Ein Patient geht einen Gang entlang, unterstützt von einer Therapeutin

Warum Patienten im Spital nicht nur liegen sollten

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AUS DEM BETT

Warum Patienten im Spital nicht nur liegen sollten

Hospitalisierte Patienten verbringen 17 bis 20 Stunden liegend im Bett. Täglich! Dies unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung oder Verletzung, die zum Spitaleintritt führten. Fachpersonen sprechen darum von einer «Epidemie des Bewegungsmangels». Diesem Phänomen wirkt die soH aktiv entgegen.

Studien zeigen auf, dass Patienten täglich drei bis fünf Stunden sitzen. Für aktive Bewegung wie Positionswechsel und Gehen bleibt gerade mal eine Stunde. Bis zu 20 Stunden verbringen sie liegend im Bett. Bewegungsmangel hat bereits nach wenigen Tagen Auswirkungen auf den gesamten Organismus: Er führt zu Muskel- und Kreislaufschwäche sowie zu einem erhöhten Risiko für ein Delir, eine Pneumonie oder einen Sturz. Zudem droht älteren Patienten auch ein Verlust an Selbstständigkeit im Alltag, der teilweise gar Monate nach dem Spitalaufenthalt noch vorhanden und oft nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Diese eigentliche «Epidemie des Bewegungsmangels» im Spital hat mehrere Gründe. Der Schweregrad der Erkrankung respektive der Verletzung spielt interessanterweise nur eine untergeordnete Rolle. Es sind vielmehr andere Gründe, sogenannte Barrieren, ausschlaggebend: Die Patienten sind oftmals durch «Schläuche» behindert und fühlen sich in der fremden Spitalumgebung vielleicht unsicher. Häufig fehlt es an Alternativen, und das Bett ist der einzige Ort mit einer gewissen Privatsphäre. Aber auch wegen Personalengpässen oder Unsicherheit bei den Fachkräften werden Patienten viel zu selten mobilisiert.

Dabei sind die Vorteile der Mobilität ausserhalb des Patientenbettes wissenschaftlich belegt. In verschiedenen Patientengruppen reduziert sie das Risiko für medizinische und pflegerische Komplikationen. Körperliche Aktivität senkt zudem Depressivität, Angst und Stress und kann einen positiven Effekt auf das globale Selbstwertgefühl, die Selbstwirksamkeit und das physische Selbstkonzept haben.

Das Motto für Patienten und Patientinnen im Spital muss also weiterhin lauten: «Aufstehen – Aufsein – Aufbleiben». Und die Pflegenden/FaGe bieten proaktiv ihre Unterstützung an.

Empfehlungen für unsere Patientinnen und Patienten im Spital
  • Sitzen Sie nach Möglichkeit für jede Mahlzeit auf einem Stuhl und nicht nur am Bettrand.
  • Empfangen Sie Besuch sitzend im Stuhl.
  • Spazieren Sie viel umher – selbstständig, wenn erlaubt, oder mit Hilfe.
  • Beginnen Sie schon heute mit dem Training – versuchen Sie Varianten in Ihren Bewegungsmöglichkeiten zu finden und im Rahmen des Erlaubten auszuprobieren.
  • Steigern Sie Ihr Aufstehen, Aufsein und Aufbleiben täglich um ein paar Minuten.
  • Ihre Angehörigen und Besucher unterstützen und motivieren Sie in Ihrer Mobilität – fragenSie nach Begleitung für ein Gehtraining.


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KREBSSPORTGRUPPE

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Bereits seit Jahren schweisst eine Krebssportgruppe am Bürgerspital in Solothurn brustkrebsbetroffene Frauen zusammen. Mit regelmässigem Training vermindern sie ihr Rückfallrisiko und steigern ihre Lebensqualität. Über die Krebsliga findet man in allen Landesteilen entsprechende Krebssportkurse.

