gut.

Dr. med. Philippe Glauser ist Co-Chefarzt der Chirurgie am Spital Dornach.
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