![Bild vor dem Notfall am Spital Dornach mit dem zuständigen Arzt](https://thema.solothurnerspitaeler.ch/wp-content/uploads/2024/11/Magazin_Thema_Notfall_Do-uai-1919x822.jpg)
Notfall
Gute Versorgung braucht Zeit
Rund um die Uhr werden auf der Notfallstation in Dornach Patientinnen und Patienten behandelt. Um zu wissen, was diese benötigen, ist beim Personal viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Ein Schnitt in der Handfläche, ein umgeknickter Fuss beim Volleyballspielen oder plötzliche, starke Bauchschmerzen: Es gibt viele Gründe, warum die Patientinnen und Patienten sich dafür entscheiden, die Notfallstation im Spital in Dornach aufzusuchen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie werden von speziell ausgebildetem Pflegepersonal in Empfang genommen, das erst einmal abklärt, wie und wie schnell ihnen geholfen werden kann. Mit diesem Triagesystem wird sichergestellt, dass die Patientinnen und Patienten, welche am dringendsten Hilfe benötigen, auch am schnellsten an die Reihe kommen. Ralf Kühn, der Leiter Pflege der Notfallstation in Dornach, macht diese Arbeit schon seit vielen Jahren.
Fakten und Erfahrung
Kommen die Patientinnen und Patienten zu ihm, misst er Vitalparameter wie den Blutdruck und den Puls und hört sich an, was die Person in den Notfall geführt hat. Danach entscheidet er, wie schnell jemand behandelt werden muss. «Die Patienten entscheiden, ob sie ein Notfall sind, und wir entscheiden, wie dringend dieser Notfall ist», fasst er das Triagesystem zusammen. Behandelt werden alle, nur ist je nach Symptom etwas mehr oder weniger Geduld gefragt. Eine Person mit Schnupfen muss zum Beispiel länger warten als jemand, der sich mit der Säge in die Hand geschnitten hat und stark blutet. Um zu entscheiden, wie schnell eine Person behandelt werden muss, helfen Ralf Kühn nicht nur die gesammelten medizinischen Informationen, sondern auch seine langjährige Erfahrung. Denn nicht immer ist auf den ersten Blick sichtbar, was jemandem fehlt. «Manchmal kommen Patienten zu uns, die sich nicht viel anmerken lassen und vielleicht sogar von ihren Angehörigen auf den Notfall gebracht werden. Und trotzdem spürt man instinktiv, dass etwas nicht stimmt und man sie rasch untersuchen sollte», erzählt er. Die Arbeit auf dem Notfall gefällt Ralf Kühn nach wie vor gut: «Jeder Tag ist anders, und ich weiss nie, was mich erwartet. In einem Moment ist alles ruhig, und schon im nächsten herrscht Hochbetrieb. Wenn man diese Abwechslung mag, dann ist man hier genau richtig», erzählt er. Wichtig ist ihm, dass er alle Menschen ernst nimmt und ihnen auf Augenhöhe begegnet. «Die Patientinnen und Patienten, die zu uns kommen, befinden sich immer in einer Ausnahmesituation. Das müssen wir abfangen und verstehen», so Ralf Kühn. Spannend sei auch, wie breit das Wissen auf der Notfallstation sein müsse, um die richtige Entscheidung zu treffen. «Wir sehen alles, von Bagatellnotfällen bis zu schlimmen Verletzungen und Krankheiten», erzählt er.
Geduld als Gegenleistung
Auch Dr. med. Tobias Hoffmann, stellvertretender Chefarzt Innere Medizin und ärztlicher Leiter der Notfallstation Dornach, schätzt den abwechslungsreichen Alltag, auch wenn dieser sehr anspruchsvoll ist. «Das Schöne ist, dass wir auf dem Notfall meistens schnell helfen können», ergänzt er. Die Bedeutung des Notfalls, so Tobias Hoffmann, habe in den vergangenen Jahren auch aufgrund des Kostendrucks zugenommen. «Früher war es eher möglich, Patienteninnen und Patienten einfach mal stationär aufzunehmen und den Verlauf der Symptome zu beobachten, um herauszufinden, worunter sie leiden. Heute ist es wichtig, schon auf dem Notfall die richtige Diagnose zu stellen und mit der Therapie zu beginnen, damit die Patienten möglichst wenig Zeit im Spital verbringen.» Entsprechend genau würden die Patientinnen und Patienten auf dem Notfall abgeklärt werden. Eine Leistung, die im Gegenzug auch etwas Geduld erfordere. Etwas, das nicht immer alle verstehen würden. «Manche werden ungeduldig, wenn sie sehen, dass jemand nach ihnen im Notfall ankommt, aber vor ihnen behandelt wird. Bei uns gilt aber eben nicht, dass drankommt, wer zuerst da war, sondern wer die Behandlung am dringendsten benötigt.»
Heute würden auch mehr Menschen mit Symptomen auf den Notfall kommen, die sich eigentlich in einer Hausarztpraxis behandeln lassen könnten. Da immer mehr Praxen ihre Türen schliessen, haben viele aber keine andere Möglichkeit, als sich auf dem Notfall zu melden. Auch wenn ihre Symptome dort als nicht dringlich eingestuft werden und sie deshalb etwas länger warten müssen als andere. Erschwerend für die Geduld der Patientinnen und Patienten sei ausserdem, dass sie nicht immer wissen, was hinter den Türen der Notfallstation passiert. «Wenn Patientinnen und Patienten mit der Ambulanz eingeliefert werden, dann werden sie bei uns prioritär in ein Behandlungszimmer gebracht, weil die Ambulanz schnell wieder einsatzbereit sein muss. Das kriegen die Wartenden natürlich nicht mit und wundern sich, wieso sie nicht schon lange an die Reihe gekommen sind.» Neben Geduld hat Hoffmann noch einen anderen Wunsch an die Patientinnen und Patienten: Um dem Personal die Arbeit zu erleichtern, sei es hilfreich, eine möglicherweise vorhandene Medikamentenliste mitzunehmen. Ein Mosaikstein weniger, den das Personal bei der täglichen Arbeit auf dem Notfall suchen muss, um ein Gesamtbild der Gesundheit der Patientinnen und Patienten zu erhalten.
Wir freuen uns über Ihre Kommentare zum Beitrag!
Weitere Beiträge
Spitalaustritt – Der Weg nach Hause
Vernetzte Zusammenarbeit Ergotherapie
In der Ergotherapie ist es unser Ziel, dass die Patientinnen und Patienten möglichst viele Aktivitäten wieder ausführen können.
Spitalaustritt – Der Weg nach Hause
Spitalaustritt bringt Änderungen mit
Es ist ein sehr verständlicher Wunsch, dass Patientinnen und Patienten nach einem Spitalaufenthalt am liebsten wieder nach Hause möchten. Leider ist das nicht immer der Fall.
Spitalaustritt – Der Weg nach Hause
Vom Spital bis zur Spitex
Die beste Versorgung im Spital nützt wenig, wenn die notwendige Nachsorge nach dem Spitalaustritt schlecht oder gar nicht organisiert wurde. Fünf Sichtweisen, wie eine gute Übergabe geplant sein soll.