Cindy Lauper mit ihrem Song «Girls just want to have fun» dringt laut aus den Boxen in der kleinen Turnhalle vom Bürgerspital Solothurn. Dazu machen die Frauen einen Ausfallschritt und strecken den rechten Arm mit der geballten Faust nach vorne und ziehen ihn im Takt der Musik schnell wieder zurück. Die Stimmung unter ihnen ist gut, aber nur zum «Fun», wie Cindy Lauper singt, sind sie nicht da. Sie sind alle von Brustkrebsbetroffen und wollen sich und ihrem Körper mit Bewegung etwas Gutes tun. «In dieser Gruppe weiss ich: Ich bin nicht alleine, wir sind füreinander da», sagt Germaine Burri. Ihre Diagnose liegt zweieinhalb Jahre zurück. Auch wenn alle das gleiche Schicksal teilen, so müsse man nicht unbedingt über die Krankheit reden. Das könne jede Frau selber entscheiden. Manche kämen für Gespräche extra früher zum Training, andere wollen nur Sport machen, erklärt die 52-Jährige. Die Altersunterschiede sind gross: Die jüngsten Teilnehmerinnen sind gerade mal 20; die älteste Frau ist 80 Jahre alt. Manche haben die Therapie schon länger hinter sich gelassen, andere stecken noch mitten drin. Trotz dieser Unterschiede verbindet sie ein gemeinsames Ziel: Jeden Dienstagabend mit Schweiss dem Krebs die Stirn zu bieten.

Für Sport ist es nie zu spät

In der Schweiz formieren sich laufend neue Sportgruppen für verschiedenste Krebsarten (siehe Kasten). Den Kurs in Solothurn gibt es schon länger, er existiert seit sieben Jahren. Zwischen 30 und 40 Frauen trainieren dort regelmässig; unter ihnen sind sogar 10 Frauen, welche bereits seit den Anfängen mit dabei sind. «Dass diese Idee auf so viel Interesse stösst und sich der Kurs mit den Jahren richtig etabliert hat, hätte ich nicht für möglich gehalten», sagt die Initiantin Franziska Maurer, Chefärztin der Frauenklinik Bürgerspital. Für sie war es wichtig, ein Training im Brustzentrum anzubieten, welches den Puls in die Höhetreibt: «Studien zeigen, dass bei körperlicher Betätigung das Risiko für mögliche Krankheits- und Behandlungsfolgen sinkt. Wenn wir das auf den Brustkrebs beziehen, kann je nach Typus von Karzinom das Risiko eines Rezidivs mit regelmässigem Sport bis zu 50 Prozent reduziert werden», so die Ärztin. In den Sprechstunden begegne sie Frauen, die 60 Jahre lang keinen Sport gemacht hätten und dann fragen: Soll ich jetzt tatsächlich noch damit anfangen? Franziska Maurer sagt in solchen Momenten ganz klar: «Ja, Sport kann auch in diesen Fällen vieles bewirken.»

Laut Maurer wird mit körperlicher Aktivität die ganze Brustkrebsbehandlung verträglicher. Es gibt weniger Abbrüche bei der Chemotherapie, die Aktivität stärkt das Immunsystem und verbessert generell die Lebensqualität der Frauen. Bei hormonpositivem Brustkrebs sei es zudem wichtig, Körperfett zu reduzieren. Auch dafür sei das intensive Training ideal, so Maurer.

Mit Fäusten gegen den Krebs

Das Training, welches für die betroffenen Frauen angeboten wird, heisst Tae Bo. Es ist eine Kampfsportart gemischt mit Fitnesselementen, welche ursprünglich aus den USA stammt. Diese Form von Bewegung und Sport habe verschiedene positive Effekte, erklärt Chefärztin Maurer: «Koordinationsübungen wirken sich positiv auf unser Gedächtnis aus, und die Mobilisation des operierten Oberkörpers zeigt ebenfalls erfreuliche Resultate.» Seit fünf Jahren ist die 61-jährige Ursula Heer dabei. Das Training sei schon sehr anstrengend, gibt sie augenzwinkernd zu: «Es fordert mich richtig heraus und am Anfang dachte ich, das stehe ich nicht durch.» Inzwischen ist das Training aber zu einem wichtigen Bestandteil in ihrem Leben geworden. «Der Dienstagabend hat für mich auch etwas Symbolisches. Ich kämpfe mit meinen Fäusten gegen den Krebs.» Diese Gedanken würden sie mental unterstützen, sagt sie.

