Köchin

Fragen an die Köchin
«Essen hat nicht den Stellenwert, den es verdient»
Sie wurde mit der Schweizer Juniorenmannschaft Kochweltmeisterin und kann den Salzgehalt mit der Nase riechen. Ihr Lieblingsessen ist Kartoffelgratin mit Rahm und Greyerzerkäse.
Karina Fruman, Liebe geht durch den Magen? Richtig?
Auf jeden Fall. Nach einem guten Essen geht es den meisten Menschen besser. Sie haben bestimmt auch schon mal nach dem Essen gesagt «Ah, das hat gutgetan». Wird mit Herzblut gekocht, hat das eine Wirkung. Als mein Vater krank war, kochte ich für ihn. Er meinte, das sei die beste Medizin gewesen. Heute hat das Essen leider nicht mehr den Stellenwert, den es verdient. Man sollte dem Essen wieder mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Kochen ist auch Leidenschaft.
Wie sind Sie zum Kochen gekommen?
Kochen liegt in unserer Familie. Eigentlich hatte ich bereits eine Lehrstelle als Grafikerin. Meine Grossmutter, die früher Köchin gewesen ist, überredete mich aber dazu, doch noch eine Schnupperlehre als Köchin zu machen. Ich ging eigentlich nur ihr zuliebe und war anschliessend begeistert vom Beruf. Meine Lehre machte ich in der Militärkaserne in Jassbach. Beim Militär gibt es interne Förderprogramme, die einem genügend Zeit zum Lernen lassen und auch Raum geben, einen eigenen Kochstil zu finden. Nach der Lehre folgten diverse Aufenthalte in unterschiedlichen Restaurants, seit etwas über einem Jahr arbeite ich im Kantonsspital Olten. Ich war auf der Suche nach einem Arbeitgeber, der meine Tätigkeit in der Schweizer Juniorenmannschaft im Kochen unterstützt. Das fand ich bei den Solothurner Spitälern.
Sie haben Zöliakie, vertragen also kein Gluten. Wie gehen Sie damit um?
Ich arbeite viel mit der Nase. Vor allem bei Lebensmitteln, die ich nicht vertrage. Ich rieche zum Beispiel, ob Teigwaren genügend Salz haben. Das musste ich trainieren. Ich roch, fragte einen Kollegen in der Küche, ob er probieren könne und mit der Zeit lernte ich so den Salzgehalt gewisser Gerichte riechen. Mittlerweile kenne ich auch in der Spitalküche jede Zutat auswendig, weiss, ob es Weizenkleber, Gluten, drin hat oder nicht. Kochen kann ich alles, aber wenn ich nicht unbedingt Teig kneten muss, dann gebe ich das gerne ab.
Mit der Schweizer Juniorenkochmannschaft wurden Sie Weltmeisterin und holten sogar dreimal Gold in Luxemburg 2022. Auf was kommt es da an?
Man muss bereit sein, alles zu geben und fürs Training auch sein Privatleben zurückzustecken. Am Wettbewerb selbst ist eine perfekte Vorbereitung enorm wichtig. Es muss alles organisiert sein. Denn am Ende ist es Teamwork. Beim Wettbewerb geht es nicht nur ums Essen selbst, sondern auch um den gesamten Prozess. Dabei wird das Tempo bewertet, die Hygiene, ob man viel Abfall produziert, ob viel Strom verbraucht wird, die Kommunikation im Team, die Temperaturen der Lebensmittel, die Qualität und natürlich die Konstanz. Wir mussten 70 Teller anrichten und den Testesserinnen und Testessern über mehrere Stunden dasselbe Menü in derselben Qualität servieren können. Und man sollte auch sein eigenes Land repräsentieren. Am Ende geht es auch um Innovation.
Spitalküche hingegen hat leider nicht immer einen guten Ruf. Weshalb?
Die Spitalküche hat ihren Ruf sehr zu Unrecht. Ich denke das liegt vor allem daran, dass die meisten Menschen, die hier auf den Bettenstationen liegen, unfreiwillig da sind. Man hat Schmerzen, kaum Appetit, da braucht nur was Kleines nicht zu stimmen, und schon ists nicht mehr gut. Aber auch das zeigt wieder den wichtigen Stellenwert des Essens. Auf den meisten Stationen gibt es übrigens mittlerweile Wahlmenüs. Patientinnen und Patienten können also aus verschiedenen Angeboten auswählen. Aber wissen Sie, was stets der Renner ist? Hörnli mit Ghacketem. Da wird meistens nichts anderes mehr bestellt.
Über Karina Frumann

Karina ist Köchin im Kantonsspital Olten. Sie wurde 2022 in Luxemburg mit der Schweizer Junioren Kochnationalmannschaft Weltmeisterin. Bei der Koch Meisterschaft wird nicht nur die Qualität bewertet, sondern auch die Kommunikation, die Abfallproduktion, die Innovation, das Tempo, die Hygiene und vieles mehr. Während mehrerer Stunden muss das Essen anschliessend in der gleichbleibenden Qualität angeboten werden können.
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Patientengeschichte

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Lebenslanger Kampf gegen das Gewicht
Eugen Schmid, 54, kämpfte sein Leben lang mit dem Gewicht. Nun steht er vor einem bariatrischen Eingriff, bei dem er einen Magenbypass erhält. Er freut sich auf ein normales Leben mit weniger Kilos.
«Jetzt musste etwas passieren. Seit ein paar Monaten bin ich wegen einem Facettensyndrom krankgeschrieben. Ich habe starke Rückenschmerzen, weil meine Facettengelenke entzündet sind. Mein Hausarzt zögerte nicht lange, als ich ihm mitteilte, dass ich nun einen Eingriff am Magen vornehmen wolle und überschrieb mich direkt ans Kantonsspital Olten.
