INTERVIEW

«Psychosoziale Aspekte stehen im Vordergrund»

Jenny Herrnschmidt ist Cancer Nurse am Darmkrebszentrum des Bürgerspitals Solothurn.  Im Interview erzählt sie, was ihre Arbeit beinhaltet und weswegen Krebsbetroffene sehr schätzen, dass es eine Cancer Nurse gibt.

Sie sind als Cancer Nurse am Darmkrebszentrum tätig. Welche Aufgaben beinhaltet diese Funktion?

Ich begleite und betreue Patient*innen von der Diagnosestellung bis zur Nachsorge. Dadurch stelle ich eine kontinuierliche Ansprechperson während des gesamten Krankheitsverlaufs dar. Ergänzend zu den ärztlichen Aufklärungen, spreche ich mit den Betroffenen über psychische und physische Auswirkungen der Erkrankung. Ich bereite sie darauf vor, was auf sie zukommt und baue das Behandlungsteam auf; dazu gehören unter anderem Psychoonkologie, Ernährungsberatung, Physiotherapie und die Stomaberatung.

Vor allem im ambulanten Setting ist es wichtig, dass die Angehörigen und Betroffenen eine Kontinuitätsperson haben, an die sie sich jederzeit wenden können und welche ihre Situation kennt.

Sind die Fragen häufiger körperlicher oder seelischer Natur?

Für die medizinischen Fragen – bezüglich Diagnose, geplanten Operationen und Therapien – sind die Ärzt*innen zuständig. Unsere Spezialisten*innen aus der Onkologie/Radioonkologie beantworten Fragen zur Bestrahlung und Chemotherapie, sowie zu den Nebenwirkungen der Behandlung. Betroffene und Angehörige wenden sich mit den unterschiedlichsten Fragen und Bedürfnissen an mich. Hier ist es vor allem meine Aufgabe, an die entsprechenden Fachspezialisten zu vermitteln, Informationen einzuholen oder Beratungen und Coachings durchzuführen.

Welche Fähigkeiten und Eigenschaften kommen Ihnen als Cancer Nurse zugute?

Zum einen ist ein vertieftes Fachwissen erforderlich. Besonders wichtig ist auch die Fähigkeit, auf Patient*innen und die Angehörigen einzugehen und eine Beziehung aufzubauen.. Eine offene und klare Kommunikation, welche Belastungen, Probleme oder zu erwartende Symptome anspricht, ist zentral.

Wie gehen Sie mit der emotionalen Belastung im Beruf um? Was hilft Ihnen, mit bedrückenden Erfahrungen umzugehen?

Ich denke, eine gute Work-Life-Balance ist wichtig. Ebenso ein achtsamer und sorgsamer Umgang mit sich selbst. Es gibt immer wieder Situationen gibt, die einen emotional stärker belasten als andere. Das gehört zu unserem Job. Und eigentlich wäre es ja auch nicht richtig, wenn uns die Schicksale unserer Patient*innen nicht berühren würden.

Welches sind die schönen Momente, die man als Cancer Nurse erleben darf?

Die Dankbarkeit der Patient*innen und Angehörigen zu spüren, ist sehr berührend. Wenn ich die Rückmeldung erhalte, dass sie so froh sind, eine Ansprechperson zu haben, die ihre Situation kennt, unterstützend da ist und sich den verschiedenen Anliegen annimmt, gibt es mir das Gefühl, einen tollen und wichtigen Beruf ausführen zu dürfen.

Wir freuen uns über Ihre Kommentare zum Interview!


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