Was die Gruppe zusammenhält

Ein Faktor für den langjährigen Erfolg dieser Gruppe sind die Frauen selber, welche zusammenhalten und langfristig ein gemeinsames Ziel verfolgen. Aber auch die Instruktorin Véronique Dal Maso trägt dazu bei, dass die Betroffenen zum Teil auch noch nach Jahren motiviert sind, ins Training zu kommen. Petra Berner, welche seit rund vier Jahren mitmacht, meint: «Véronique treibt uns mit viel Power und mit einer gesunden Portion Humor an. Sie hält die Gruppe zusammen.» Solche Komplimente hört Véronique Dal Maso gern, denn für sie ist diese Trainingsgruppe eine Herzensangelegenheit: «Ich staune immer wieder, wie motiviert die Frauen zum Training kommen. In ihrer Situation gäbe es ja sicherlich oft einen Grund zum Klagen. Aber sie sind ausnahmslos sehr positiv eingestellt und kommen mit viel Power in die Stunde», sagt die Tae-Bo-Instruktorin. Die Musik wird langsamer. Die Temperatur in der Halle ist merklich gestiegen. Auf der Stirn von Germaine Burri sind Schweissperlen zu sehen: «In einem normalen Fitnessstudio sehen alle so perfekt aus. Da würde ich mich nicht richtig wohlfühlen. Das ist hier anders; ich fühle mich von der Gruppe getragen und kann gestärkt nach vorne schauen, ohne das Vergangene zu vergessen», sagt sie.

Marathon muss niemand machen

Es gibt viele Krebsbetroffene, die zu gebrechlich sind, um ein Fitnesstraining wie dieses in Solothurn zu absolvieren. Jede körperliche Aktivität könne individuell angepasst werden, meint Franziska Maurer. «Es gibt diverse Studien über Sport, die sagen, dass eine Frau nicht wie eine Wahnsinnige trainieren muss, sondern die Bewegung auch in den Tagesablauf einfliessen lassen kann. 5 Mal pro Woche 30 Minuten lang den Puls schneller werden lassen. Zum Beispiel die letzte Busstation zu Fuss machen oder auf den Lift verzichten.» Laut Maurer müsse niemand zur Marathonläuferin werden. «Wir wollen den Frauen nur zeigen, dass sie mit Sport selber etwas gegen den Krebs unternehmen können.»

 

Dieser Beitrag erschien im Magazin aspect der Krebsliga.


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STABILISATION UND KRÄFTIGUNG

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Wollen wir uns im Sport verbessern, benötigen wir ein ausdauerndes und stabilisierendes Muskelsystem. Mit Übungen zur Körperspannung können Sie Ihre Muskulatur kräftigen. Richtig und regelmässig durchgeführt können diese zudem gegen Leistenschmerzen helfen.

Das Bundesamt für Sport BASPO hat verschiedene Übungen zusammengestellt, welche die stabilisierende Muskulatur stärken und Ihre Grundkraft optimieren.

Übungen zur Stabilisation und Kräftigung

Vielleicht möchten Sie zuerst herausfinden, wie fit Sie zurzeit sind? Im Fitnesstest der SUVA können Sie dies in wenigen Minuten herausfinden. Anhand von 5 Übungen wird eine persönliche Einschätzung mit passenden Fitnessübungen erstellt.

Fitnesstest

Die SUVA hat zudem verschiedene Fit-Programme zusammengestellt. Hier finden Sie die Links dazu:


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Bewegung

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Bewegungsempfehlungen

Nachfolgend finden Sie die Bewegungsempfehlungen des Bundesamts für Gesundheit für die verschiedenen Altersgruppen.

Unter hoher Intensität werden Bewegungen verstanden, die leichtes Schwitzen und beschleunigtes Atmen verursachen wie Joggen, Schwimmen, zügiges Velofahren oder Langlauf.

Unter mittlerer Intensität werden Bewegungen verstanden, bei denen man etwas ausser Atem, aber nicht unbedingt ins Schwitzen kommt wie zügiges Gehen, Velofahren, Schneeschaufeln oder Gartenarbeiten.

2,5 Stunden mittlere Intensität oder 1,25 Stunden hohe Intensität pro Woche. Zum Beispiel Velofahren, Nordic Walking, Wandern, Jogging  oder Schwimmen.