Ich war schon als Kind übergewichtig. Das liegt in der Familie. Mein Grossvater war ein ziemlicher Apparat, mein Onkel, meine Mutter und auch die Brüder. Alle haben die Tendenz zum Übergewicht. Ich hatte – abgesehen vom künstlichen Kniegelenk – bislang nie grosse Probleme wegen des Gewichts. Bis nun die starken Schmerzen am Rücken aufgetreten sind. Mein Arbeitgeber unterstützt mich. Das ist ein Glück. Seit 25 Jahren bin ich Lagerist. Eigentlich habe ich Metzger gelernt. Ich arbeitete früher einige Jahre am Schlachtband, aber da geht man kaputt daran. Irgendwann machten die Handgelenke nicht mehr mit.
Seit Jahren versuche ich immer wieder abzunehmen, aber das will einfach nicht klappen. Zwei meiner Brüder sind bereits gestorben. Nicht im Zusammenhang mit dem Übergewicht. Aber da kommt man an einen Punkt im Leben, an dem man sich überlegt, wie es weitergehen soll. Schon bald werde ich Grossvater. Mein Wunsch ist es, beschwerdefrei mit meinen Enkeln spielen zu können. Auch das ist eine Motivation für den Eingriff.»
Über Eugen Schmid

Eugen Schmid hat sich verpflichtet, nach der Operation des Magenbypasses fünf Jahre lang begleitende Massnahmen wie etwa die Ernährungsberatung zu besuchen, um sein Gewicht reduzieren und halten zu können. Seine grosse Leidenschaft übrigens ist der Fussballclub BSC Young Boys.
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Hauptnährstoffe

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Richtig oder nicht?
Ernährungstipps haben Hochkonjunktur, aber nicht immer sind diese wahr. Zeit, um mit ein paar Mythen aufzuräumen.
Kohlenhydrate machen dick
Dies stimmt so nicht. Entscheidend ist die Menge. Zuerst: Ohne Kohlenhydrate – sie bestehen aus Zuckermolekülen – funktioniert nichts mehr in unserem Körper. Kohlenhydrate liefern Energie für die Muskeln, aber auch für das Gehirn. Sie sind haupt- sächlich in Brot, Teigwaren, Kartoffeln, Reis, Getreideprodukten, Mais, Früchten, Kuhmilch, Joghurt oder auch in Süssigkeiten enthalten. Man unterteilt sie in Einfachzucker, Zweifachzucker und Mehrfachzucker. Stark verarbeitete Produkte wie etwa Süssigkeiten oder Weissmehlprodukte enthalten Einfach- und Zweifachzucker. Diese gelangen vom Darm schnell in den Blutkreislauf und machen nicht lange satt. Mehrfachzucker hingegen, wie er etwa in Vollkornprodukten, Gemüse oder Hülsenfrüchten vorkommt, wird langsamer abgebaut und lässt das Sättigungsgefühl länger anhalten. Dazu trägt aber auch der hohe Nahrungsfasergehalt dieser Lebensmittel bei. Kohlenhydrate können vom Körper in Glukosedepots, hauptsächlich in der Leber und den Muskeln, gespeichert werden. Für eine Gewichtszunahme sorgen Kohlenhydrate dann, wenn mehr gegessen wird, als der Körper benötigt. Die überschüssigen Kohlenhydrate werden in Form von Fett als körpereigene Reserve eingelagert.
▶ Länger sättigende Kohlenhydratarten finden sich zum Beispiel in Vollkornprodukten, Linsen, Bohnen und Getreideflocken ohne Zucker
Protein ist für den Muskelaufbau nötig
Das ist richtig. Wer zu wenig Protein (Eiweiss) zu sich nimmt, schadet dem Aufbau, aber auch dem Erhalt von Muskeln. Proteine sind zudem wichtig für den Aufbau von Knochen, Knorpeln und spielen auch bei der Zellregeneration eine Rolle. So werden Botenstoffe aus einzelnen Proteinbestandteilen (Aminosäuren) hergestellt. Protein ist zudem ein Nährstoff, welcher eine langanhaltende Sättigung begünstigt. Genügend Proteine erhält man auch bei einer ausgewogenen vegetarischen oder veganen Ernährung. Dafür sollte man sich aber zuerst vertieft mit diesen Ernährungsformen auseinandersetzen.
▶ Lebensmittel, die viel Protein enthalten: Fleisch, Fisch, Eier, Kuhmilch, Milchprodukte, Soja, Tofu, Linsen, Bohnen, Erbsen oder Nüsse.
Gute Fette, schlechte Fette
So einfach ist es nicht. Fette haben zwar einen schlechten Ruf, sind aber für die Ernährung und die Gesundheit unverzichtbar. Ausserdem machen sie als Träger von Geschmacksstoffen das Essen schmackhafter und wirken genau wie nahrungsfaser- und proteinreiche Lebensmittel sättigend. Der Körper braucht Fette für viele Vorgänge wie etwa den Aufbau von Körperzellen oder für verschiedenste körpereigene Funktionen. Fette werden in gesättigte, einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterteilt. Gesättigte Fette kommen in Wurst, Fleisch, Käse, frittierten Speisen, Kokosöl, Butter oder vielen Fertigprodukten vor. Zwar braucht unser Körper auch gesättigte Fette, aber nicht so viel. Gesättigte Fettsäuren kann unser Körper auch selbst herstellen. Ungesättigte Fettsäuren hingegen müssen über die Nahrung zugeführt werden. Sie sind unter anderem in Nüssen, Leinsamen, kaltgepresstem Raps- und Olivenöl oder fettreichem Fisch wie Lachs vorhanden. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, auch bekannt als Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, wirken entzündungshemmend im Körper. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren kommen hauptsächlich in Baumnüssen, Lein- und Chiasamen, Rapsöl und fettreichem Fisch vor. Fette ermöglichen zudem, dass der Körper die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K aufnehmen kann. Rund 30 Prozent der täglich aufgenommenen Energie sollte durch Fette aufgenommen werden. Ungesättigte Fettsäuren sind dabei vorzuziehen.
▶ Ungesättigte Fettsäuren finden sich in Nüssen, Samen, Kernen, Ölen wie Leinöl, Raps- oder Olivenöl, Avocado, Fisch.
