Behandlung bei einem Schlaganfall

Schlaganfall

Behandlung bei einem Schlaganfall

Im Video erleidet Beat Küenzler einen Hirnschlag. Dank beherztem Handeln einer Passantin wird er rasch ins Spital gebracht und behandelt.


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«Es braucht einen bestätigenden Kommunikationsstil»

3 Fragen an den Psychiater

«Es braucht einen bestätigenden Kommunikationsstil»

Stephan Michels, was ist das Wichtigste bei einer Demenzbehandlung?

Nach einer sorgfältigen Diagnostik ist es unsere Aufgabe, Perspektiven für die Behandlung und die weitere Betreuung zu entwickeln. Angehörige kommen oft mit der Erwartung, man könne bei einer Demenz kurz mal die Medikamente einstellen und gut ist es. In dieser Form funktioniert das leider nicht. Denn bei einer Demenzerkrankung ist es nebst einer angepassten Medikation genauso wichtig, dass die Lebens- und Betreuungs-situation angepasst wird.

Wie muss man sich eine stationäre Behandlung in der Alterspsychiatrie vorstellen?

Während zwei bis drei Wochen machen wir umfassende Abklärungen, behandeln die Symptomatik und haben das Ziel, den Patienten zu stabilisieren und auf den Austritt vorzubereiten. Oft ist eine Änderung der Betreuungssituation notwendig.  Wenn Angehörige – oft ist es der ebenfalls betagte Ehepartner – einen Demenzkranken zu Hause betreuen, erleben wir nicht selten eine massive Überforderung. Man muss sich bewusst sein: Wenn der Ehepartner demenzkrank wird, so lebt man nicht mehr mit demselben Menschen zusammen, den man sein Leben lang gekannt hat.

Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind oft juristisch nicht mehr zurechnungsfähig. Wie gehen Sie in der Therapie damit um?

Ein demenzkranker Mensch ist in seiner Realität verloren und in seiner Selbstbestimmung oft überfordert. Er benötigt Sicherheit und muss im Alltag an die Hand genommen werden. Das reduziert Stress, der bei einer Demenzerkrankung besonders schädlich ist. Dazu braucht es einen bestätigenden Kommunikationsstil, der nicht auf Defiziten, sondern auf den Ressourcen aufbaut. Das ist ein Grundsatz, den wir auch bei den Betreuungsteams in den Alters- und Pflegeheimen schulen und sehr gute Erfahrungen damit machen.


Dr. med. Stephan Michels ist Leitender Arzt im Behandlungszentrum für Alterspsychiatrie der Psychiatrischen Dienste



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«Wir brauchen neue Behandlungskonzepte»

Demenz

«Wir brauchen neue Behandlungskonzepte»

3 Fragen an Dr. med. Vesna Stojanovic, Chefärztin Akutgeriatrie soH am Kantonsspital Olten.

Wie begegnen Sie in der Geriatrie dem Thema Demenz?

Das durchschnittliche Alter unserer Patienten in der Geriatrie ist zwischen 87 und 88 Jahren. Mit dem Alter steigt das Risiko für eine Demenz. Zudem steigt das Risiko für komplexe, schwere Verläufe und Komplikationen der vorbestehenden chronischen Erkrankungen.

Geriatrische demente Patienten sind grundsätzlich gebrechlicher, sind empfindlicher auf Umgebungswechsel, haben häufig eine Tagnachtumkehr und mehr Medikamentennebenwirkungen als andere Patienten. Bei dementen, vor allem bei fortgeschritten dementen Patienten ist die Äusserung der Schmerzen anders und wird häufig nur durch Körpersprache und Mimik erkannt.

Demente Patienten sind ausserdem oft schlecht ernährt, verschlucken sich häufig und sind für verschiedene Keime und Infektionen empfindlicher als andere Patienten. Die Wundheilung ist durch die schlechte Ernährung verzögert. Das Sturzrisiko ist durch schlechte Mobilität und den Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft hoch. Durch die Immobilität ist ausserdem das Risiko für einen Dekubitus (offene Wunde) sehr hoch. Durch kognitive Einschränkungen und fehlende Kooperation des dementen Patienten ist die Anamnese und Kommunikation erschwert, was den Überwachungsbedarf erhöht.