Mindestens 1 Stunde mittlere bis hohe Intensität pro Tag. Zum Beispiel Ballsport, Skateboard oder Jogging.

Deutlich mehr als 1 Stunde pro Tag mittlere bis hohe Intensität. Sehr wichtig bei Kindern ist vielfältige Bewegung wie Laufen, Hüpfen, Springen, Klettern, Hangeln, Velo-, Rollschuh-, Skateboard fahren oder Gruppenspiele.


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Bewegung für die Seele

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SPORT IN DER PSYCHIATRIE

Bewegung für die Seele

Sport hält gesund oder hilft, gesund zu werden. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Studien zeigen, dass Bewegung bei manchen Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen sogar einen gleich guten Effekt erzeugt wie Medikamente.

«Sport ist die beste Medizin», sagt ein Sprichwort. Deshalb sind Bewegungsprogramme bereits seit einigen Jahren ein fester Bestandteil in der Psy­chiatrie – gerade bei Patientinnen und Patienten mit Angststörungen oder Depressionen. «Wir stellen immer wieder fest, dass Patienten therapeutisch meistens sehr gut auf Bewegungsprogramme reagieren», sagt PD Dr. med. Thorsten Mikoteit, stellvertretender Chefarzt und Leitender Arzt der Psychiatrischen Dienste. Die Psychiatrischen Dienste der Solothurner Spitäler beteiligen sich an einer Nationalfondsstudie, welche die nachhaltige Wirkung von Bewegung bei psychiatrischen Patienten erforscht.

Sanfter Einstieg

Die Patienten, die oft einen nicht sehr bewegungsorientierten Lebensstil mitbringen, körperliche Begleiterkrankungen aufweisen oder aus Angst vor Schmerzen sich kaum mehr bewegen (Psychosomatik), sollen sportlich dort abgeholt werden, wo sie sind. Die Bewegungsangebote sind niederschwellig gestaltet und sollen die Freude an der Bewegung wecken. Aus Studienergebnissen weiss man sogar, dass Sport bei depressiven Patienten zu einer ähnlichen Verringerung ihrer Symptome führt wie Medikamente. Bei einer Betrachtung des Langzeiteffekts ist sogar festzustellen, dass bei Patienten, die nach einer Erstbehandlung regelmässig Sport getrieben haben, das Risiko eines depressiven Rückfalls sank.

Widerstandsfähigkeit fördern

«Wir sind darum der Ansicht, dass der Sport ein wertvolles Mittel ist, um Ressourcen zu aktivieren, welche die Patientinnen und Patienten bereits in sich haben.» Gemäss Thorsten Mikoteit kann regelmässige Bewegung noch viel mehr:

  • Bei Patienten mit einer Angststörung oder Depression wird das Selbstwertgefühl ­gefördert.
  • Die Hirnleistungsfähigkeit steigt bei regel­mäs­siger Bewegung.
  • Die Belastbarkeit bei Stress wird grösser.
  • Schlafstörungen, welche oft ein Begleiter bei ­vielen psychischen Erkrankungen sind, nehmen ab.
  • Sport senkt die eigene Schmerzempfindlichkeit – gerade bei psychosomatischen Patienten, die oft an unspezifischen Schmerzen leiden.
  • Die mentale Stärke wird gefördert.
  • Dank den Erfolgserlebnissen, die Sport bieten kann, wird die Zielerreichungsfähigkeit unterstützt.

In der Gruppe motivierter

Wichtig bleibt natürlich, dass Patientinnen und Patienten bei den Bewegungsangeboten therapeutisch gut begleitet werden. Gleich zu Beginn einen langen Waldlauf zu machen, hat eine gegenteilige Wirkung. Der eigene Körper soll wieder auf eine positive Weise entdeckt werden können. Motiva­tionsfördernd ist hierbei auch die Gruppe.

Trotz allen positiven Wirkungen: Sport- und andere Bewegungsangebote sind insgesamt nur ein Teil einer ganzheitlichen psychiatrischen Behandlung. Sport alleine schützt auch nicht per se vor einer Erkrankung. «Psychische Erkrankungen oder Verhaltensstörungen können nicht einfach wegtrainiert werden», so Thorsten Mikoteit. Aber das Training hilft, damit besser umzugehen.

