Chefarzt, Patientin und Pflegefachfrau stehen nebeneinander

«Patientinnen müssen die Therapie verstehen»

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BRUSTKREBS

«Patientinnen müssen die Therapie verstehen»

Bei Brustkrebs gibt es immer mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Deshalb ist das Verständnis für die Krankheit wichtig.

Wie ein Brustkrebs therapiert wird, ist immer sehr individuell und davon abhängig, wie gross der Tumor ist, ob er bereits Ableger (Metastasen) gebildet hat oder welche Eigenschaften das Tumorgewebe aufweist. Als Behandlungsmöglichkeiten kommen eine Chemotherapie in Frage, eine Bestrahlung, eine antihormonelle Therapie, der gezielte Einsatz von Medikamenten und natürlich die ­Operation. Wird der Krebs früh erkannt, kann der Tumor meistens entfernt werden, ohne dass die Brust abgenommen werden muss.

Verschiedene Chemotherapien

Ob eine Chemotherapie vor oder nach der Opera­tion durchgeführt wird, hängt von der Art und Grösse des Tumors ab. «Bei einer Chemotherapie vor der Operation können wir genau beobachten, wie die Therapie wirkt oder ob wir sie anpassen müssen», so Dr. med. Nebojsa Stevanovic, Gynäkologe und Chefarzt der Frauenklinik am Kantonsspital Olten. Er erlebt oft, dass Patientinnen das Gefühl hätten, eine Chemotherapie sei die letzte Behandlung vor dem Sterben. «Es ist aber wichtig zu verstehen, dass es einerseits Chemotherapien gibt, die eine Heilung zum Ziel haben und andere mit dem Ziel der Lebensverlängerung durchgeführt werden.»

Der Dialog ist wichtig

Es brauche viele Gespräche, um mit der Diagnose Brustkrebs umgehen zu können und die Behandlung zu akzeptieren. Die Betreuung durch die spezialisierten Pflegerinnen, den Breast Care ­Nurses (Brustpflegefachfrauen), werde sehr geschätzt, so Stevanovic. «Manchmal kommen einem die Fragen erst nach der ärztlichen Sprechstunde in den Sinn. Auch dafür sind die Breast Care Nurses da.»

Brustkrebs früh erkennen

Alle Frauen im Kanton Solothurn zwischen 50 und 74 Jahren werden neu alle zwei Jahre schriftlich zum sogenannten Mammografie-Screening aufgeboten. Dank dieser regelmässig stattfindenden Röntgenuntersuchung kann Brustkrebs früh erkannt werden. Die Kosten werden durch die Krankenversicherung übernommen. Das Mammografie-Screening kann am Kantonsspital Olten, Bürgerspital Solothurn und ab Februar 2021 am Spital Dornach durchgeführt werden.

Brustkrebs

Bei Frauen ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung. Pro Jahr erkranken rund 6200 Frauen und 50 Männer. Die meisten Frauen haben die Wechseljahre bereits hinter sich, aber auch junge Frauen können von Brustkrebs betroffen sein. Die Heilungschancen bei Brustkrebs sind hoch, in der Schweiz leben gemäss Untersuchungen fünf Jahre nach der Diagnose noch 85 Prozent der Patientinnen. Als häufigste Ursache für Brustkrebs gelten das zunehmende Alter, erbliche Veranlagungen, eine Hormontherapie, Übergewicht nach der Menopause oder natürlich das Rauchen.

Vorsorge: Brustkrebs im Frühstadium löst meistens keine Beschwerden aus. Frauen, die gestillt haben, erkranken weniger an Brustkrebs. Es empfiehlt sich, die Brust regelmässig selber abzutasten und bei Veränderungen eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren. Die Selbstuntersuchung ersetzt nicht die Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brust).

Zertifizierte Brustzentren in Solothurn und Olten

Das Bürgerspital Solothurn wie auch das Kantonsspital Olten verfügen über je ein zertifiziertes Brustzentrum. Patientinnen können sich so sicher sein, dass beide Zentren ihre Behandlungen nach neusten Erkenntnissen durchführen und über ein spezialisiertes und interdisziplinäres Team verfügen.


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«Mein Mann und ich sind selbständig und führen eine Vermittlungsagentur im en gros Handel für Möbel. Wir sind das Bindeglied zwischen Hersteller und Möbelhaus und arbeiten beide mit grosser Leidenschaft für unsere Firma. Die ersten Anzeichen hatte ich ignoriert. Ich hatte weder Schmerzen noch die Zeit, mich darum zu kümmern. Ich hoffte, dass es nichts Schlimmes sei.