Ernährungsberatung der Solothurner Spitäler
Die Mitarbeitenden der Ernährungsberatung unter stützen Patientinnen und Patienten unter anderem bei Mangelernährung, Stoffwechselerkrankungen, Allergien Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Aufbau nach Operationen oder Übergewicht. Dabei legen sie einen grossen Wert auf eine individuelle Betreuung. Die Überweisung erfolgt in der Regel durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt.
Informationen zur Ernährungsberatung an unseren Standorten:
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Die Hebamme mit nach Hause nehmen
Der Trend zu kürzeren Spitalaufenthalten gibt es auch bei Geburten. Immer mehr lassen sich schon ab der Schwangerschaft von denselben Hebammen betreuen.
Fünf Schritte, die helfen, Gewicht zu reduzieren

Bariatrische Chirurgie
Fünf Schritte, die helfen, Gewicht zu reduzieren
Bei schwer übergewichtigen Menschen ist eine Operation am Magen manchmal die einzige Massnahme, die zu einer Reduktion des Gewichts führen kann. Aber nie die Einzige. Bericht aus dem Operationssaal.
Ein Dienstag im August, Operationssaal 4, Kantonsspital Olten. «Guete Morge mitenand» sagt Dr. med. Urs Pfefferkorn, «wir beginnen mit dem Team-Time-out». Er erwähnt den Namen des Patienten, sein Alter und welchen Eingriff er durchführen wird. Die Angaben werden vom Team bestätigt, die Operation für einen Magenbypass kann beginnen. Über 1200 solcher Operationen haben er und sein Team in den letzten 10 Jahren bereits durchgeführt. Ein leichter Eingriff ist es dennoch nicht. Der Patient, nennen wir ihn an dieser Stelle Stefan M., ist 39-jährig und hat krankhaftes Übergewicht, er ist adipös. Adipös sein heisst nicht nur, ein paar Kilogramm zu viel auf den Rippen zu haben, sondern ist schweres Übergewicht mit einem Body- Mass-Index BMI von über 35 kg/m2. Adipositas verursacht oft Folgeerkrankungen wie Gelenkprobleme, Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, aber auch ein erhöhtes Risiko für gewisse Krebsarten. «Wir kämpfen dafür, dass Adipositas wie von der Weltgesundheitsorganisation auch in der Gesellschaft als Krankheit anerkannt wird», meint Urs Pfefferkorn. Die Operation erfolgt laparoskopisch über fünf kleine Schnitte im Bauch.
Der Bauch des Patienten wird mit CO2 gefüllt, damit sich im Innern des Bauchs ein Hohl- raum bildet und die Instrumente der Chirurginnen und Chirurgen genügend Bewegungsfreiheit haben werden. Über fünf kleine Hautschnitte werden eine Kamera und die langen Instrumente in den Bauch eingeführt. Das Licht geht aus, nun blickt das Operationsteam auf zwei Bildschirme und sieht durch eine hochauflösende Kamera ins Innere des Bauchs. Urs Pfefferkorn muss immer wieder Fettgewebe umlegen, um an den Magen und den Dünndarm zu gelangen.Bevor Stefan M. sich dieser Operation unterziehen konnte, hatte er eine lange Leidensgeschichte hinter sich. «Manchmal vergessen wir», so Urs Pfefferkorn, «dass adipöse Menschen ein Stigma mit sich tragen. Sie werden in unserer Gesellschaft immer noch diskriminiert. Viele von ihnen ziehen sich dadurch zurück, was den Teufelskreis von geringem Selbstwertgefühl, Frust und Essen noch verstärkt.» Und er fügt an: «Oft heisst es, dick werde man durch mangelnde Selbstbeherrschung. Das ist falsch. Menschen werden nicht adipös, weil sie zu viel essen, sondern sie essen zu viel, weil sie Adipositas haben.»
Die Bauchdecke pulsiert mit jedem Piep des Monitors, welcher nebst Puls auch Vital- werte wie Blutdruck, Temperatur oder Sauerstoffsättigung anzeigt. Sieben Fachpersonen kümmern sich zeitgleich um den Patienten. Nebst dem Hauptoperateur Urs Pfefferkorn sind eine Leitende Ärztin, eine Oberärztin, zwei Fachfrauen Operationstechnik, ein Oberarzt Anästhesie, eine Anästhesiepflegerin und ein Fachmann für Operationslagerung im Saal 4. Urs Pfefferkorn legt im Innern des Bauchs die Operationsstelle frei und bildet aus einem kleinen Teil des Magens eine kleine Magentasche, den sogenannten Pouch. Bei jedem Schnitt im Innern des Bauchs wird die Wunde sofort mit Strom verödet, damit sich möglichst wenig Blut im Bauchinnern ansammelt. Der Restmagen wird mit Klammern verschlossen.
Seit über 40 Jahren werden bariatrische Operationen durchgeführt. Bei einem Magenbypass wird der Dünndarm so umgeleitet, dass Nahrung am Magen und Zwölffingerdarm vorbeigeleitet wird und sich erst später mit den Verdauungssäften vermengt. Zudem lässt sich durch die Magentasche nur noch ein verkleinerter Teil der Nahrung aufnehmen. Durch den Eingriff werden aber auch Hormone, die auf das Hunger- und das Sättigungsgefühl wirken, anders reguliert.