Bewegungsangebote der Psychiatrischen Dienste

Unter anderem werden folgende, sogenannt körperorientierte Therapien angeboten:
Bewegungs- und Tanztherapiegruppe, Entspannungsgruppe, Sporttherapiegruppe, Nordic Walking, angeleitetes Kraft- und Fitnesstraining, Physiotherapie.

Die Therapieprogramme werden individuell angepasst. Wichtig bei den körperorientierten Therapien ist, dass die Patientinnen und Patienten eine Freude am Programm entwickeln können und dies anschliessend auch nach dem Klinikaustritt weiterführen.


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KINÄSTHETIK

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Isabella Schwab geht in schnellen Schritten

Isabella Schwab,
dipl. Pflegefachfrau HF

überträgt ihre Bewegungsfreude auf die Patientinnen.

Im Spital verbringen Menschen 17 bis 20 Stunden liegend im Bett. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für ein Delir, eine Pneumonie oder einen Sturz. Dem Phänomen „Epidemie des Bewegungsmangels“ wirkt die soH aktiv dagegen.

Beeindruckend im negativen Sinn ist die Abnahme der Mobilität, sobald der Patient liegt. Denn Einschränkungen der Bewegungen hat direkten Einfluss auf den Kreislauf aber zum Bespiel auch auf das subjektive Wohlbefinden. „Raus aus dem Bett“ ist daher eine tägliche Aufgabe für den Patienten; unterstützt durch die Pflege.

Isabella Schwab beschreibt sich selbst als Bewegungsmenschen. In Bewegung sind auch die Prozesse und diverse Projekte hinsichtlich des Umzugs in den Neubau. Kurzum: Auf ihrer Abteilung ist viel los. Neben dem anspruchsvollen Alltag, notabene. Gleichwohl hat Isabella Schwag ein Projekt umgesetzt: „Donnerstag ist Bewegungstag.“ Jeden Donnerstag plant die Bezugspflegende gemeinsam mit dem Patienten, welche Aktivität nun täglich angegangen wird. Ans Patientenboard wird zur Erinnerung ein entsprechendes Symbolbild gehängt, im Pflegerapport erfolgt der entsprechende Eintrag. Ab nun gilt es, sich bis zum nächsten Bewegungstag an die Abmachung zu erinnern und das gewählte Programm auch zu absolvieren.


Antje Wendler mobilisert einen Patienten

Antje Wendler,
dipl. Pflegefachfrau HF

mobilisiert gemeinsam mit den Patienten regelmässig Gelenke und Muskeln, um ihnen die Funktionen wieder bewusst zu machen.

Stürze vermeiden heisst Sicherheit und Vertrauen ins eigene Bewegungsrepertoire zu haben. Mit täglichen Übungen will dies Antje Wendler bei ihren sturzgefährdeten Patienten wiederherstellen.

„Umgheie“ – einfach gesagt

Das Kind weiss, wie es sich anfühlt, wenn es hinfällt. Es hat sich die Fähigkeit erarbeitet, stürzen zu können. Genauso kann es nach dem Sturz wiederum vom Boden aufstehen. Die Erwachsenen haben beides vergessen und verdrängt: Sie können weder stürzen noch sich in Sturzsituationen behaupten. Gerade bei Menschen mit Sturzängsten ist dies ein klarer Nachteil.

Bewegung erlernen als Prophylaxe

Für Menschen im Spital mit Sturzängsten, Patienten mit CVI oder Delir ist diese abhanden gekommene Fähigkeit wiederum von grosser Bedeutung. Als Mitglied der Fachgruppe Kinaesthethik hat Antje Wendel auf ihrer Station entsprechende Massnahmen eingeführt. So absolviert sie mit Sturzgefährdeten ein Programm, damit diese mittels selbstkontrollierter Erfahrung das Aufstehen wieder erlernen. Mit einem klaren Mehrwert: Die Erweiterung der Bewegungskompetenz, so zeigen Studien, ist die effektivste Sturzprophylaxe.