Erst als sich die Brust rötete, reagierte ich und ging zum Hausarzt, der mich sofort an die Frauenklinik des Kantonsspitals Olten überwiesen hatte. Nach vier Tagen hatte ich die Diagnose Brustkrebs. Ich war gefasst gewesen, hatte es schon fast erwartet. Mein Mann konnte vor über 30 Jahren von einer Krebserkrankung mit einer Überlebenschance von zehn Prozent vollständig geheilt werden. Ich wusste, Krebs kann man auch besiegen.

Da der Krebs bereits fortgeschritten war, aber glücklicherweise keine Ableger gebildet hatte, erhielt ich vor der Operation sechs Monate Chemotherapie. Das war zu Beginn heftig. Mit der Zeit fielen mir die Haare aus, die Augenbrauen, sogar die Wimpern. Als ich mit Perücke meine Nachbarin traf, meinte sie, meine neue Frisur stünde mir gut. Ich erzählte ihr und meinem nahen Umfeld von meinem Brustkrebs. Erst waren sie schockiert, dafür war es danach einfacher, offen zu sprechen. Mit meinem Onkologen gab es oft lustige Momente ob meiner vielen Fragen. Nicht nur die Wirkmechanismen der Chemo-Mittel wollte ich verstehen, auch andere biologische Themen in diesem Zusammenhang weckten meine Neugier. Alles, was in meinem Kopf herumschwirrte schrieb ich in mein Notizbuch. Anfänglich waren es Notizen, mit der Zeit wurde es ein Tagebuch. Immer wenn der Berg zu gross wurde, half das Schreiben.

Nach der Chemotherapie folgte die ­Operation, ein gleichzeitiger Brustaufbau war leider nicht möglich. Als mir mit einem Spiegel meine operierte Brustseite gezeigt wurde, war ich überrascht, dass sie gar nicht so schlimm aussah, wie ich befürchtete. Nach der Operation dann die Bestrahlung am Kantonsspital Aarau. Fünf Wochen lang von Montag bis Freitag. In Aarau, einem viel grösseren Spital, merkte ich, dass mir die Bezugspersonen vom Kantonsspital Olten fehlten. Es war in Olten schon fast eine familiäre Betreuung. Zwei spezialisierte Pflegefachfrauen, die Breast Care Nurses, kümmerten sich über die ganze Behandlungsdauer um mich, leisteten mir manchmal sogar Gesellschaft, wenn ich die Chemotherapie verabreicht bekam. Ich hatte stets mit denselben Ärzten und Pflegefachfrauen zu tun. Doktor Stevanovic und mein Onkologe Dr. Kälin informierten mich über alles, was ich wissen musste und wissen wollte. Und sprachen mir Mut zu.

Neun Monate dauerte die gesamte Behandlung. Es war eine intensive Zeit. Ich gestattete mir, krank zu sein, hörte nun auf meine Bedürfnisse. Ich bewegte mich mehr draussen, gönnte mir aber auch Ruhe und beschäftigte mich mit Dingen, die mir Freude machten und – was man nicht vergessen darf – während einer Chemo- oder Strahlentherapie braucht die Körperpflege viel Zeit. Die Haut war empfindlich, die Schleimhäute trocken, die Nägel brüchig oder entzündet.

Mein Mann und ich haben unser Arbeitsvolumen zu Beginn meiner Erkrankung reduziert und werden es so belassen. Etwas früher als geplant bereiten wir uns nun langsam auf die Pensionierung vor. Was ich anderen betroffenen Frauen mitgeben kann? Bleibt positiv! Es erleichtert die Behandlung.»


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Anne Timmermann, wie reagieren Ihre Patienten, wenn sie von einer Sexualtherapeutin behandelt werden?

Zuerst einmal sind die meisten etwas zurückhaltend, fassen aber rasch Vertrauen. Sobald sie merken, dass ich ohne Scham über alles spreche, was mit dem Genitalbereich zu tun hat, öffnen sich selbst ältere Patienten. Vielleicht manchmal sogar mehr als bei einem Urologen, da ich als Ärztin für sie keine Konkurrenz darstelle. Schwieriger war es eher am Anfang meiner Ausbildung, als der Altersunterschied zu meinen Patienten grösser war.

Was sind die häufigsten Fragen, die Männer mit Prostatakrebs nach einem Eingriff haben?