Der Monitor wird nun auf eine 3D-Sicht umgeschaltet, alle ziehen eine 3D-Brille an. Urs Pfefferkorn greift mit der Endoskopiezange den Dünndarm und misst 80 Zentimeter ab. Dann schneidet er den Dünndarm durch und näht ihn an die Magentasche. Der Magen wird so umgangen. Die Zusammenarbeit der drei Operateure geht Hand in Hand, flüssig, routiniert, sauber. Die Operationsstellen bluten nur wenig. Das Darmende wird mit der Magentasche dicht verschlossen. Da- nach wird das obere Dünndarmende an den Darm angenäht, der Dünndarm schön platziert. «Es ist wichtig, dass der Darm gut liegt», kommentiert Urs Pfefferkorn den Operationsschritt, «ansonsten das Risiko für einen Darmverschluss steigt». Am Ende wird der Bauch gespült und die Nähte auf ihre Dichtigkeit überprüft. Es zischt, wenn die Eintrittsportale für die Instrumente aus dem Bauch gezogen werden. Direkt vor der Operation musste Stefan M. während zwei Wochen eine Diät durchführen, um das Volumen der Leber zu reduzieren. Je früher damit begonnen wird, desto rascher erholen sich Patientinnen und Patienten. Damit er für eine Operation überhaupt zugelassen wurde, musste er aber noch mehr Kriterien erfüllen (siehe «Der Weg zu einer Operation»).
Die Bauchschnitte werden von innen her vernäht, die Hautschnitte von aussen, der operative Eingriff ist beendet. Voraussichtlich drei Tage wird Stefan M. nun im Spital verbringen und danach nach Hause gehen können. Richtig erholt wird er aber erst in zwei bis vier Wochen sein. Ab jetzt kann er nur noch geringe Nahrungsmengen zu sich nehmen. «Wer aber denkt, damit sei es getan, irrt sich», so Urs Pfefferkorn. Stefan M. wird immer daran arbeiten müssen, sein Gewicht zu halten. Ab jetzt beginnt jedoch ein neues Leben für ihn: Das Essen, Aussehen, Körpergefühl, die Kleidung, das Selbstwertgefühl, die Bewegung – vieles wird sich ändern. Urs Pfefferkorn ruft die Partnerin von Stefan M. an, teilt ihr mit, die Operation sei erfolgreich gewesen. Für den Patienten ein lebensverändernder Eingriff, für Urs Pfefferkorn Profession.





Erfahren Sie mehr über zwei Eingriffe der bariatrischen Chirurgie in den nachfolgenden Erklärvideos, bereitgestellt von Medtronic.
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Die wichtigste Eigenschaft ist Demut

Chirurgie
«Die wichtigste Eigenschaft ist Demut»
Wohin entwickelt sich die Chirurgie? PD Dr. med. Samuel A. Käser, Chefarzt Chirurgie am Bürgerspital Solothurn, über die schneidende Disziplin, Handfertigkeit und den Trend zur Spezialisierung.
Samuel Käser, ganz grundsätzlich: Was macht ein Chirurg?
Ein Chirurg heilt Erkrankungen und Verletzungen mit Eingriffen am menschlichen Körper. Da dies doch ein sehr breites Therapiefeld ist, haben sich über Jahrzehnte zunehmend Spezialbereiche innerhalb der Chirurgie entwickelt. Als Beispiel behandelt die Viszeralchirurgie Erkrankungen oder Verletzungen des gesamten Bauchraums, des Magen-Darm-Trakts, der Organe im Bauchraum, der Bauchwand, aber auch des endokrinen Systems wie die Schilddrüsen und Nebenschilddrüsen.
Welche Grundeigenschaften muss eine Chirurgin, ein Chirurg haben?
Ich würde sagen die wichtigste Eigenschaft ist Demut. Man muss die Fähigkeit haben, die Situation so zu erkennen, wie sie ist. Man muss wissen, was man kann, und man muss bereit sein, dieses Können unabhängig von den Umständen einzusetzen. Das heisst, man muss dienen können. Gleichzeitig braucht man einen gewissen Mut. Jeder Eingriff ist anders. Deswegen braucht es während eines Eingriffs immer wieder Entscheidungen. Da ein Eingriff am menschlichen Körper eine Körperverletzung darstellt, gehört trotz des Einverständnisses des Patienten eine gehörige Portion Mut dazu, eine Operation durchzuführen.
Es wird gesagt, Chirurginnen und Chirurgen brauchen eine hohe Fingerfertigkeit.
Eine gewisse Fingerfertigkeit braucht man. Aber es ist nicht das reine Handwerk, welches eine gute Chirurgin, einen guten Chirurgen ausmacht. Man muss sich sicher sein in dem, was man tut und das Richtige im richtigen Moment machen. Was Chirurgen brauchen, ist eine hohe Leistungsbereitschaft und Leidensfähigkeit. Man muss mit Leib und Seele dabei sein, ansonsten wird man den Anforderungen des Berufes nicht gerecht.
Nun gibt es den allgemeinen Trend zur Spezialisierung …
… welcher auch in der Chirurgie nicht Halt macht. Es gibt Fachärzte und Fachärztinnen für Neurochirurgie, Orthopädische Chirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Urologie, Handchirurgie und wie gesagt auch die Viszeralchirurgie. Ohne diese Spezialisierung wäre ein grosser Teil der medizinischen Entwicklung nicht möglich. Sorgen macht uns aber etwas anderes.
Das wäre?
An die Stelle der Eigenverantwortung zu entscheiden, was man selber kann, treten zunehmend politische Entscheidungen, die einem diktieren, was man darf. Salopp gesagt kommt es nicht mehr darauf an, was man kann, sondern was man darf. Diese Entscheidungen sind oft politisch motiviert und fachlich nicht gut begründbar.
Wie schätzen Sie das chirurgische Niveau in der Schweiz ein?
Ich habe zehn Jahre meiner Kindheit in Afrika gelebt. Deshalb ist meine Sicht auf die hiesige Welt vielleicht etwas anders. Verglichen mit anderen Industrieländern haben wir sicher ein sehr gutes
Gesundheitssystem. Der grosse Unterschied zu vielen anderen Ländern ist, dass wir der ganzen Bevölkerung die medizinisch gleiche Behandlung bieten.
Wie war es, als Sie das erste Mal zum Schnitt angesetzt hatten?
Es war ein spezielles Gefühl, die Haut eines lebenden Menschen zu durchtrennen. Das ist bis heute so geblieben. Aber nach dem Schnitt tauche ich in eine Welt ein, in der ich versinke. Ab da ist mein Fokus bei der Operation.