In der Geriatrie versuchen wir unsere dementen, fragilen Patienten individuell nach den eigenen Bedürfnissen und vorbestehenden eigenen Vorstellungen medizinisch und ethisch korrekt zu behandeln. Die Angehörigen sind immer von Anfang an involviert in unsere Entscheidungen, welche nach den besten medizinischen Kenntnissen und unter Berücksichtigung der Würde und den Wünschen der Patienten durchgeführt werden. Durch die vorhandene Kontinuität in der ärztlichen und pflegerischen Betreuung und dem fast täglichen Austausch mit den Angehörigen und Hausärzten sowie Spitex versuchen wir unsere Abklärungen und Behandlungen zu optimieren und individualisieren. Unsere Patienten werden schnell mobilisiert und in Einzel- und Gruppentherapie physiotherapeutisch begleitet. Ergänzend für die Förderung der Selbstständigkeit sind begleitpflegerische sowie ergotherapeutische Massnahmen und Therapien sowie eine angepasste Ernährung, welche durch die Ernährungsberatung durchgeführt wird. Durch kontinuierliche körperliche und kognitive Aktivierung werden die Mobilität und die Kognition gefördert. Ziel ist es, den Patienten nach Spitalaustritt die Rückkehr in die gewohnte Umgebung zu ermöglichen.

Zusammengefasst: Demente Patienten haben weniger Ressourcen als andere Patienten. Die Abklärung und Behandlung sowie die Betreuung ist aufwendiger, da die Kommunikation oft erschwert ist und medizinische Massnahmen meist nur vermindert befolgt werden. Trotzdem versuchen wir unsere Patienten nach den besten medizinischen und ethischen Richtlinien zu behandeln, um ihnen eine schnellstmögliche Rückkehr in die gewohnte Umgebung mit einer adäquaten Lebensqualität zu ermöglichen.

Was sind die wichtigsten Schritte, wenn Sie Patientinnen oder Patienten nach Hause entlassen, bei denen eine fortschreitende Demenz festgestellt wurde?

Die Entlassung nach Hause wird immer sehr genau mit den Patientinnen und Patienten, den Angehörigen, dem nachbehandelnden Arzt und meistens auch mit der Spitex geplant und organisiert.

Die Angehörigen werden für ein Austrittsgespräch eingeladen, an dem alle Medikamente, die medizinischen Massnahmen sowie die weitere Entwicklung der Demenz besprochen werden. Die Angehörigen werden über die mögliche Hilfe durch die Spitex, die Pro Senectute, die Demenzberatungsstelle sowie über mögliche Tagesstätten in der Umgebung informiert. Wir empfehlen eine provisorische Anmeldung in einem Altersheim mit spezialisierter Demenzabteilung.

Im Austrittsgespräch wird häufig auch die juristische Situation bei nicht urteilsfähigen, dementen Patienten angesprochen. Bei Bedarf oder auf Wunsch der Angehörigen wird ein neutraler Beistand bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB beantragt. Bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz werden auch die medizinischen Massnahmen bei einer erneuten Verschlechterung besprochen, wobei auch ethische Aspekte einfliessen, insbesondere bei Entscheidungen am Ende des Lebens. Die nachbehandelnden Hausärzte werden schriftlich und telefonisch über den aktuellen Zustand der Patienten und Therapien informiert, ebenso die Spitex. Wir bieten neben der hausärztlichen Betreuung auch ambulante Kontrollen und eine Nachbetreuung in unserer Memory Clinic an.

«Demente Menschen sind fragile Patientinnen und Patienten. Sie brauchen andere Behandlungskonzepte».

Wie kann sich ein Spital nach den Bedürfnissen demenzkranker Patientinnen und Patienten richten?

Wir haben leider trotz einer erhöhten Anzahl an Demenz erkrankter Menschen in der Schweiz noch nicht genügend spezifisch ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte. Zudem sind die heutigen Spitäler nicht so gebaut, dass die schlecht mobilen dementen Patienten genug Platz, Ruhe und Intimsphäre haben. Die Abläufe im Spital sind standardisiert und nicht angepasst an die individuellen Bedürfnisse der dementen Patienten. Schlafstörungen, sowie Unruhezustände werden meistens mit Medikamenten behandelt.