Am wichtigsten ist für sie natürlich die Frage, ob der Tumor weg ist. Die weiteren Fragen bezüglich Kontinenz und Erektionsstörungen kommen erst im Verlaufe der Genesung. Über Sexualität zu sprechen ist für viele Männer nach wie vor ein grosses Tabuthema. Wenn sie aber realisieren, dass sie mit mir über alles reden dürfen, kann ich sie auch umfassend beraten. Das ist sehr wichtig. Oft muss ich den Impuls geben. Gemäss einer Studie wünschen sich 80 Prozent der Patienten, dass das Thema der Sexualität von der Ärztin oder dem Arzt angesprochen wird.

Urologie-Patienten haben meistens ein gewisses Alter. Ist Sex dann noch ein Thema?

Dazu kann man keine allgemeingültige Aussage machen. Genauso wenig wie zur Frage, welche Methode am erfolgversprechendsten ist, die Erektionsfähigkeit wieder zu erlangen. Ich spreche nie von Impotenz – denn potent sein kann jeder. Sexualität ist nämlich viel mehr als nur die Frage, ob man Geschlechtsverkehr hat. Ich denke, Sexualität in einer Partnerschaft im Sinne von Nähe und Zärtlichkeit sollte und kann bis ins hohe Alter gelebt werden.


Dr. med. Anne Timmermann

ist Fachärztin für Urologie und verfügt über eine Zusatzausbildung als Sexualmedizinerin / Sexualtherapeutin.

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Auch bei Prostatakrebs gibt es selten nur einen Weg in der Therapie. Deshalb nimmt das Vorgespräch mit dem Patienten eine wichtige Rolle ein, sagt der behandelnde Arzt Dr. med. Jens Mundhenk.

Bevor eine Operation an der Prostata durchgeführt werden kann, braucht es umfangreiche Abklärungen. Zuerst wird mit einer Biopsie (Gewebeentnahme) festgestellt, ob es sich überhaupt um einen Krebs und um welche Art es sich handelt. Anschliessend wird das Umfeld des Tumors untersucht, um festzustellen, ob er bereits Ableger, sogenannte Metastasen, gebildet haben könnte. «Erst danach können wir zusammen mit dem Patienten festlegen, welche Behandlungsmöglichkeiten für ihn infrage kommt», sagt Dr. med. Jens Mundhenk, Leitender Arzt Urologie der Solothurner Spitäler, «denn alle Methoden haben Vor- und Nachteile.»

Eingriffe mit dem Roboter

Bei Christian Darasz war der Tumor bereits so fortgeschritten, dass nur eine Entfernung der Prostata infrage gekommen war, eine sogenannte Prostatektomie. Die meisten urologischen Eingriffe erfolgen mittlerweile mit dem Operationsroboter da Vinci, bei dem der Operateur an einer Konsole sitzt und mit Finger- und Fussbewegungen die Operationsinstrumente millimetergenau steuern kann. «Dadurch habe ich auf einem sehr kleinen Raum eine grosse Bewegungsfreiheit und dank der dreidimensionalen Darstellung eine sehr gute Sicht rund um das Organ», so Jens Mundhenk.

Trainieren hilft

Bei einer Prostatektomie muss die Verbindung der Harnblase und Harnröhre durchtrennt und später wiederum vernäht werden, was zu einer zeitweisen Inkontinenz führt. «Es ist heute jedoch so, dass die allermeisten Patienten wieder die vollständige Kontrolle über ihre Blase erlangen können», so Jens Mundhenk. Eine weitere Folge des Eingriffs sind Erektionsstörungen. Jens Mundhenk macht hierbei die Erfahrung, dass das Thema meistens vom Urologen angesprochen werden müsse, da es für viele Männer immer noch schambehaftet sei. Aber auch hier gebe es heute sehr viele Möglichkeiten, die Erektionsfähigkeit wieder zu erlangen oder dann Hilfsmittel einzusetzen.

Prostatakrebs

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Etwas mehr als 6000 Männer, meistens älter als 50 Jahre, erkranken in der Schweiz jährlich an Prostatakrebs. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten mit den grössten Heilungschancen. Als Risikofaktoren gelten das Alter sowie Erbfaktoren. Prostatakrebs kann sehr unterschiedlich verlaufen und möglicherweise kaum Beschwerden verursachen. Bei manchen Männern wächst er so langsam, dass man ab einem gewissen Alter einen Eingriff hinauszögert, da die Nebenwirkungen des Eingriffs schwerwiegender sind als die Erkrankung selbst.

