Bild vor dem Notfall am Spital Dornach mit dem zuständigen Arzt

Notfall

Gute Versorgung braucht Zeit

Rund um die Uhr werden auf der Notfallstation in Dornach Patientinnen und Patienten behandelt. Um zu wissen, was diese benötigen, ist beim Personal viel Fingerspitzengefühl gefragt.

Ein Schnitt in der Handfläche, ein umgeknickter Fuss beim Volleyballspielen oder plötzliche, starke Bauchschmerzen: Es gibt viele Gründe, warum die Patientinnen und Patienten sich dafür entschei­den, die Notfallstation im Spital in Dornach aufzu­suchen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie werden von speziell ausgebildetem Pflegepersonal in Empfang genommen, das erst einmal abklärt, wie und wie schnell ihnen geholfen werden kann. Mit diesem Triagesystem wird sichergestellt, dass die Patientinnen und Patienten, welche am dringendsten Hilfe benötigen, auch am schnellsten an die Reihe kommen. Ralf Kühn, der Leiter Pflege der Notfallstation in Dornach, macht diese Arbeit schon seit vielen Jahren.

Fakten und Erfahrung

Kommen die Patientinnen und Patienten zu ihm, misst er Vitalparameter wie den Blutdruck und den Puls und hört sich an, was die Person in den Notfall geführt hat. Danach entscheidet er, wie schnell jemand behandelt werden muss. «Die Pati­enten entscheiden, ob sie ein Notfall sind, und wir entscheiden, wie dringend dieser Notfall ist», fasst er das Triagesystem zusammen. Behandelt wer­den alle, nur ist je nach Symptom etwas mehr oder weniger Geduld gefragt. Eine Person mit Schnup­fen muss zum Beispiel länger warten als jemand, der sich mit der Säge in die Hand geschnitten hat und stark blutet. Um zu entscheiden, wie schnell eine Person be­handelt werden muss, helfen Ralf Kühn nicht nur die gesammelten medizinischen Informationen, sondern auch seine langjährige Erfahrung. Denn nicht immer ist auf den ersten Blick sichtbar, was jemandem fehlt. «Manchmal kommen Patienten zu uns, die sich nicht viel anmerken lassen und vielleicht sogar von ihren Angehörigen auf den Notfall gebracht werden. Und trotzdem spürt man instinktiv, dass etwas nicht stimmt und man sie rasch untersuchen sollte», erzählt er. Die Arbeit auf dem Notfall gefällt Ralf Kühn nach wie vor gut: «Jeder Tag ist anders, und ich weiss nie, was mich erwartet. In einem Moment ist alles ruhig, und schon im nächsten herrscht Hoch­betrieb. Wenn man diese Abwechslung mag, dann ist man hier genau richtig», erzählt er. Wichtig ist ihm, dass er alle Menschen ernst nimmt und ih­nen auf Augenhöhe begegnet. «Die Patientinnen und Patienten, die zu uns kommen, befinden sich immer in einer Ausnahmesituation. Das müssen wir abfangen und verstehen», so Ralf Kühn. Spannend sei auch, wie breit das Wissen auf der Notfallstation sein müsse, um die richtige Ent­scheidung zu treffen. «Wir sehen alles, von Baga­tellnotfällen bis zu schlimmen Verletzungen und Krankheiten», erzählt er.

Geduld als Gegenleistung

Auch Dr. med. Tobias Hoffmann, stellvertreten­der Chefarzt Innere Medizin und ärztlicher Lei­ter der Notfallstation Dornach, schätzt den ab­wechslungsreichen Alltag, auch wenn dieser sehr anspruchsvoll ist. «Das Schöne ist, dass wir auf dem Notfall meistens schnell helfen können», er­gänzt er. Die Bedeutung des Notfalls, so Tobias Hoffmann, habe in den vergangenen Jahren auch aufgrund des Kostendrucks zugenommen. «Früher war es eher möglich, Patienteninnen und Patienten ein­fach mal stationär aufzunehmen und den Verlauf der Symptome zu beobachten, um herauszufinden, worunter sie leiden. Heute ist es wichtig, schon auf dem Notfall die richtige Diagnose zu stellen und mit der Therapie zu beginnen, damit die Patienten möglichst wenig Zeit im Spital verbringen.» Entsprechend genau würden die Patientinnen und Patienten auf dem Notfall abgeklärt werden. Eine Leistung, die im Gegenzug auch etwas Geduld erfordere. Etwas, das nicht immer alle verstehen würden. «Manche werden ungeduldig, wenn sie sehen, dass jemand nach ihnen im Notfall an­kommt, aber vor ihnen behandelt wird. Bei uns gilt aber eben nicht, dass drankommt, wer zuerst da war, sondern wer die Behandlung am dringends­ten benötigt.»

Heute würden auch mehr Menschen mit Symp­tomen auf den Notfall kommen, die sich eigentlich in einer Hausarztpraxis behandeln lassen könnten. Da immer mehr Praxen ihre Türen schliessen, ha­ben viele aber keine andere Möglichkeit, als sich auf dem Notfall zu melden. Auch wenn ihre Symp­tome dort als nicht dringlich eingestuft werden und sie deshalb etwas länger warten müssen als andere. Erschwerend für die Geduld der Patientinnen und Patienten sei ausserdem, dass sie nicht immer wissen, was hinter den Türen der Notfallstation passiert. «Wenn Patientinnen und Patienten mit der Ambulanz eingeliefert werden, dann werden sie bei uns prioritär in ein Behandlungszimmer gebracht, weil die Ambulanz schnell wieder ein­satzbereit sein muss. Das kriegen die Wartenden natürlich nicht mit und wundern sich, wieso sie nicht schon lange an die Reihe gekommen sind.» Neben Geduld hat Hoffmann noch einen ande­ren Wunsch an die Patientinnen und Patienten: Um dem Personal die Arbeit zu erleichtern, sei es hilfreich, eine möglicherweise vorhandene Me­dikamentenliste mitzunehmen. Ein Mosaikstein weniger, den das Personal bei der täglichen Arbeit auf dem Notfall suchen muss, um ein Gesamtbild der Gesundheit der Patientinnen und Patienten zu erhalten.

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