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Céline Bürgi spielt Tennis

«Ein unbeschreiblicher Schmerz»

Céline Bürgi dachte am 30. Dezember 2019 beim Aufstehen wohl kaum daran, dass sie an diesem Tag von Adelboden via Frutigen ins Bürgerspital Solothurn gebracht werden sollte. Der Schultergelenksspezialist Dr. med. Ulf Riede aber genau so wenig.


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WER SICH BEWEGT, HAT MEHR VOM LEBEN

Jeder Schritt nützt

Wir bewegen uns im Alltag immer weniger. Das kann unserer Gesundheit schaden. Denn: Bewegung reduziert das Risiko für zahlreiche Erkrankungen und sie macht glücklich.

Menschen früherer Generationen haben deutlich mehr körperliche Arbeit geleistet. Technische Errungenschaften, die Digitalisierung der Arbeit, der Medienkonsum, die Motorisierung des Transports oder unsere sitzende Lebensweise lassen unseren Alltag im Vergleich zu früher bewegungsarm werden. Weltweit ist Bewegungsmangel sogar der viertwichtigste Risikofaktor für eine vorzeitige Sterblichkeit, in der Schweiz geht man von medizinischen Behandlungskosten von rund 2,4 Milliarden Franken aus, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind. Das Nichtstun liegt uns also nicht. Der menschliche Organismus ist darauf angelegt, auf der Suche nach Nahrung jeden Tag durch die Steppen zu streifen. Unser Körper braucht deshalb ein Mindestmass an Beanspruchung, um optimal zu funktionieren und gesund zu bleiben.

Positive Effekte

Gemäss dem Grundlagendokument «Gesundheitswirksame Bewegung» der Bundesämter für Sport und Gesundheit hat regelmässige Bewegung nachweislich folgende positive Auswirkungen:

  • Schutz vor Krankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Knochenschwund, Darm- oder Brustkrebs.
  • Positive Auswirkung auf die Denkleistung. Bewegungsaktive leiden zudem weniger oft an degenerativen Hirnerkrankungen wie Alzheimer.
  • Bewegung und Sport beeinflussen zudem die Psyche, hellen die Stimmung auf und wirken anti­depressiv.
  • Körperlich aktive Menschen bleiben im Alter länger autonomer und werden weniger pflegebedürftig.

Es ist nie zu spät

Jeder Schritt, sich etwas mehr zu bewegen, nützt also der Gesundheit. Auch ältere Menschen, die sich bislang wenig bewegt haben, können auch im Alter damit beginnen und so viel für ihre Gesundheit tun. Umgekehrt hat die Forschung aber auch gezeigt, dass Bewegung und Sport kaum eine gesundheitliche Depotwirkung haben. Wer also mit 30 Jahren Ausdauersportler war, darf nicht davon ausgehen, mit 50 noch davon zu profitieren, wenn er zwischenzeitlich inaktiv war.

Anders sieht dies bei Kindern und Jugendlichen aus: Wer sich in jungen Jahren zu wenig bewegt, kann dies im Alter nur schlecht kompensieren. Bewegung ist also nichts, was man einfach so mal vorholen kann – wir sollten es täglich tun. Nicht extrem, aber regelmässig. Es ist nie zu spät.

Die Verlauskurven zeigen: Die körperliche Verfassung verbessert sich auch, wenn man erst spät mit dem Training anfängt.

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AUCH BEIM LIEGEN EINMAL EINE PAUSE MACHEN

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Bis zu 20 Stunden verbringen hospitalisierte Patientinnen und Patienten täglich im Bett. Das ist zu viel. In den Solothurner Spitälern wird dies nun geändert.

Ältere Menschen verlieren jeden Tag, den sie liegend im Bett verbringen, ein bis fünf Prozent ihrer Muskulatur. Das ist viel. «Bei älteren Patienten kann dies je nachdem fatal sein», so Anita Hartmeier, Leiterin der Physiotherapie des Bürgerspitals Solothurn. Denn ältere Menschen verfügen anders als jüngere kaum über Reserven, die Muskulatur baut sich im Alter schneller ab und der Wiederaufbau dauert lange. Akuter Bewegungsmangel im Spital führt nicht nur zu einer Reduktion der Muskulatur, sondern kann auch Kreislaufschwäche verursachen, erhöht das Risiko für einen Sturz oder ein Delir – ein Verwirrtheitszustand – oder steigert das Risiko für eine Lungenentzündung. «Grundsätzlich ist ein Spital ein höchst bewegungsunfreundlicher Ort», so Anita Hartmeier, «Patienten werden laufend gefragt, was sie möchten, man hilft, wo es geht und schränkt so ein normales Aufsein oder die Selbstständigkeit ein.»