Es gibt immer mehr Daten, dass die herkömmliche Behandlung nicht effektiv ist. Stattdessen versuchen wir über sogenannte Basic-Therapien wie etwa Einzelbetreuung, Aromatherapie und Musiktherapie, zeitliche und örtliche Orientierung im Zimmer, das Praktizieren von Ritualen, welche die Patienten von zu Hause her kennen Unruhezustände zu vermeiden, damit die Patienten schneller genesen.

Wir versuchen die medizinischen Therapien sowie die Abklärungen so zu planen, dass diese nicht zur Überforderung der Patienten führen. Wir optimieren die Schmerztherapie, die Mobilität und die Schlafqualität und meiden den Umzug von einem Zimmer in das andere. Zudem reduzieren wir die Medikamente auf das Nötigste, um Nebenwirkungen und Interaktionen zu vermeiden. Die Nebenwirkungen der Medikamente bei dementen Patienten werden häufig durch die erschwerte Kommunikation unterschätzt oder zu spät gesehen. Wir wünschen uns speziell geschützte Abteilungen oder Patientenzimmer, welche eine häusliche Umgebung imitieren und die Platz für mehr Aktivierungsmöglichkeiten bieten.


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7 Demenzsymptome

Eine Ärztin begrüsst eine ältere Patientin

Demenz

7 Demenzsymptome

VERGESSLICHKEIT

Bei einer beginnenden Demenz leidet als erstes das Kurzzeitgedächtnis, auch Frischgedächtnis genannt. Betroffene können sich nicht mehr an Abmachungen erinnern, mit wem sie am Morgen gesprochen haben oder was sie vor fünf Minuten gefragt haben.

ALLTAGSPROBLEME

Menschen mit einer Demenz wissen plötzlich nicht mehr, wie eine Fernbedienung funktioniert oder wie man die Kaffeemaschine bedient. Vertraute Tätigkeiten brauchen mehr Zeit, es passieren häufig Fehler.

PLANUNG

Tätigkeiten, die eine Planung verlangen, wie zum Beispiel kochen oder einkaufen, fallen zunehmend schwerer. Betroffene werden dadurch unsicher und trauen sich immer weniger zu.

SPRACHPROBLEME

Die Suche nach dem passenden Wort, Mühe, komplexere Sätze zu formen oder sich auszudrücken sind typische Symptome. Dadurch werden Demente oft wortkarg oder gehen einem Gespräch aus dem Weg.

ORIENTIERUNGSSCHWIERIGKEITEN

Demenzkranke wissen oft nicht mehr, welcher Wochentag heute ist. Sie finden aber plötzlich auch den Weg zu einer vertrauten Adresse nicht mehr oder verirren sich in ihrer näheren Umgebung.

PERSÖNLICHKEITSVERÄNDERUNGEN

Zu realisieren, dass man die Kontrolle über das eigene Leben verliert, macht Angst. Das führt bei vielen Demenzkranken zu übertriebenen Reaktionen. Sie werden besonders ängstlich, reizbar, misstrauisch oder sogar aggressiv.

SOZIALER RÜCKZUG

Die Angst, sich lächerlich zu machen, führt oft dazu, dass Betroffene sich zurückziehen und soziale Kontakte aufgeben. Ein Teufelskreis. Denn das Trainieren alltäglicher Fähigkeiten ist ein wichtiges Element in der Demenztherapie.


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4 Tipps gegen Demenz

4 Tipps gegen Demenz

Vorbeugen gegen Demenz

Bleiben Sie im Fluss.
Ihr Körper, aber auch Ihr Gehirn brauchen regelmässiges Training.
Bewegen Sie sich in der Gesellschaft, treffen Sie Menschen, gehen Sie in einen Tanzkurs oder regelmässig spazieren. Soziale Kontakte helfen dabei, das Demenzrisiko zu reduzieren.

Tragen Sie Sorge zu Ihrem Herzen.
Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck oder erhöhtes Cho-lesterin belasten auch die Blutgefässe im Gehirn und können zu einer Demenz führen.

Essen Sie gesund.
Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv auf den Organismus aus. Gut sind Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch, Nüsse oder pflanzliche Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.