Die Entwicklung der Chirurgie
Bereits in der Steinzeit wurden chirurgische Handlungen vorgenommen. In den verschiedenen Weltkulturen wurde diese weiterentwickelt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichten die Narkose und die Hygienemassnahmen die Entwicklung der modernen westlichen Chirurgie. Weitere wichtige Entwicklungen waren die Entdeckung des Penicillins, die Etablierung der modernen Intensivmedizin und die Einführung von minimalinvasiven Methoden. Vor etwa 100 Jahren begann die Spezialisierung in eigene Fächer mit jeweils eigenen Ausbildungswegen. Diese Spezialisierung ist weiter im Gang.
Die Chirurgie am Bürgerspital Solothurn
Alle wichtigen Informationen rund um die Chirurgie finden Sie auf der Webseite des Bürgerspitals Solothurn unter Chirurgie.
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Wenn der Bauch drückt

Blähungen bei Babys
Wenn der Bauch drückt
In den ersten Monaten leiden viele Babys unter Blähungen oder Bauchschmerzen. Woher die Beschwerden genau kommen, ist unklar. Aber man kann etwas dagegen tun.
Es ist eine Situation, die viele frischgebackene Eltern verunsichert: Das Baby hat gerade getrunken und schreit, obwohl es eigentlich satt sein müsste. Oft hat es in solchen Fällen Blähungen oder Bauch- schmerzen. «Gerade zu Beginn des Stillens muss man sich bewusst sein, dass der gesamte Verdauungstrakt des Babys noch nicht ganz ausgereift ist», erklärt Barbara Summer, Stillberaterin am Kantonsspital Olten. Im Bauch bekommt das Baby alles Lebenswichtige über die Nabelschnur und schluckt ausschliesslich Fruchtwasser. Beim Stillen oder auch bei Säuglingsnahrung muss der Darm sich umstellen. Das fordert den Verdauungstrakt.
Viel trinken
Warum gewisse Babys mehr Blähungen haben als andere, ist nicht bekannt. Man dachte lange, es habe ausschliesslich damit zu tun, was die stillende Mutter essen würde, sagt Barbara Summer. Das sei aber überholt: «Babys vertragen Muttermilch grundsätzlich sehr gut. Die früheren Empfehlungen, man dürfe keine Bohnen oder andere Produkte essen, die Blähungen verursachen, stimmen so nicht.» Die Mutter solle ihr Kind beobachten und wenn sie merke, dass ihr Baby vermehrt Blähungen habe, solle sie auf dieses Lebensmittel verzichten. Einzig von Salbei oder Pfefferminz wird abgeraten, da beide Kräuter abstillend wirken.
Ruhe ist wichtig
Schreit das Kind sehr viel, kann das Eltern stark verunsichern. Sie sehen, dass ihr Baby Bauchweh hat und nichts hilft. Die Stillberaterin empfiehlt, sich in solchen Fällen Hilfe oder Beratung zu holen. «Viele Eltern warten zu lange, bevor sie sich trauen, dies mit der Hebamme oder einer Stillberaterin zu besprechen.» Manchmal helfe es schon nur zu erfahren, dass man nichts falsch gemacht habe. Und dann rät Barbara Summer aber auch zur Gelassenheit: «Kinder nehmen viel mehr von der Umgebung wahr, als wir meinen. Werden die Eltern unruhig, wird auch das Kind unruhig.» Das sei zwar leichter gesagt als getan, aber sehr wichtig und beginne bereits beim Stillen. «Sich während des Stillens oder der Schoppennahrung ganz dem Baby zu widmen, sorgt bereits für Ruhe und gibt dem Baby Sicherheit.» Und übrigens: Weinen sei auch ganz normal. «Eine andere Möglichkeit hat das Kind ja noch nicht, um sich auszudrücken.»
Was nach dem Stillen hilft
- Der Fliegergriff. Das Baby liegt mit seinem Bauch auf dem Unterarm. Der leichte Druck, der so auf den Magen-Darm-Trakt ausgelöst wird, kann Linderung verschaffen.
- Den Babybauch mit leichtem Druck massieren. Wichtig: Immer im Uhrzeigersinn, sonst arbeitet man gegen den Darm.
- Nach dem Essen das Baby nicht sofort hinlegen
- Ein leicht erwärmtes Kirschensteinkissen verwenden.
- Das Baby ins Tragetuch oder Bonding nehmen.
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Vernetzte Zusammenarbeit Ergotherapie
In der Ergotherapie ist es unser Ziel, dass die Patientinnen und Patienten möglichst viele Aktivitäten wieder ausführen können.
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Detail versessen und kompromisslos

Chirurgie
Detail versessen und kompromisslos
Wie war der erste Schnitt? Welche Fertigkeiten muss eine Chirurgin, ein Chirurg haben? Wohin führt der Trend zur Spezialisierung? Antworten im Gespräch mit Dr. med. Philippe Glauser, Chefarzt Chirurgie Spital Dornach.
Philippe Glauser, was ist das Attraktive an der Allgemein- und Viszeralchirurgie?
Das breite Spektrum macht diese beiden Fächer sehr interessant. Im Gegensatz zu einem Spezialisten operieren Sie nicht jeden Tag dasselbe Organ, sondern haben zahlreiche Herausforderungen. Dank der Allgemein-, aber auch dank der Spezialchirurgie können wir am Spital Dornach rund 70 Prozent aller Operationen abdecken.
In der Chirurgie gibt es den Trend zur Spezialisierung. Ist das gut oder schlecht?
Ich glaube, es ist sinnvoll, dass bei sehr seltenen Eingriffen eine Mindestzahl festgelegt wird. Die Frage ist: Was ist eine gute Mindestzahl? Wir brauchen zum Beispiel keine Spezialistinnen oder Spezialisten für sehr häufige Eingriffe. Hingegen ergibt es durchaus Sinn, bei komplexen Ein- griffen wie Bauchspeicheldrüsenoperationen eine Mindestfallzahl vorzuschreiben. Man muss sich jedoch immer wieder fragen: Ergibt es Sinn, sich immer mehr auf ein einziges Organ oder auf eine einzige Erkrankung festzulegen?