Was passiert, wenn Sie sich während des Spitalaufenthalts häufiger bewegen?

Herz Stabilerer Blutdruck, stabilerer Kreislauf

Kopf Bessere Laune, besserer Schlaf, weniger Unruhe, weniger Verwirrtheit

Lunge Leichtere Atmung, Stärkung der Immunabwehr

Haut Geringeres Risiko für Wundliegen

Essen Mehr Appetit, weniger Verstopfungen

Muskeln, Knochen Weniger Muskelabbau, weniger Gelenkschmerzen, weniger Stürze

Viele trauen sich nicht

Aus Untersuchungen weiss man, dass Patienten 17 bis 20 Stunden täglich liegen, vier Prozent der Zeit stehen oder gehen sie, den Rest verbringen sie sitzend. Erstaunlicherweise sei es aber selten der Schweregrad der Erkrankung, der eine hohe Liegedauer verursache, so Anita Hartmeier, sondern eher das Zusammenspiel vieler Faktoren. Da wäre zum Ersten die Unsicherheit. Patientinnen und Patienten wissen oft nicht, ob sie überhaupt aufstehen dürften. Ruhig liegen bleiben kann nach einem grösseren operativen Eingriff tatsächlich verordnet werden, aber selten für mehrere Tage. Eine leichte Bewegung oder Aufstehen mit geeigneten Methoden sind meist rascher möglich, als viele meinen. Weitere Faktoren für wenig Bewegung sind etwa auch Infusionsschläuche, die behindern, oder das Gefühl, medizinisches Fachpersonal bei der Arbeit zu stören. «Spitalgänge sind, da müssen wir auch selbstkritisch hinschauen, leider oft behindernd, da dort zu viele Geräte oder Betten zwischengelagert werden», so Anita Hartmeier.

Hinzu kommen psychologische Faktoren, wie etwa die Tatsache, dass das Bett für viele Patienten ein geschützter Platz ist, wo sie Privatsphäre empfinden und natürlich Scham, sich im Nachthemd zu zeigen. Ein Trainingsanzug oder andere geeignete Kleider schaffen da leicht Abhilfe.

Für Bewegung sensibilisieren

In den Solothurner Spitälern streben wir seit einiger Zeit der Grundsatz «Aufstehen – Aufsein – Aufbleiben» an. Dazu finden an allen Standorten Sensibilisierungen für das medizinische Personal statt, mit dem Ziel, dass sich am Ende Patienten mehr bewegen und ihnen auch die Möglichkeit geboten wird, aktiv am Spitalalltag teilzunehmen. Eine Krankheit sei immer auch ein Moment, innezuhalten und den eigenen Lebensstil zu reflektieren, so Anita Hartmeier. «Nutzen wir diesen Moment und geben gerade älteren Patienten Übungen und Tipps mit auf den Weg, wie sie sich mehr im Spital, aber auch in ihrem Alltag bewegen.» Wie sagt doch das Sprichwort: Wer rastet, der rostet.


Strategien gegen zu viel Bettruhe

  • Steigern Sie Ihre Bewegung täglich.
  • Stehen Sie, wenn möglich, zu jeder Mahlzeit auf und essen Sie am Tisch.
  • Empfangen Sie den Besuch sitzend im Stuhl.
  • Spazieren Sie viel umher – allenfalls mit Hilfe.
  • Bauen Sie Varianten in Ihre tägliche Bewegung ein. Zum Beispiel statt immer rechts zum Bett raus, vielleicht mal links.
  • Falls Sie dürfen, machen Sie mit Ihrem Besuch auch eine Runde durch den Spitalpark oder trinken Sie den Kaffee im Spitalrestaurant.


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