Trainieren Sie das Gedächtnis.
Das menschliche Gehirn hat enorme Speicherkapazitäten und Fähigkeiten, die verloren gehen, wenn man sie nicht mehr braucht. Musik machen, Gedichte auswendig lernen, eine Fremdsprache lernen oder gezielte Übungen helfen, das Gehirn fit zu halten.


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Eine ältere Patientin im Gespräch mit ihrer Ärztin und ihrer Pflegerin

Demenz-Test

Eine ältere Patientin im Gespräch mit ihrer Ärztin und ihrer Pflegerin

Demenz

Demenz-Test

Sie machen sich Sorgen um jemanden, der Ihnen nahesteht? Oder um sich selbst? Dann dürfte Sie der Test von memo-info.ch interessieren.«Demenz kann jeden treffen.» ist eine gemeinsame Kampagne von Alzheimer Schweiz und Pro Senectute Schweiz.

Machen Sie jetzt den Test.


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Unterbruch im Nervensystem

Multiple Sklerose

Unterbruch im Nervensysstem

Sie wird auch als Krankheit mit den tausend Gesichtern bezeichnet, weil sie sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen kann. Multiple Sklerose lässt sich nicht heilen. Aber häufig kann man dank Fortschritten bei den Medikamenten die Krankheit günstig beeinflussen.

Dr. med. Robert Bühler seufzt, als er gefragt wird, wann Patientinnen und Patienten sich wegen Multipler Sklerose, abgekürzt MS, in Behandlung begeben: «Leider oft zu spät. Wie eigentlich bei vielen Krankheiten warten Patienten bei leichten Symptomen meist zu lange. Sie gehen erst dann zum Arzt, wenn sie Sehstörungen, Lähmungserscheinungen oder Blasenstörungen haben.» Bei MS sei es sehr wichtig, möglichst früh mit einer individuell angepassten Therapie zu beginnen, so der Leiter Neurologie der Solothurner Spitäler weiter. «Ich habe immer wieder Patientinnen und Patienten, deren Wissen über die Krankheit 30 Jahre alt ist. Tatsache ist aber, dass es gerade in der Medikation enorme Fortschritte gegeben hat.»

Hochkomplexe Krankheit

Multiple Sklerose ist eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems, also der Nerven, des Gehirns und des Rückenmarks. Sie ist nach der Epilepsie die zweithäufigste neurologische Erkrankung. In der Schweiz leben rund 10 000 Menschen mit MS, Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei den meisten Betroffenen zeigen sich die ersten Symptome im Alter von 20 bis 40 Jahren, immer mehr auch im Kindesalter. Die genaue Ursache von MS ist nach wie vor unbekannt, man vermutet ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung, Umweltfaktoren oder übertriebener Hygiene, wenn das Immunsystem zu wenig gefordert wird und nach anderen Aufgaben sucht. Die Symptome sind äusserst vielfältig und treten einzeln oder in Kombination auf:

  • Muskellähmungen
  • Sehstörungen
  • Gefühlsstörungen der Haut
  • Nervenschmerzen
  • Gleichgewichtsstörungen

Oft verläuft die Multiple Sklerose in Schüben und führt bei zwei Dritteln der Betroffenen erst nach längerer Zeit zu einer zunehmenden Einschränkung. Deshalb ist es enorm wichtig, so früh wie möglich mit einer Behandlung zu beginnen. Das Ziel der Behandlung ist, die Entzündungen der Nerven zu verringern oder die Symptome zu behandeln. Im Zentrum stehen die:

  • Schubtherapie

    MS verläuft meist in Schüben. Entzündungshemmende Medikamente helfen während eines Schubs, das Immunsystem günstig zu beeinflussen.

  • Basistherapie

    Diese muss so früh wie möglich erfolgen. Auch hier helfen Medikamente, weitere Schübe zu verhindern oder zumindest abzuschwächen.

  • Begleitmassnahmen

    Hierbei werden die Symptome, also die Auswirkungen der Krankheit, behandelt, sei es durch Medikamente oder begleitende Massnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie.


Was ist Multiple Sklerose?