Welche Eigenschaften muss eine angehende Chirurgin, ein angehender Chirurg haben?
Ich glaube man muss detailversessen und kompromisslos sein. Auch wenn Sie etwas schon hundertmal gemacht haben, dürfen Sie nie nachlassen. Sie müssen einen Eingriff hundert Mal in derselben Tonqualität durchfuhren. Die akute Behandlung ist erst dann beendet, wenn die Patientin, der Patient wieder zu Hause ist. Sich wahrend eines Eingriffs mehrere Stunden lang hundertprozentig fokussieren zu können, fallt nicht allen jungen Chirurginnen und Chirurgen einfach. Aber man kann es lernen. Braucht es eine hohe Fingerfertigkeit? Man sollte nicht gerade zwei linke Hände haben. Aber die Sache mit den magischen Händen, das ist Hollywood. Chirurgie ist zu einem guten Stück auch Handwerk und auch das kann gelernt werden.
Chirurgen, sagt man manchmal, seien nicht die begnadeten Kommunikatoren? Für mich ist es keine Frage, dass man auch kommunizieren können muss. Am Ende geht es darum, dass wir eine vernünftige Medizin machen. Nicht jedes Resultat bei einem Eingriff lasst sich exakt voraussagen. Deshalb müssen wir herausfinden, was die Patientin oder der Patient mochte. Diese Entscheidung sollten wir immer zusammen mit den Patienten fallen – und dafür braucht es ein Gespür für Menschen.
Wie schätzen Sie das chirurgische Niveau der Schweiz ein?
Sehr hoch. Und ich hoffe, dass es so hoch bleibt. Was mir Sorgen bereitet, ist der fehlende Nachwuchs in der Allgemeinchirurgie. Auch wir spuren den Trend, dass viele Arztinnen und Arzte in ein Spezialgebiet wechseln mochten. Genauso wie wir eine gute Hausarztmedizin brauchen, brauchen wir auch gute Allgemeinchirurginnen und -chirurgen.
Können Sie sich an Ihren ersten Schnitt erinnern?
Den vergisst man nicht. Ich war erstaunt, wie fest man drucken muss, damit man durch die Hautoberflache kommt. Ich sehe dasselbe heute bei unseren Assistenzarztinnen und -arzten. Beim ersten Schnitt ritzen die meisten nur an der Oberflache.
Über Dr. med. Philippe Glauser

Dr. med. Philippe Glauser ist Facharzt für Viszeral-, Allgemein- und Unfallchirurgie und Chefarzt Viszeralchirurgie und Traumatologie, Spital Dornach.
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Die Sicht der Hausärztin
Im Kanton Solothurn leisten die Hausärztinnen und Hausärzte Notfalldienste im Spital – in der sogenannten vorgelagerten Notfallstation.
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Vom Spital bis zur Spitex
Die beste Versorgung im Spital nützt wenig, wenn die notwendige Nachsorge nach dem Spitalaustritt schlecht oder gar nicht organisiert wurde. Fünf Sichtweisen, wie eine gute Übergabe geplant sein soll.
Patientengeschichte

Patientengeschichte
«Meine Endometriose wurde per Zufall entdeckt.»
Astrid Zeltner, 30, hatte schon früh immer wieder sehr starke Regelschmerzen. Ihre Endometriose wurde per Zufall entdeckt.
«Ich war 15 Jahre alt, als ich sehr starke Schmerzen während der Menstruation bekam. Ich hatte keine Ahnung, dass es die Krankheit Endometriose überhaupt gibt. Viele Ärzte offenbar auch nicht. Jahrelang hiess es, das sei normal, bei manchen Frauen sei der Regelschmerz stärker als bei anderen. Während der Arbeit blieb ich vor Schmerzen manchmal eine halbe Stunde mit Wärmekissen in einer Ecke sitzen, weil ichs kaum ausgehalten habe.
Als ich 21 Jahre alt war, hatte ich nebst den Schmerzen plötzlich auch Fieber. Mein damaliger Hausarzt in der Ostschweiz schickte mich sofort mit Verdacht auf geplatzten Blinddarm in den Notfall, wo sie mir den Blinddarm entfernten. Der war aber weder entzündet noch geplatzt. Also haben sie weiter nach Ursachen gesucht und Endometriose diagnostiziert. Die Endometriose-Herde wurden in derselben Operation gleich entfernt.
Danach ging es mir richtig gut. Ich konnte wieder uneingeschränkt Sport treiben, hatte Freiheiten und musste keine Medikamente mehr nehmen. Leider nur zwei, drei Jahre lang. Danach kamen die Schmerzen erneut. Luana kam zur Welt, danach Malea und heute habe ich wieder Einschränkungen. Mit den Kindern fühlt es sich aufgrund der andauernden Müdigkeit, welche die Krankheit mit sich führen kann, noch intensiver an.
Während der Menstruation sind die Schmerzen so stark, dass ich liegen muss. Meine Mutter und Schwiegermutter unterstützen uns glücklicherweise. Hormontherapie, Schmerzmedikamente – ich habe fast alles ausprobiert. Hormone vertrage ich schlecht. Ich versuche es nun mit komplementären Methoden, versuche auf meine Ernährung zu achten, gehe in die Massage und mache Sport, so gut es geht. Wenn die Kinder etwas grösser sind, kommt auch ein operativer Eingriff wieder in Frage. Vorher nicht.
Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, dass das Thema Endometriose in den Fokus rückt – vor allem wenn ich dran denke, wie lange meine Schmerzen nicht ernst genommen wurden.»
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Spitalaustritt – Der Weg nach Hause
7 Fragen an Dr. med. Mussa Hamad
In der Psychiatrie gibt es beim Austritt oft Unsicherheiten. Wie schaffe ich es, im Alltag wieder Fuss zu fassen? Was tun, bei einer erneuten Krise? Wichtig sei darum, schon beim Eintritt das Austrittsziel festzulegen, so Dr. med. Mussa Hamad.