Vorsorge: Männern, bei denen Prostatakrebs bereits in der Familie (erstgradige männliche Verwandte) vorgekommen ist, wird ab dem 40. Lebensjahr eine Vorsorgeuntersuchung angeboten. Männern ohne Risikofaktoren wird diese ab dem 45. Lebensjahr empfohlen.


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Männlich, über 55, Stress am Arbeitsplatz, Übergewicht, Rauchen und Alkohol, plötzlich einsetzende Atemnot, ein heftiger Druck auf der Brust – so stellen wir uns den klassischen Herzinfarkt vor. Das Bewusstsein, dass aber Frauen häufiger an Herzinfarkt sterben und genauso von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind wie Männer, ist in der breiten Bevölkerung kaum vorhanden.

Frauen reagieren oft zu spät

«In der Kardiologie und der Notfallmedizin wissen wir, dass Frauen andere Symptome bei einem Herzinfarkt zeigen können als Männer und sind darauf sensibilisiert», sagt Dr. med. Nisha Arenja. Sie ist Leitende Ärztin Kardiologie an den zwei Standorten Bürgerspital Solothurn und Kantonsspital Olten. «Das Problem ist vielmehr, dass viele Frauen ihre eigenen Symptome ignorieren und dabei keineswegs an einen Herzinfarkt denken. Dadurch gehen sie oft zu spät ins Spital oder zum Arzt.» Nisha Arenja hat auch schon die Erfahrung gemacht, dass Frauen gut auf Symptome bei ihren Partnern achten würden und eher noch ihre Männer ins Spital schickten als sich selbst. Frauen reagierten oft sehr überrascht, wenn bei ihnen ein Herzinfarkt diagnostiziert werde.

Allgemeine Symptome bei Herzinfarkt
  • Heftiger Druck auf der Brust, beklemmende oder beengende Schmerzen, oft verbunden mit Atemnot
  • Hin und wieder Ausstrahlung des Schmerzes in den gesamten Brustbereich, Arme, Hals oder Bauch
  • Blasse Gesichtsfarbe, Übelkeit, Schwäche, Schweissausbruch
  • Der Schmerz ist dauernd da und verschwindet auch nicht in Ruhesituationen
Zusätzliche Symptome bei Frauen
  • Schmerzen und Spannungen im Nacken, Kiefer, in Schultern oder im oberen Rücken
  • Schmerzen in einem oder beiden Armen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Schwitzen
  • Benommenheit oder Schwindel
  • Unerklärliche Müdigkeit

Unterschiedliche Häufigkeiten

Ein Herzinfarkt tritt bei Männern meistens zwischen 60 und 70 Jahren, bei Frauen zehn Jahre später zwischen 70 und 80 Jahren auf. Das höhere Alter ist einer der Gründe, weshalb der Herzinfarkt bei Frauen häufiger zum Tod führt. Aber auch einen Hirnschlag erleiden Frauen meist im höheren Alter als Männer und haben dadurch eine höhere Sterblichkeit. «Deshalb brauchen wir unbedingt mehr Aufklärungsarbeit», so Nisha Arenja. Denn der Herzinfarkt ist nach wie vor die häufigste Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Frauen wie bei Männern und die häufigste Todesursache in der Schweiz. Das Thema Herzinfarkt und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen werde gerade in der Gesundheitsprävention noch immer viel zu «stiefmütterlich» behandelt.

Was ist ein Herzinfarkt?

Bei einem Herzinfarkt ist die Durchblutung eines Herzkranzgefässes komplett oder teilweise verschlossen. Dadurch erhält der Herzmuskel keinen oder zu wenig Sauerstoff und kann absterben. Ein Herzinfarkt ist lebensbedrohlich und muss deshalb sofort behandelt werden.

Was tun bei einem Herzinfarkt?

Alarmieren Sie sofort den Notruf 144. Lagern Sie den Herzinfarktpatienten mit leicht angehobenem Oberkörper auf einer harten Unterlage und öffnen Sie ihr oder ihm enge Kleider, Krawatte oder Büstenhalter. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort mit der Herzmassage beginnen. Bei Verfügbarkeit einen Defibrillator einsetzen.

Schema zeigt korrektes Vorgehen bei Herzinfarkt:

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Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine Reaktion auf ein traumatisches Ereignis. Am besten bekannt ist sie im Zusammenhang mit Kriegsopfern. Frauen sind anfälliger für posttraumatische Belastungsstörungen als Männer – doch heute weiss man, dass auch das Alter offenbar eine grosse Rolle spielt.

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