Aktivität

Raus aus dem Bett

Lange im Bett liegen war gestern. Heute gilt der Grundsatz, dass während des Spitalaufenthalts bereits möglichst viel Bewegung in den Alltag eingebaut werden soll. Dabei helfen Anita Hartmeier, Leitende Physiotherapeutin im Bürgerspital Solothurn, und ihr Team.

Ob gebrochenes Bein, ein neues Hüftgelenk oder ein Eingriff am Bauch: Tagelang im Bett liegen müssen – ja, dürfen – Patientinnen und Patienten nach diesen Eingriffen nicht mehr. Je früher sie wieder in Bewegung kommen, desto besser, erklärt Physiotherapeutin Anita Hartmeier. «Im Spital sind viele Patienten über 70 Jahre alt. Für diese Al­tersgruppe ist es besonders wichtig, nicht zu lange im Bett zu liegen, da sie schnell an Mobilität und Muskelkraft verlieren», erklärt sie. Besonders anfällig für raschen Funktionsver­lust sei der Körper in dieser Phase, weil er durch chirurgische Eingriffe oder akute Erkrankungen bereits geschwächt sei. Komme dann noch Appetit­verlust hinzu, schreite der Verlust an Muskelkraft schnell voran.

Einfache Bewegungen aus dem Alltag

Wer jetzt denkt, kurz nach dem Eingriff bereits ein Krafttraining absolvieren zu müssen, liegt aber falsch. In einem ersten Schritt hilft die Physiothe­rapie im Spital dabei, einfache Alltagsbewegungen wie das Aufstehen, das Gehen und das Treppen­steigen wieder zu lernen. Die Bedeutung dieser All­tagsbewegungen werde oft unterschätzt, so Anita Hartmeier. «In der täglichen Praxis versuchen wir, die Pa­tienten zu motivieren, möglichst früh nach der Operation wieder aktiv zu werden. Selbst einfache Massnahmen, wie das Frühstücken am Tisch statt im Bett, können dazu beitragen, den Heilungspro­zess zu beschleunigen.» Auch, täglich die eigenen Kleider anzuziehen und einen Spaziergang auf der Station zu unternehmen, ist hilfreich: Studien zei­gen, dass Patienten, die mindestens 500 Meter pro Tag gehen – was etwa drei grossen Runden auf ei­ner Station entspricht – ihre Mobilität besser auf­rechterhalten können. Bei den Besuchen der Physiotherapie auf den Sta­tionen geht es laut Anita Hartmeier auch darum, zu motivieren, Ängste abzubauen und erfahren zu lassen, dass mehr möglich ist. Denn sich zu bewe­gen, obwohl Angst vor Schmerzen oder tatsächli­che Schmerzen da sind, brauche auch Mut und Zu­versicht. «Viele müssen sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass körperliche Aktivität guttut, ob­wohl sie manchmal etwas Schmerzen verursacht.» Auch Schwindel, Angst vor Stürzen oder die vielen Schläuche nach einer Operation würden viele von mehr Bewegung abhalten.

Aktivität hilft schon vor der Spitalzeit

Wer schon vor dem Spitalaufenthalt darauf geach­tet hat, im Alltag regelmässig aktiv zu sein, kommt ausserdem nach einer Operation leichter wieder in Bewegung. «Die Bewegungsfähigkeit vor dem Spi­talaufenthalt beeinflusst massgeblich, wie schnell sich Patienten danach erholen», weiss Anita Hart­meier. Auch für jüngere Menschen gelte: Je fitter sie vor dem Aufenthalt sind, desto schneller kön­nen sie sich erholen. Um sicher zu sein, im Alltag genügend Bewe­gung zu erhalten, empfiehlt Anita Hartmeier, die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsor­ganisation (WHO) zu beachten. Diese empfiehlt er­wachsenen Personen 150 Minuten Bewegung mit moderater Intensität pro Woche, was beispielswei­se schnelles Gehen oder Gartenarbeit einschliesst. Auch ein einfach durchführbares Krafttraining so­wie länger andauerndes Sitzen zu unterbrechen gehören zu den Empfehlungen. Ältere Erwachsene können ausserdem profitieren, wenn sie zusätzlich regelmässig ihr Gleichgewicht trainieren.


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