Rettungsdienst in Oensigen mit dem Notfallfahrzeug.

FIRST RESPONDER

Schnelle Hilfe im Notfall

Wenn das Herz stoppt, zählt jede Minute. Um die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungsdienste zu überbrücken und lebensrettende Massnahmen schnellstmöglich einzuleiten, sind im Kanton Solothurn sogenannte «First Responder» im Einsatz.

Wer bei einem Herz­-Kreislauf­-Stillstand erste Hilfe leisten will, hat nur wenig Zeit. Die Reanimations­massnahmen müssen so bald wie möglich ein­geleitet werden, erklären Dr. med. Oliver Reisten, Chefarzt Rettungsdienst der soH, und Beat Walser, betrieblicher Leiter des Rettungsdienstes. «Bei ei­ner Reanimation muss zwar das Herz unterstützt werden, weil es ausgefallen ist. Kritisch ist jedoch vor allem das Gehirn. Wenn das Gehirn zehn Mi­nuten lang nicht mit Sauerstoff versorgt wird, ist es unwiederbringlich geschädigt.» Aus diesem Grund, so sind sich die beiden einig, müssen die Betroffenen bereits versorgt werden, bevor die Rettungsdienste eintreffen und die Reanimation übernehmen können.

Das erste Glied einer komplexen Kette

In die zeitliche Lücke zwischen dem Herz­-Kreis­lauf-­Stillstand und der Ankunft des Rettungswa­gens springen im Kanton Solothurn seit bald zehn Jahren First Responderinnen und First Responder. Sie arbeiten eng mit den kantonalen Notrufzen­tralen und Rettungsdiensten zusammen. Sobald ein entsprechender Notruf über eine solche Notfallsituation eingeht, werden die nächstgelegenen First Responder per App alarmiert. Dank der de­zentralen Verteilung können diese oft innerhalb weniger Minuten am Einsatzort sein. Mittlerweile gibt es im Kanton mehrere Hundert solcher Erst­helfer. Sie sind das erste Glied in einer organisier­ten Rettungskette, die, wenn alles ideal funktio­niert, etwa der Hälfte der Patienten nach einem Herznotfall das Überleben sichern kann.

«Die Aufgabe der First Responder ist sehr wich­tig», betont Reisten, der auch Vorstandsmitglied des Vereins First Responder Kanton Solothurn ist. «Für die Patienten hängt viel davon ab, wie schnell die ersten Massnahmen eingeleitet und wie gut sie durchgeführt wurden. Das ist ein Gewinn für den Patienten – und auch für die soH, weil wir dann das Bestmögliche für die Betroffenen herausholen können.»

First Responder haben eine spezielle Ausbildung absolviert. Diese dauert rund 3,5 Stunden und ver­mittelt das Wissen, wie und in welchen Fällen eine Herz-­Kreislauf­-Reanimation durchgeführt werden muss. Die Teilnehmenden lernen zudem, wie sie im Notfall einen Defibrillator bedienen. Viele willige im Kanton sind bei der Polizei oder der Feuerwehr tätig, aber auch in Schulen oder Ge­meinden. Für Beat Walser und Oliver Reisten ist klar: First Responder kann grundsätzlich jede und jeder wer­den, sofern die physischen Voraussetzungen gege­ben sind. Dazu gehört unter anderem genügend Kraft, um eine Reanimation durchzuführen, oder die Fähigkeit, auf dem Boden zu knien.

Keine Angst vor Erster Hilfe

«Man kann eigentlich nichts falsch machen», be­tont Beat Walser. «Wir stellen fest, dass die Leute  oft Angst haben, einen Fehler zu machen oder die Situation zu verschlimmern. Aber wenn man ge­lernt hat, wie es geht, ist eine Reanimation tech­nisch gesehen simpel», erklärt er. Reisten ergänzt: «Mit einer Reanimation kann man die Situation so­gar nur verbessern. Denn wenn man nichts macht, nimmt das Schicksal seinen Lauf – und dann kön­nen auch wir am Ende nicht mehr helfen.» Auch die Sorge, jemanden bei der Reanimation zu verletzen, sei unbegründet, so Walser. «Es gibt Frei oft die Angst, dass man dabei einer Person die Rip­pen brechen könnte. Das kann natürlich passieren, besonders bei älteren Menschen. Aber es ist eine normale Komplikation, die vorkommen kann. Und wenn der Patient dadurch überlebt, sind gebroche­ne Rippen kein grosses Problem.»

Grundsätzlich haben die Kenntnisse und die Bereitschaft, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten, in den vergangenen Jahren zugenommen. Walser und Reisten hoffen, das Netzwerk der First Responder im Kanton in den kommenden Jahren wei­ter auszubauen – vor allem in den Bezirken Thal und Bucheggberg, wo das Netz der Freiwilligen derzeit noch etwas weniger dicht ist und der Ret­tungsdienst aufgrund der grossen Distanz länger braucht, um im Notfall vor Ort zu sein.


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