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Judith Rafael Rosa, 63, musste wegen einer Erbkrankheit ihre Nieren entfernen lassen. Vertrauen zum Arzt und die Aufforderung, sich jederzeit melden zu dürfen, gaben ihr beim Austritt Sicherheit.
9 Monate Wachstum

Schwangerschaft
9 Monate Wachstum
Für manche ist es die schönste Zeit im Leben, andere wünschen sich, dass sie möglichst rasch vorübergeht: Schwangerschaft erleben alle Frauen anders.
Es gibt alle möglichen Formen: Rund, oval, klein, spitz, flach, gross bis sehr gross, hoch- oder tiefsitzend. Wie sich der Bauch entwickelt, lässt sich nur sehr bedingt voraussagen. Bei einigen Frauen beginnt sich der Bauch bereits in den ersten Wochen der Schwangerschaft abzuzeichnen, bei anderen wird er erst deutlich später sichtbar. Die ersten drei Monate können für die schwangere Frau belastend sein, da sich der Körper auf die hormonelle Veränderung einstellen muss. Das zweite Drittel hingegen wird von vielen als die angenehmste Zeit der Schwangerschaft empfunden. «Der Körper hat sich umgestellt, der Bauchumfang ist noch nicht so gross und die Bewegungen des Kindes werden spürbar.» Das Kind zu spüren sei auch für Väter wertvoll und wichtig, um eine erste Bindung zum Kind aufzubauen und so an der Schwangerschaft teilzuhaben zu können, so Alexandra Moser, Hebamme am Bürgerspital Solothurn und stellvertretende Leiterin der Gebärabteilung.
Die Sache mit den Streifen
Was viele Frauen beschäftigt, sind sogenannte Schwangerschaftsstreifen, welche sich durch die Dehnung des Gewebes bilden können. «Ob jemand Schwangerschaftsstreifen entwickelt, hängt stark von der Veranlagung ab», sagt Alexandra Moser. Beeinflussen lasse sich dies nur bedingt. «All die speziellen Pflegeprodukte helfen mässig», so die Hebamme. «Ich empfehle aber, den Bauch mit einem einfachen naturbelassenem Öl zu pflegen, damit die Haut nicht austrocknet und dehnbarer bleibt.» Dabei ist die Kontaktaufnahme mit dem Kind und die Auseinandersetzung mit den körperlichen Veränderungen mindestens so wichtig wie das Einölen.
Der Schlussspurt
Im letzten Drittel der Schwangerschaft wird das Kind im Bauch nun grösser und schwerer. Dies kann zur Herausforderung im Alltag werden, was ich häufig schon beim Schuhe binden zeigt. Manche Frauen fühlen sich in dieser Zeit unattraktiv. «Ich versuche die Frauen zu bestärken, die körperlichen Veränderungen anzunehmen. Viele dieser Veränderungen sind wichtig für die Vorbereitung und einen guten Verlauf der Geburt», sagt Alexandra Moser. Zudem ist es wichtig, dass die Schwangere auf ihre Bedürfnisse hört und auf ihr Bauchgefühl vertraut. Sie darf sich auch mal eine Pause gönnen. Wir lebten heute in einer solch vernetzten Welt mit hohen Ansprüchen an unsere Leistungsbereitschaft, dass sich viele diese Zeit nicht mehr nehmen würden, so die Hebamme.
Und dann?
Nach der Geburt wünschen sich viele Frauen, dass sich der Bauch rasch zurückbildet und alles wie vor der Schwangerschaft ist. Alexandra Moser relativiert aber: «Die Rückbildung dauert so lange wie die Schwangerschaft selbst.» Die Frau soll sich dabei nicht unnötig unter Druck setzen. «Was wir unbedingt empfehlen, sind Rückbildungskurse. Einerseits gibt die gezielte Rückbildung der Frau ein gutes Körpergefühl, andererseits ist sie enorm wichtig für die Kräftigung des Beckenbodens und der sonst betroffenen Muskulatur.» Und die Schwangerschaftsstreifen? «Die rötlich-blauen Risse verblassen von alleine, ganz verschwinden tun sie jedoch nicht. Sie sind Spuren von etwas ganz Wunderbarem und dürfen mit Stolz durchs Leben getragen werden.»
Gesundheitswoche auf Radio 32
Wir sind auch mit dieser Ausgabe bei der Gesundheitswoche bei Radio 32 mit dabei. Alexandra Moser Stv. Leiterin Geburtenabteilung im Interview.
Einblicke und Informationen rund um die Schwangerschaft und Geburt.
Kantonsspital Olten
- Besuchen Sie die Geburten- und Wochenbettstation in unserem virtuellen Rundgang.
- Auf der Webseite der Frauenklinik erhalten Sie einen Einblick in die Arbeit von Stationsleiterinnen, Beleghebammen und Sillberaterinnen. In den Blogbeiträgen erhalten Sie Informationen zu Kursen und Themen rund um Gynäkologie, Geburtsvorbereitung bis zur frauenspezifischen Vorsorge.
Bürgerspital Solothurn
- Werfen Sie einen Blick in das Familienzimmer in unserem virtuellen Rundgang.
- Weitere Informationen rund um die Schwangerschaft und die Geburt am Bürgerspital Solothurn erhalten Sie zudem hier.
Selbstständig bestimmen, wie die Geburt abläuft.
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Endometriose

Endometriose
Schmerzen dürfen nicht die Regel sein.
Endometriose ist eine Erkrankung, die bei betroffenen Frauen zu sehr starken Schmerzen führen kann. Diese äussern sich oft sehr unterschiedlich. Eine frühe Abklärung lohnt sich.
