Gespräch und Übergabe eines Dokuments im Büro.

Schnittzeit im OP

Eng getaktet

Wenn der Zeitpunkt für eine Operation gekommen ist, betreut Daniel Hochuli, Leiter Zentrale Operationssäle und Aufwachraum, die Patientinnen und Patienten im Kantonsspital Olten. Im Interview erzählt er, warum es trotz guter Planung der Anästhesie zu Verspätungen kommen kann.

Herr Hochuli, wie funktioniert die Planung einer Operation?
Daniel Hochuli: Der Prozess beginnt meist damit, dass der Patient vom Hausarzt an eine operative Spezialdisziplin überwiesen wird. Der Facharzt prüft, ob eine Operation notwendig ist. Bei gegebener OP-Indikation meldet er den Patien­ten zur Operation der Bettendisposition an. Die Bettendisposition plant den OP-­Termin und im Rahmen dessen wird auch das Narkose­gespräch angesetzt. Dabei werden Nebenerkran­kungen berücksichtigt und dementsprechend die passende Anästhesie geplant. Notoperationen hingegen laufen über die Notfall­station. In solchen Fällen wird die Anästhesie durch den diensthabenden Operateur zeitnahe aufgeboten. Der Anästhesist untersucht den Patienten vor Ort und plant zusammen mit dem Operateur die OP je nach Dringlichkeit.

Sind die Zeitabläufe für häufige Eingriffe klar?
Ja, die Abläufe sind standardisiert und fast komplett digitalisiert. Es gibt vorgegebene Standards, an die sich alle Teilbereiche halten müssen.

Wird bei der Planung eine Reserve für Komplikationen eingeplant?
Natürlich wünscht man sich, dass Komplikatio­nen ausbleiben. Die Operationszeit ist stark vom Operateur abhängig, der vorgibt, wie lange er für den Eingriff braucht. Diese Zeit wird im OP­-Plan berücksichtigt. Allzu viel Reserve wird dabei nicht einberechnet. Es wäre sehr teuer, wenn der nächste Patient noch nicht bereitstünde und das OP­-Team einen Leerlauf hätte. Normalerweise passen die geplanten Zeiten, auch wenn es gelegentlich zu Abweichungen kommt. Tritt seltenerweise eine perioperative Komplikation auf, so sind wir so organisiert, dass wir diesen Mehraufwand auffangen können.

Gibt es Eingriffe, bei denen die Dauer nie ganz klar ist?
In der Regel kann sich der Operateur gut einschät­zen. Sind die Eingriffe lang und komplex, kann es aber schon mal zu einer längeren OP­-Zeit kommen. Dies muss auch in der täglichen Organi­sation und Planung Platz haben, denn es können sich während einer Operation auch unvorher­gesehene Situationen ergeben. Geplante komplexe Eingriffe werden deshalb bevorzugt am Tag und nicht nachts oder in den Randzeiten durchgeführt. So ist genügend Personal vor Ort und wir können uns gegenseitig helfen. Falls ein Eingriff mal länger dauert als geplant, wird von der OP­-Koordination geprüft, ob die nachfolgenden Operationen in einem anderen ­Saal stattfinden können, um eine optimale Aus­lastung zu gewährleisten und möglichst wenig Überzeit für die Mitarbeitenden zu generie­ren. Dass eine nachfolgend geplante Operation abgesagt werden muss, kommt extrem selten vor.

Wie eng getaktet ist der Operationsplan im Krankenhaus?
Der Operationsplan ist eng getaktet, da eine OP-­Minute teuer ist. Wir planen die OP-­Tage deutlich im Voraus und schauen, dass keine Lücken zwischen den Operationen entstehen, um eine möglichst gute Auslastung zu erreichen. Ziel ist es, den elektiven, also planbaren OP-­Tag von 08.00–16.00 möglichst genau zu planen, damit es zu keinen Verzögerungen für die Patien­ten und Mitarbeitenden kommt. Ziel muss es sein, so effektiv wie möglich zu arbeiten, aber natürlich lässt sich nicht alles genau vorhersehen.

Wie erleben Patienten eine Operation ohne Vollnarkose?
Es gibt viele Eingriffe, die ohne Vollnarkose – sprich in Teilnarkose oder Dämmerschlaf – durch­geführt werden können, etwa an den Extremi­täten wie Händen oder Füssen. Je nachdem, wie nervös der Patient ist, kann dieser auch leicht sediert werden, sodass er dösen kann, während er selbstständig atmet. Bei Bedarf werden Kopfhörer mit Musik bereitgestellt, und das Anästhesie­Team steht stets zur Beruhigung bereit. Einen direkten Einblick auf das OP­-Gebiet hat der Patient nicht. Bei gewissen Eingriffen wie der Kniespiegelung kann er aber auf Wunsch die Operation auf einem Monitor mitverfolgen. Die heutigen Vollnarkose­-Techniken sind sehr fortschrittlich. Durch neue Medikamente, welche für die Narkose eingesetzt werden, ist auch das Aufwachen und die Zeit nach der OP viel angeneh­mer geworden.

Gibt es etwas, das Ihnen in Ihrem Beruf auch nach Jahren noch sehr viel Freude macht?
Mir gefällt noch immer der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten. Der Umgang mit ihnen steht für mich im Mittelpunkt. Bei der Vorbereitung und danach im Aufwachraum bin ich eine wichtige Kontaktperson. Mein Ziel ist es, zu beruhigen und Sicherheit zu vermitteln. So, dass die Patientinnen und Patienten ruhig und angstfrei in die Narkose respektive Operation gehen können.


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