1
Damit das Gehirn Signale an die Muskeln senden kann, wandern Nervenimpulse vom Gehirn den Nervenfasern entlang. Die Nervenfasern sind durch eine Schutzschicht umgeben, der Myelinhülle oder auch Markscheide. Ein Impuls vom Gehirn springt bei intakten Nervenfasern von Markscheide zu Markscheide und ist dadurch schneller, als wenn er durch die Nerven-faser selbst geleitet wird.

2
Bei Multipler Sklerose wird aber diese Markscheide irrtümlicherweise vom eigenen Immun-
system angegriffen und beschädigt (Auto-immunerkrankung). Das verlangsamt die Übertragung.

3
Kommen bei einer Multiplen Sklerose zusätzlich abbauende Vorgänge hinzu, so wird auch die Nervenfaser beschädigt und die Signalleitung zwischen Nerven- und Körperzellen (wie etwa den Muskelzellen) ist nicht mehr möglich. Deshalb kann Multiple Sklerose Störungen der Körperbewegungen oder der Körperempfindungen zur Folge haben.


Zuhören, Verstehen, Reden

«So unterschiedlich die Auswirkungen von MS sind, so unterschiedlich finden Betroffene einen Umgang damit», so der Neurologe Robert Bühler. «Für uns Ärzte ist es nicht immer ganz einfach, die Wünsche der Patienten zu akzeptieren.» Möchte jemand zum Beispiel alternativmedizinische Therapien, so mache er als behandelnder Arzt mit und begleite den Patienten. «Ausreden kann ich solche Wünsche nicht. Begleite ich den Patienten aber, so kann ich ihn weiterhin engmaschig überwachen und lasse ihn nicht alleine mit der Krankheit.» Zuhören, Verstehen, Reden seien ganz wichtige Elemente in der MS-Therapie.

Es gibt tatsächlich wenige Patienten, die ohne Medikamente auskommen und mit wenig Einschränkungen alt werden. Das seien aber weniger als drei Prozent, so Robert Bühler. «Die allermeisten MS-Patientinnen und -Patienten müssen irgendwann mit Einschränkungen in der Bewegung, in der Leistungsfähigkeit oder dem Sprechen rechnen. Die einen erst nach Jahrzehnten, andere bereits innerhalb weniger Jahre nach der Erstdiagnose.» MS ist eine Krankheit mit tausend Gesichtern – aber auch tausend unterschiedlichen Auswirkungen.


Umgang mit Multipler Sklerose

Sklerose

Suchen Sie eine innere Ausgeglichenheit und leben Sie so normal wie möglich. Stress und extreme Tätigkeiten oder Erlebnisse können Schübe auslösen.

Sklerose

Ernähren Sie sich gesund. Empfohlen wird die mediterrane Küche.

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Treiben Sie Sport. Moderat, aber regelmässig. Lieber leichtes Jogging an der Aare oder Birs als ein Marathonlauf.

Sklerose

Mehr Dreck. Unser Immunsystem braucht Beschäftigung, sonst funktioniert es nicht mehr richtig. Übertriebene Hygiene schadet.

Sklerose

Achten Sie vor allem auch im Winter darauf, dass Sie genügend an der Sonne sind. Das fördert die Vitamin-D-Produktion.

Sklerose

Rauchen Sie nicht.


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«Möchte so bleiben, wie ich jetzt bin»

Leben mit Multipler Sklerose

«Möchte so bleiben, wie ich jetzt bin»

Mit Multipler Sklerose kann man leben und mit etwas Glück auch ohne allzu grosse Einschränkungen alt werden. Dann gibt es aber auch schwere Verläufe, wie derjenige von Andrea Anja Sauter. Auch damit kann man leben – einfach ist es jedoch nicht.

«Multiple Sklerose wird nie besser. Sie wird höchstens weniger schlimm. Ich denke oft, dass Menschen, die durch einen Unfall behindert werden, vielleicht einfacher lernen, damit umzugehen, weil sie sofort wissen, was sie nicht mehr können. Bei Multipler Sklerose, MS, weiss man hingegen nie, welche Fähigkeiten man noch verlieren wird.