Der Chefarzt der Frauenklinik des Bürgerspitals Solothurn, PD Dr. med. Stefan Mohr, ist deutlich, wenn es um starke Bauchbeschwerden bei Frauen geht: «Endometriose ist eine sehr belastende Krankheit und dennoch warten viele Frauen zu lange, bis sie eine Abklärung vornehmen.» Bei einer Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb des Bauchraums an, wachsen und bilden Schleimhautinseln, sogenannte Endometrioseherde. Diese werden, genau wie die Gebärmutterschleimhaut, durch Hormone beeinflusst, bauen sich auf und führen dort zu einer schmerzhaften Entzündungsreaktion.
Eine lange unerkannte Erkrankung
«Im Schnitt dauert es sieben bis zehn Jahre, bis eine Frau die Diagnose hat», so Stefan Mohr. Das ist lang. Der Grund liegt darin, dass sich die Krankheit sehr unterschiedlich äussert. «Manche haben nur während der Regel starke Bauchschmerzen, andere chronische. Bei manchen Frauen wieder- um kann Endometriose Beschwerden beim Wasserlösen, Stuhlen oder beim Geschlechtsverkehr verursachen.» In seiner Praxis erlebt Stefan Mohr auch viele Endometriosepatientinnen mit Begleiterkrankungen wie Migräne, Müdigkeitssymptomen oder auch Depressionen. Endometriose kann dazu führen, dass sich Frauen sozial zurückziehen. Zehn Prozent aller Frauen sind von der Krankheit betroffen. Auch gesellschaftlich hat die Krankheit eine Relevanz, da es wegen den starken Beschwer- den zu zahlreichen Absenzen in Schule und Beruf kommt.
Wie ein Puzzle
Die Diagnose ist nicht einfach. «Das Wichtigste ist die Anamnese, die Geschichte der Patientin. Wie lange hat sie die Beschwerden? Wie äussern sie sich? Haben die Schmerzen zugenommen? Wann treten sie auf? Das sind nur einige der Fragen, die wir stellen.» Es sei wie ein Puzzlespiel. Eine sichere Diagnose könne am Ende nur die operative Bauchspiegelung liefern. Dabei geht die Ärztin oder der Arzt über kleine Schnitte in den Bauchraum und kann so Endometrioseherde ausfindig machen. Zuerst bietet sich meist eine hormonelle Therapie an, insbesondere wenn man einer Operation kritisch gegenübersteht. «Der Versuch mit einer hormonellen Therapie hilft bei der Diagnosestellung. Werden die Beschwerden hiermit gelindert, spricht dies für das Vorliegen einer Endometriose», erklärt Stefan Mohr. Danach bleibe immer noch die Option eines operativen Eingriffs. Welche Massnahme am sinnvollsten ist, wird im engen Austausch mit der Patientin entschieden.
Die Beschwerden
Endometriose kann sehr unterschiedliche Beschwer den auslösen: Von konstanten Bauchschmerzen über Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder bei bestimmten Bewegungen. Eines der Hauptsymptome ist jedoch der ausserordentlich starke Schmerz während der Menstruation, oft schon ein bis drei Tage vor der Blutung. Endometriose kann durch Verwachsungen an den Eierstöcken zur Unfruchtbarkeit führen. Je nach Lage der Endometrioseherde können auch schon bei kleinen Verwachsungen sehr starke Schmerzen auftreten.
Mehrere Therapieformen
Endometriose ist eine chronische Erkrankung. Bei bis zu 30 Prozent der Patientinnen gibt es nach einer Therapie einen Rückfall. Aber man kann mit der Krankheit umgehen. Es gibt mehrere Therapieformen, die kombiniert werden können:
• Schmerzbehandlung: Patientinnen erhalten wirksame Medikamente, welche die Schmerzen eindämmen. Es gibt keine Gefahr der Abhängigkeit, solange keine opioidhaltigen Schmerzmittel verschrieben werden.
• Hormonelle Behandlung: Bei einer hormonellen Behandlung ist das Ziel, das Wachstum der Endometrioseherde zu unterdrücken. Dabei wird der Monatszyklus unterbrochen. Die Endometrioseherde werden sozusagen ausgetrocknet.
• Operative Therapie: Die Operation erfolgt laparoskopisch über kleine Hautschnitte im Bauch. Dabei werden eineKamera und spezielle Instrumente eingeführt. Die Endometrioseherde werden herausgeschnitten – immer mit dem Ziel, das gesunde Gewebe so weit wie möglich zu schonen.
• Ergänzende Therapien: Hilfreich können ausserdem sportliche Aktivitäten oder Therapien wie Ernährungsberatung, Physiotherapie oder Psychotherapie sein.
Endometriose und Kinderwunsch
Endometriose betrifft vor allem jüngere Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. Rund die Hälfte aller Kinderwunschpatientinnen haben Endometriose. «Es schliesst sich aber keineswegs aus, dass nach einer Behandlung eine Frau schwanger werden kann», so Stefan Mohr. Egal, ob die Behandlung wegen des Kinderwunsches erfolgt oder nicht: «Keine Frau sollte sich einfach so mit starken Regelbeschwerden abfinden müssen, sondern frühzeitig eine Abklärung vornehmen», so der Chefarzt der Frauenklinik am Bürgerspital Solothurn. Nicht zuletzt ist es möglich, dass die Endometriose fortschreiten und zunehmende Beschwerden verursachen kann, wenn sie unbehandelt bleibt.
Gesundheitswoche auf Radio 32
Wir sind auch mit dieser Ausgabe bei der Gesundheitswoche bei Radio 32 mit dabei. PD Dr. med. Stefan Mohr, Co-Chefarzt Gynäkologie und Geburten am Bürgerspital Solothurn im Interview.
endohelp.ch – Austausch unter Betroffenen
Noch immer ist ausserhalb von Fachkreisen das Thema Endometriose wenig präsent. Viele Frauen mit Endometriose haben bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Allzu oft werden Beschwerden vom Umfeld als Bagatelle abgetan. Es ist deshalb für viele Frauen hilfreich, sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. EndoHelp ist ein Verein, welcher von betroffenen Frauen gegründet wurde.
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