Es war im Mai 2000, ich war 28 Jahre alt, als ich die Diagnose erhielt. Sieben Jahre danach folgte der erste Stock. Ohne Gehhilfe ging es plötzlich nicht mehr. Kurz darauf der zweite Stock. Irgendwann der Rollator. Ich wehrte mich dagegen. Eine 35-jährige Frau am Rollator? Um Himmels Willen, nein. Nach einigen Versuchen und vor allem der Überwindung, mich draussen mit einem Rollator sehen zu lassen, überwand ich aber meine Scheu und ich muss sagen, es war eine tolle Gehhilfe.

2012 wollte die damals behandelnde Ärztin meine Medikamente umstellen und wir unterbrachen die Behandlung für zwei Wochen. In diesen zwei Wochen hatte ich einen schweren Schub, danach konnte ich nicht mehr gehen. Nicht einmal mehr am Rollator. Seither sitze ich im Rollstuhl.

Das Reden fällt mir zunehmend schwerer, manchmal verstehen mich andere nicht mehr. Ich, die so gerne redet. Ich weiss, man sollte keine Angst haben. Aber wenn man nicht weiss, was einem die Krankheit noch alles nehmen wird, ist dies ziemlich belastend. Ich war kürzlich in den Ferien, organisiert von der MS-Gesellschaft. Das war schön und erschreckend zugleich. Einerseits sah ich viele Menschen, die einigermassen beschwerdefrei mit der Krankheit leben können, andererseits aber auch MS-Betroffene, die noch viel stärker eingeschränkt sind als ich. Ausblenden kann ich die Krankheit nie, sie ist immer da. Und Sie glauben nicht, wie viele Leute das Gefühl haben, ich sei nicht mehr ganz gut im Kopf, nur weil ich nicht mehr richtig sprechen kann. Dagegen wehre ich mich jeweils deutlich. Gegen solche Vorurteile muss man ankämpfen.

Bevor mich die Krankheit zu stark einschränkte, arbeitete ich als Opti­kerin. Ein Traumberuf. Stellen Sie sich vor, ich bekomme immer noch hin und wieder Grüsse von ehemaligen Kunden ausgerichtet. Das ist schön. Irgendwas muss ich damals gut gemacht haben.

Heute ist Kunst meine grosse Leidenschaft. Da ich in Riehen wohne, bin ich natürlich oft in der Fondation Beyeler. Ich schaue mir jede Ausstellung an. Kunst gibt mir enorm viel. Ich male seit 15 Jahren. Mein rechter Arm macht zum Glück noch mit, der linke ist spastisch geworden. Kürzlich durfte ich meine Bilder zusammen mit einem anderen Künstler wieder einmal in der Galerie ­Monfregola in Riehen ausstellen. Mein behandelnder Arzt in Solothurn kaufte sogar eines ab. Und hin und wieder fahre ich auch ins Kino, eine willkommene Ablenkung, oder besuche mit meiner Freundin Konzerte: Rag ’n’ Bone Man, Sunrise Avenue oder John Legend.

Mein Wunsch für die Zukunft? Ich möchte gesundheitlich so bleiben, wie ich jetzt bin.»

Hochkomplexe Krankheit

Multiple Sklerose wird auch als Krankheit mit den tausend Gesichtern bezeichnet, weil sie sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen kann. Im Beitrag mit Neurologe Robert Bühler erfahren Sie mehr zur Therapie und wie Sie am besten mit der Krankheit umgehen.

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«Attacken kann man lindern»

3 FRAGEN AN DIE NEUROLOGIN

«Attacken kann man lindern»

Liliane Kappeler, rund 20 Prozent Ihrer Patientinnen und Patienten kommen wegen Kopfweh zu Ihnen. Ist ein Arztbesuch wegen Kopfweh wirklich nötig?

Der Schmerz am Kopf, sei es Kopfweh oder zum Beispiel Zahnweh, ist ein sehr unangenehmer Schmerz. Oft gehen Patienten erst dann zu einem Arzt, wenn sie regelmässig mehrere Tage im Monat heftiges Kopfweh haben und den Schmerz fast nicht mehr aushalten können. Dann ist eine medizinische Beratung angezeigt.

Was können Sie als Ärztin tun?

Bei Kopfwehpatienten ist die Krankengeschichte das Allerwichtigste. Ich will wissen, wie das Kopfweh begonnen hat, wie es von der Art her ist oder ob es von neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder Sehstörungen begleitet ist. Die meisten Kopfwehpatienten, die ich in meiner ambulanten Sprechstunde sehe, haben Migräne. Heilen können wir Migräne nicht, aber wir können die Attacken lindern. Da gibt es migränespezifische Medikamente. Bei Migränepatienten, die mehr als vier Tage im Monat schwere Migräne haben, lohnt es sich zudem, eine Grundbehandlung durchzuführen. Oft hilft auch eine Änderung des Lebensstils.

Gibt es einen bestimmten Typus Mensch, der häufiger Kopfschmerzen hat als andere?

Nein. Was ich aber in meiner Praxis feststellen kann, ist, dass regelmässige körperliche Betätigung gegen Kopfweh hilft. Sei es, wenn jemand körperlich arbeitet oder regelmässig in gesundem Umfang Sport treibt. Diese Menschen haben tendenziell weniger Kopfweh als Menschen, die etwa am Computer arbeiten. Zahlreiche Aus-nahmen bestätigen aber auch hier die Regel.


Dr. med. Liliane Kappeler ist Leitende Ärztin Neurologie am Bürgerspital Solothurn.


Häufige Kopfschmerzarten

Auslöser
Auswirkung

Spannungskopfschmerz

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Zum Beispiel ausgelöst durch Nackenverspannung, Stress

Schmerzen am ganzen Kopf, Hinterkopf oder beim Scheitel – stirnband- oder helmartig


Migräne

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Stress, Hormonschwankungen, Alkohol, Schlafstörungen, Wetter, Veranlagung

Pochendes, oft einseitiges Kopfweh, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit


Medikamentenkopfschmerz

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Nebenwirkung durch übermässige Einnahme von Schmerzmitteln gegen Kopfweh (an mehr als zehn Tagen pro Monat)

Schmerzen am ganzen Kopf, diffus, immer schlechter auf Medikamente ansprechend


Clusterkopfschmerz

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Auslöser unbekannt, aber stark gehäuft bei Rauchern

Kopfschmerzen immer an derselben Stelle, kurze Intervalle, sehr heftig


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Nerv bitte

UNSER NERVENSYSTEM

Nerv bitte

Ohne Nerven könnten Sie diesen Text weder lesen noch verstehen. Das Nervensystem ist ein weitverzweigtes Kommunikations- und Koordinationssystem – mit dem Gehirn als umfassende Schaltzentrale. Einblick in eine faszinierende Welt.

Unser Nervensystem kommuniziert nicht nur mit der Umwelt und steuert Mechanismen im Innern, sondern nimmt auch Sinnesreize auf, verarbeitet sie und löst Reaktionen aus wie etwa Muskelbewegungen oder Schmerzempfindungen. Man unterteilt das Nervensystem vereinfacht gesagt in drei verschiedene Komponenten.

Das Zentrale Nervensystem ist vor allem für die Struktur und Funk­tion des Körpers verantwortlich. Es besteht aus dem Gehirn und aus seinen wichtigsten Nerven, die das Rückenmark bilden und durch die Schädeldecke und die Rückenwirbel geschützt sind.

Vom Zentralen Nervensystem aus verzweigen sich die Nervenstränge anschliessend weiter und weiter, bis sie als feinste Verästelungen jeden Winkel des Körpers versorgen. Dieses System nennt man das Periphere Nervensystem. Das Periphere Nervensystem überträgt zum Beispiel Nervenimpulse wie Schmerz oder Druck und sorgt etwa auch dafür, dass unser Finger sich reflexartig zurückzieht, wenn er Schmerz spürt. Diese Reaktion läuft übrigens nicht übers Gehirn, sondern direkt über das Rückenmark, da der Weg ins Gehirn und zurück zu lange dauern würde.

Sowohl das Zentrale als auch das Periphere Nervensystem enthalten Anteile, die man mit dem Willen steuern kann und solche, die sich nicht willkürlich beeinflussen lassen. Dies wird als Vegetatives oder Autonomes Nervensystem bezeichnet.

Das Zentrale Nervensystem steuert vor allem Vorgänge, welche für die Funktion des Körpers verantwortlich sind, während das Periphere Nervensystem Sinnesreize überträgt.


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